
Wenn Kinder und Jugendliche nicht am schulischen Unterricht teilnehmen, kann das ernste Gründe haben. Seit 2024 gibt es dafür in Dortmund ein besonderes Beratungs- und Hilfsangebot. Mitarbeiterinnen einer Fachstelle kümmern sich professionell und einfühlsam um besonders schwere Fälle der Schulverweigerung. Sie sprechen mit betroffenen Schülerinnen und Schülern, helfen deren Eltern beim Verstehen der Situation, arbeiten mit den beteiligten Institutionen wie Schule und Jugendamt eng zusammen und vermitteln Hilfe in die unterschiedlichsten Bereiche.
Schulverweigerung ist niemals grundlos
Dass gelegentlich mal eine Schulstunde geschwänzt wird, gehört wohl zu jeder Kinder- und Jugendbiografie. Problematisch wird aber das wiederholte Fehlen Schulpflichtiger im Unterricht. Man spricht dann von einem „schulabsenten Verhalten“, was bei fünf bis zehn Prozent der Schüler:innen in Deutschland auftritt. Das Versäumnis kann Stunden oder ganze Tage umfassen, sogar eine generelle Schulverweigerung gibt es in einzelnen Fällen. Dabei kann schulvermeidendes Verhalten zu beträchtlich negativen Folgen für die psychische Gesundheit und soziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen führen.

Gründe für schulvermeidendes Verhalten können sich in unterschiedlichen Lebensbereichen entwickeln. Individuelle, familiäre, soziale oder schulische Probleme können ursächlich dafür sein. Grundsätzlich gilt, dass Kinder und Jugendliche niemals grundlos der Schule fern bleiben. Und weil das so ist, gebührt der Problematik unbedingte Aufmerksamkeit.
„Ein Siebtklässler schließt sich seit Wochen in seinem Zimmer ein und zockt unkontrolliert Onlinespiele. Seine Mutter ist alleinerziehend und berufstätig. Sie hat Wechselschichten. Oft bekommt sie gar nicht mit, dass er nicht zur Schule geht“, berichtet die Psychologin Anne Meisborn aus ihrer täglichen Praxis und fährt fort: „Wenn die Mutter mal da ist, ignoriert er sie. Wenn sie ihm was verbieten will, wird er aggressiv. Und natürlich möchte man ihr zurufen: Nimm‘ ihm den Zimmerschlüssel ab und schalt‘ das WLAN aus. Aber für die Mutter ist die Situation zermürbend. Am Ende fehlt ihr dafür einfach die Kraft.“
Es gibt ein umfangreiches Beratungsangebot in Dortmund
Anne Meisborn ist in der »Fachstelle Schulabsentismus« der Schulpsychologischen Beratungsstelle der Stadt Dortmund tätig, in der man einen Handlungsleitfaden für solche Situationen entwickelt hat. „Ist bis hier hin alles nach diesem Handlungsleitfaden gelaufen, ist ab den ersten Fehlzeiten schon viel passiert“, erklärt die Psychologin. „Dann haben die Lehrer:innen das Fehlen des Jungen dokumentiert, haben zur Mutter Kontakt aufgenommen, gemeinsam Lösungen gesucht und bei Bedarf auch das Jugendamt mit einbezogen.“

Die »Fachstelle Schulabsentismus« selbst ist ein Hilfsangebot, von dem aus zusammen mit dem Jugendamt ein ganzes Netzwerk koordiniert wird, das sich um Schüler:innen kümmert, die zu oft und zu lang in der Schule fehlen.
„Unser Ziel ist es, dass alle Partner:innen in dem sensiblen Bereich die gleichen Grundlagen haben und unsere Vorgehensweisen abgestimmt sind“, sagt Meisborn, die gemeinsam mit einer Kollegin die Schulpsychologische Beratungsstelle leitet.
Hintergrundwissen, praktische Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten
- Im Netzwerk, das seit 2021 existiert, wurde gemeinsam der Plan „Schulabsentismus wirksam begegnen“ erarbeitet, für den das Team im renommierten BUKO-Wettbewerb „Schulpsychologie im Aufbruch“ sogar mit einem Preis ausgezeichnet wurde.
- In dem Plan geht es um Hintergrundwissen, praktische Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten für alle, die mit der Begleitung der Kinder und Jugendlichen betraut sind. Das können Lehrer:innen, Eltern oder Mediziner:innen sein, aber auch Mitarbeitende beim Jugendamt oder der Polizei.
- Kontakt zur Fachstelle für Schulabsentismus:
Königswall 25-27, 44137 Dortmund
Telefon: +49 231 5027177
E-Mail: schulabsentismus@stadtdo.de
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