Die Filialen in Dortmund und Berlin schließen Ende Januar 2022

„Alles hat ein Ende“: Der bei Neonazis beliebte Szene-Laden „Thor Steinar“ macht dicht

Gleich am ersten Öffnungstag gab es den ersten Polizeieinsatz am neuen Thor Steinar-Laden „Tønsberg“ in Dortmund.
Gleich am ersten Öffnungstag gab es den ersten Polizeieinsatz am neuen Thor Steinar-Laden „Tønsberg“ in Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Er ist der umstrittenste Laden in Dortmund – und Ende Januar 2022 (erneut) Geschichte: Der bei Neonazis beliebte Klamottenladen „Tønsberg“ bzw. „Nordic Company“, der die Marke „Thor Steinar“ vertreibt, – schließt. Von Anfang an gab es zivilgesellschaftliche Proteste gegen den Laden.

Schon die Eröffnung von „Tønsberg“ wurde von Protesten begleitet

Auch beim ersten Anlauf von „Tønsberg“ im Brüderweg gab es eine Vielzahl von Protesten und Polizeieinsätzen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Das Mode-Label „Thor Steinar“ ist eine der beliebtesten Kleidungsmarken der rechtsextremen Szene. Denn die Macher:innen spielen nicht nur mit germanischer Mythologie und „harmloser Runenschrift“, sondern auch mit NS-Symbolik und klaren rechtsextremen Motiven.pastedGraphic.png

Als der Laden „Tønsberg“ in Dortmund eröffnete, gab es natürlich sofort Proteste. Auch der Stadt war der Laden ein Dorn im Auge. Das Geschäft am Brüderweg musste wegen Verstößen gegen das Bauordnungsrecht schließen. Denn der Laden war vorher keiner, sondern eine Werkstatt. Verstöße gegen den Brandschutz führten zur Schließung.

Der zweite Anlauf war zumindest behördlich nicht zu beanstanden, als der Laden im Juli 2020 unweit des alten Standorts neu eröffnet wurde. Die Proteste gingen sofort wieder los bzw. weiter. Zwischenzeitlich sorgte nur Corona für eine Schließung. Die Proteste gegen das Geschäft wurden fortgesetzt.

Ende des Monats schließen gleich zwei Thor-Steinar-Geschäfte

Am Samstag demonstrierten rund 350 AntifaschistInnen gegen den bei Nazis beliebten Szene-Laden. Fotos: Alex Völkel
Immer wieder gab es Kundgebungen und Demos gegen die „Thor Steinar“-Läden in Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Ob diese letztendlich (auch) der Grund für die Schließung des Ladens war oder die wirtschaftliche Lage, will das Unternehmen Mediatex mit Sitz im brandenburgischen Mittenwalde nicht beantworten. Eine Anfrage von Nordstadtblogger blieb bisher unbeantwortet.

Ende des Monats schließen gleich zwei Thor-Steinar-Geschäfte – die letzten im Westen. Neben Dortmund auch die Filiale in Berlin-Spandau, die auch „nur“ etwa zwei Jahre existierte.

„Alles hat ein Ende“ bewirbt das Unternehmen den aktuellen Ausverkauf. Kein neues Phänomen:  In den vergangenen Jahren schlossen immer häufiger Geschäfte, die den Bedarf an rechten Szeneartikeln decken wollten. Damit existieren „nur“ noch die Läden  „Trondheim“ in Erfurt, „Tønsberg“ in Schwerin, „Narvik“ in Magdeburg, „Oseberg“ in Halle an der Saale sowie zwei Geschäfte – „Larvik“ und „Outlet“ in Dresden. 

Mediatex ist knapp 20 Jahre im rechten Mode-Geschäft

Wegen der Symbole, Namen und Motive ist die Marke bei Neonazis sehr beliebt.
Wegen der Symbole, Namen und Motive ist die Marke bei Neonazis sehr beliebt. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

An weiteren Standorten wurden Geschäfte nach juristischen Auseinandersetzungen sowie anhaltenden Protesten wieder dicht gemacht. So schloss nach Angaben von „Endstation Rechts“ 2013 eine Filiale in Berlin-Friedrichshain nach Protesten und Farbangriffen.

2015 folgten die Geschäfte in Hannover und Rostock, 2017 im schleswig-holsteinischen Glinde. Zuletzt stellten die Filialen in Chemnitz und Neubrandenburg Anfang 2021 den Betrieb ein.

Hinter der 2002 registrierten Marke steht die Mediatex GmbH mit Sitz im brandenburgischen Mittenwalde. Nur wenig ist über die Geschäfte des Unternehmens bekannt. 2008 soll Thor Steinar nach einem Bericht von „Endstation Rechts“ allein über den hauseigenen Online-Shop rund 1,27 Millionen Euro umgesetzt haben. Mittlerweile sind die Klamotten auch in anderen europäischen Ländern erhältlich.

 

Reaktionen

  1. Svenja Leppek

    Ich finde es grausam das ihr solche Läden kritisiert und direkt die Nazi-Keule schwingt! Es gibt dort so schöne Kleidung die nicht nur Nazis tragen! Ich war heute nochmal im Dortmunder Laden und hab mich mit schicken Winter Pullis eingedeckt. Mich kotzt eure Denkweise an! Man sollte lieber die Billigmarken H&M, Primark etc boykottieren als anständige Kleidungsmarken die ihre Qualität definitiv wert sind!

  2. Weg mit dem Nazidreck! Thor-Steinar endlich dicht. (Erklärung BlockaDO)

    Am 31. Januar macht in Dortmund nun auch das zweite Ladengeschäft des Modelabels „Thor Steinar“ dicht. Das lassen wir nicht unkommentiert. Kommt zur „Abschluss“-Kundgebung am 31. Januar um 17.30 Uhr zur Kuckelke/Alter Burgwall.

    1. Versuch

    Im August 2019 eröffnete die Firma Mediatex mit Sitz in Mittenwalde am Brüderweg ein Hinterhof-Ladenlokal mit dem Namen „Tønsberg“. Das Modelabel „Thor Steinar“ wurde dort angeboten; ein Modelabel, das mit rassistischen, völkischen und sonstigen menschenverachtenden Bezügen besonders beliebt in der rechten Szene ist.

    Nach dem Bekanntwerden der Ladeneröffnung formierte sich sofort Gegenprotest. Bereits während der ersten Protestkundgebung wurde die Ausrichtung des Shops deutlich unterstrichen: Dortmunder Nazis stellten sich demonstrativ vor den Eingangsbereich des Ladens.

    Der Protest gegen das Ladengeschäft direkt vor Ort, einhergehend mit Aufklärung über das Modelabel, wurde kontinuierlich jede Woche durch BlockaDo organisiert bzw. koordiniert. Die Gestaltung einzelner Kundgebungen wurde auch von verschiedenen Bündnispartner:innen übernommen. So zeichnete sich nachdrücklich die Vielfalt des Protestes aus.

    Der Shop war schnell Geschichte: Im November 2019 wurde das Ladengeschäft geschlossen; es gab gewerberechtliche Verstöße und Brandschutz-Mängel.

    2. Versuch

    Im Juli 2020 wurde bekannt, dass erneut in einer B-Lage ein Thor-Steinar-Laden eröffnet wird: Im Durchgangsbereich zwischen Kuckelke/Alter Burgwall, wieder sehr versteckt, machte er auf. Unliebsames Willkommen: Beim Fotografieren der Fassade des Geschäftes wurde eine Pressesprecherin unseres Bündnisses körperlich attackiert, zufällig anwesende Polizei griff sofort ein.

    BlockaDo lud Bündnis-Partner:innen, Parteien und Gruppen erneut zum Protest ein. Der wurde auch gegen diesen Laden wieder breit getragen; viele verschiedene Gruppierungen brachten sich über Monate ein. Während des Lockdowns im Winter 2020 ruhten zwar auch die Kundgebungen, doch ab dem Frühjahr 2021 ging es weiter.

    Und Schluss!

    Am 31. Januar wird der Nazi-Laden nun endlich geschlossen! Das Bündnis BlockaDo lädt an diesem Tag noch einmal zu einer Kundgebung an bekanntem Ort ein (übrigens die 31. Aktion – wie passend).
    Sowohl beim ersten als auch jetzt beim zweiten Ladengeschäft haben wir immer betont:

    Wir protestieren so lange, bis der Laden Geschichte ist. Und wir haben Wort gehalten. Danke an alle, die den Protest mitgestaltet und getragen haben.

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