Irgendetwas scheint in der Welt aus den Fugen geraten, sich verändert zu haben oder verloren gegangen zu sein. Solidarität, Toleranz, Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit…fünf Worte und gleichzeitig die Werte, für die die Arbeiterwohlfahrt steht. Sie stehen auch im Mittelpunkt der AWO-Kampagne „Zukunft mit Herz gestalten: Neues Leben für alte Werte“.
„…wenn nicht wir, wer dann…?!“ – ein selbst erdachtes „Stück Theater“
Im Rahmen dieser Kampagne entstand im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem AWO-Unterbezirk Dortmund „…wenn nicht wir, wer dann…?!“ – ein „Stück Theater“ von und mit Paula Stöckmann und Hendrik Becker, dem Theater Löwenherz aus Bochum. Die AWO-Veranstaltung fand im Theater im Depot statt, eingeladen waren AWO-Ehrenamtliche, AWO-Freunde und Förderer*innen.
„…Wenn nicht wir, wer dann?“ war eine Veranstaltung, die sich mit dem Leben und der Motivation der Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz, auseinander setzt. Von ihrem Mut und ihrer Tatkraft kann man lernen. Allein die Art, wie sie die Welt sah, kann nicht nur heute noch beflügeln, sondern auch Orientierung geben.
Diese Collage aus Szenen und Texte von und über Marie Juchacz gab keine Antworten, sondern stellt Fragen. Sie ermutigt das zu tun, was die AWO immer getan hat: Position beziehen und sich für die Schwächeren einsetzen.
Gesellschaftskritik von Gerda Kieninger: „An Feindbildern mangelt es uns wahrlich nicht“
„Viele wissen zurzeit ganz genau, wogegen sie sind – das ganze Theater ließe sich zukleistern mit Schubladen, Zuschreibungen und Schwarz-Weiß-Denken. An Feindbildern mangelt es uns wahrlich nicht“, machte Gerda Kieninger deutlich.
Obwohl die Gesellschaft materiell so gut ausgestattet sei wie jemals zuvor, fehle etwas, „das wichtig ist, wenn wir Friede, Freude, Eierkuchen auch weiterhin wollen“, betonte die die AWO-Vorsitzende. „Es fehlt unser positives Selbstbild, unsere Vision für eine friedliche, fortschrittliche Gegenwart und lebenswerte Zukunft – also Antworten auf die Frage, wofür wir eigentlich sind“, so Kieninger.
Sie erinnerte auch an politische Debatten früherer Jahrzehnte – politisch unkorrekt, moralisch und pathetisch. „In dieser Zeit hörte man Menschen reden, die vor dem Erfahrungshintergrund einer zivilisatorischen Katastrophe für ihre Überzeugungen, für mehr Menschlichkeit nach so viel Unmenschlichem eintraten und miteinander stritten“, machte Kieninger deutlich. Menschen wie Marie Juchacz, die die persönlichen Folge eines oder zweier Weltkriege und Leben in einer Diktatur am eigenen Leib erlebt hätten.
Gesellschaftlicher Appell zum Mitmachen auf und abseits der Bühne
„Die Unter-70-Jährigen haben vielleicht verlernt zu streiten, weil wir in eine Welt geboren wurden, in der wir für nichts mehr kämpfen mussten, in der es alles schon gab: Frieden, Freiheit, Demokratie und einigen Wohlstand“, so Kieninger. Sie machte deutlich, dass die Gesellschaft wieder das Kämpfen lernen müsse, Kontroversen aushalten und auch das Streiten.
Jeder und Jede sei gefragt, den eigenen „sozialen Fußabdruck“ im Alltag zu hinterlassen – für eine bessere Gesellschaft und die eigenen Werte, für die die AWO seit nunmehr fast 100 Jahren eintrete. Diese seien damals wie heute aktuell und zeitlos.
Daran erinnerte auch die rund einstündige Aufführung von „…Wenn nicht wir, wer dann?“. Es war ein anregender Abend mit einem Stück Theater, Emotionen, kleinen Leckereien und dem Gedanken, dass jede/r einzelne gefragt ist, wenn sich etwas ändern soll.
Zum Theaterstück kam nicht nur viel Prominenz aus Politik und Verwaltung darunter die Landtagsabgeordnete Anja Butschkau, sondern vor allem auch weit über hundert Ehrenamtliche aus AWO-Ortsvereinen.