Vermittlung von Ehrenamtlichen für Arbeiten im Haushalt

An der Nachbarbude vor der Kirche St. Joseph in der Nordstadt gibt es Kaffee und kostenlose Hilfe

Paula Giesen, Silvia Koslowski und Johanna Ufkes (v.l.) begrüßten und bewirteten die Gäste aus dem Erzählcafé. Ihr Kollege Jürgen Grewe hatte an diesem Donnerstag keinen Dienst. Foto: Susanne Schulte

Von Susanne Schulte

Ist ein Regal aufzubauen oder die angeschlagene Gesundheit machte das Fensterputzen unmöglich, ist die Nachbarbude an der Münsterstraße vor der Kirche St. Joseph die richtige Anlaufstelle für Nordstädter*innen, um Hilfe zu bekommen. Seit April 2023 vermitteln Paula Giesen, Jürgen Grewe, Silvia Koslowski und Johanna Ufkes Ehrenamtliche, die kostenlos tätig werden. Was alles in den vergangenen Monaten ans Laufen gekommen ist, das erfuhren am vergangenen Donnerstag die Gäste des Erzählcafés des Seniorenbeirats, die statt im Keuninghaus dieses Mal auf den Bänken vor der Kirche Platz nehmen konnten und Kaffee und Kekse serviert bekamen.

Das unkomplizierte und barrierefreie Angebot bringt Menschen in Kontakt

„Die Bude ist mittlerweile sehr frequentiert. Jeden Tag kommen so an die 30 Leute“, erzählen Silvia Koslowsi und Johanna Ufkes. Sinn und Zweck des Projekts war und ist, die Nachbarschaft in der Nordstadt zu fördern.

Susanne Schulte | Nordstadtblogger

Träger ist der Verein für soziale Dienste, früher der Sozialdienst katholischer Männer, das Geld kommt von der Dortmunder Wirtschaftsförderung, die es wiederum aus einem EU-Topf erhält.

Die vier hauptamtlichen Frauen und Männer bringen durch das unkomplizierte und barrierefreie Angebot an der Bude Menschen in Kontakt. Zeigten sich die Besucher*innen in den ersten Wochen noch ein wenig zurückhaltend, sowohl was das Aussprechen des Hilfebegehrens wie das der Hilfestellung anging, gibt es jetzt eine Liste von Ehrenamtlichen, die gut zu tun haben.

Wem geholfen wurde, hilft später auch gerne anderen 

Und die haben häufig aus Neugierde einmal an der Bude Halt gemacht oder sich einen Kaffee schmecken lassen, wenn das Team der Nachbarbude wie jeden Mittwoch zum Budenkaffee einlädt. Viele der Helfenden sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, viele auch älter als 60 Jahre.

Susanne Schulte | Nordstadtblogger

„Manche sind, nachdem ihnen geholfen wurde, selbst ehrenamtlich aktiv geworden“, berichten die beiden Frauen. Die meisten Ehrenamtlichen haben eine Migrationsfamiliengeschichte.

Wer keine Hilfe im Haushalt braucht, aber wissen will, wo man mit anderen Malen oder Turnen, Singen oder Stricken kann, holt sich jede Woche das aktuelle Programm der Freizeitangebote aus der Umgebung an der Nachbarbude ab. Und fällt es jemandem schwer, die Wohnung zu verlassen, vermitteln die Vier von der Bude auch Hausbesuche.

Eine Kopie machen die Vier von der Bude schon mal vor Ort

Die Gäste vom Erzählcafé hatten viele Fragen. Ja, wenn die Kapazitäten es zulassen, werden die Ehrenamtlichen auch außerhalb der Nordstadt aktiv. Ja, sie dürfen auch auf Leitern steigen, da sie über den Verein versichert sind. Und ja, man darf den Helfenden auch ein Dankeschön geben, wenn auch die Leistung ansonsten kostenlos erbracht wird.

Susanne Schulte | Nordstadtblogger

Wer Sorge hat, trotz Hilfebedarf jemanden Fremdes in die Wohnung zu lassen, wird beruhigt: Die Ehrenamtlichen bekommen alle einen Ausweis von der Nachbarbude ausgestellt. Nein, ausgenutzt wird niemand: „Wir kommen ja mit den Leuten ins Gespräch und erkennen schon, ob jemand seine Wohnung alleine putzen kann und nur zu faul ist, um das machen.“

Wer Beratung in Sachen Pflege, Rente, Kinderbetreuung sucht, den vermitteln die Frauen und ihr Kollege weiter an zuständige Stellen. Eine Kopie dagegen wird schon mal vor Ort gemacht wie auch ein kleines Problem mit dem Smartphone schnell behoben.

Die Finanzierung ist nur noch bis Ende des Jahres gesichert

Ist die Waschmaschine kaputt guckt das Budenteam online in Kleinanzeigen nach günstigen Ersatzteilen oder einer gebrauchten Maschine. Währenddessen trinken die Ratsuchenden einen Kaffee, der in der großen Kanne immer bereit steht, oder zapfen sich ein Glas Wasser. Wie es sich für eine Bude gehört, steht die Kundschaft draußen. Auch im Winter. Bei Regen wird schon mal ein Pavillon aufgestellt, gegen Kälte muss sich jede*r selbst entsprechend anziehen.

So gut wie das Projekt läuft, so schnell kann es wieder zu Ende sein. Die Finanzierung ist noch bis Ende des Jahres gesichert. Ob und wie es weitergeht, weiß bislang niemand. Die Frauen aus dem Erzählcafé hatten zwar eine Menge Tipps, wie man an eine Förderung kommen könnte, doch bis zum 31. Dezember ist die Zeit sehr knapp. Die Nachbarbude ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr besetzt. Auch einfach zum Quatschen darf und soll man dort mal eine Pause machen. 

Unterstütze uns auf Steady

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert