Das Projekt des Lesben und Schulen Verbandes (LSVD) „Queer Refugees Deutschland“ vernetzt, unterstützt und berät geflüchtete Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle (LSBTI) und Anlaufstellen für geflüchtete LSBTI in der ganzen Bundesrepublik. Das Interkulturelle Zentrum (IKUZ) der AWO hat VertreterInnen des Projektes zu einem Informationsabend für Fachkräfte und Interessierte eingeladen.
Nach Verfolgung in Herkunftsländern: Rassismus und neue Ausgrenzungen in der Bundesrepublik
Für viele Menschen ist die staatliche oder nicht-staatliche Verfolgung wegen ihrer – anders als die Mehrheitsgesellschaft ausgerichteten – sexuellen oder geschlechtlichen Identität – neben Krieg, Terror, Armut und Perspektivlosigkeit – einer der entscheidenden Gründe, aus ihrem Heimatland zu fliehen.
In über 90 Staaten der Erde droht LSBTI (oder im Englischen unter Hinzunahme von queer und andere: LGBTIQ*) Gefahr für Freiheit, Leib und Leben. Der überwiegende Teil der Geflüchteten kommt aus Staaten, in denen auffällige Homosexualität mit mehrjährigen oder sogar lebenslangen Haftstrafen (z.B. Syrien, Eritrea) oder mit dem Tod (z.B. Irak, Iran) bestraft werden.
Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt in den Gesellschaften der Herkunftsstaaten entkommen, ist die Flucht in der Bundesrepublik nicht vorbei. Zur existentiellen Unsicherheit, die mit den oft langwierigen und schwierigen Asylverfahren verbunden ist, kommen Erfahrungen von Rassismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit hinzu.
„Queer Refugees Deutschland“ will bestehende Strukturen vernetzten und ausbauen
Besonders in Flüchtlingsunterkünften und Integrationskursen scheinen Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen von LSBTI eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Zur Unterstützung der geflüchteten LSBTI haben sich aus der queeren Szene, aber auch seitens anderer gesellschaftlicher AkteurInnen, in der Bundesrepublik eine Reihe von Initiativen gegründet, die psycho-soziale Beratung leisten, Raum zur Begegnung bieten und geflüchtete LSBTI während des Asylverfahrens begleiten.
Hierbei werden auch immer mehr geflüchtete LSBTI Teil dieser Initiativen oder bilden erste eigene Strukturen der Geflüchteten-Selbsthilfe. – Ziel eines neuen LSVD-Projektes „Queer Refugees Deutschland“ ist es, die bestehenden Strukturen zu vernetzen, AktivistInnen bei ihrer Arbeit zu unterstützen und ihre Selbstorganisation zu fördern.
Die Internetseite www.queer-refugees.de wurde bereits relauncht, so dass auf ihr per Online-Mapping Geflüchteten und Hilfeleistenden alle Informationen und Anlaufstellen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen. Weiter besteht für Flüchtlingsunterkünfte und Beratungsstellen die Möglichkeit, im Rahmen des Projektes in Bezug auf ihre Arbeit mit geflüchteten LSBTI geschult oder beraten zu werden.
Schließlich beinhaltet das Projekt auch eine eigene Rechts- und Sozialberatung für geflüchtete LSBTI. Das Projekt versteht sich zudem als Lotsenstelle, über die Hilfesuchende Unterstützung erhalten und schnell und unbürokratisch an die nächstgelegene Anlaufstelle verwiesen werden können.
Info-Veranstaltung im IKUZ mit VertreterInnen des Projektes
Um Ziele, Möglichkeiten und Arbeitsweise des Projektes näher vorzustellen, lädt das IKUZ der AWO Unterbezirk Dortmund zu der Veranstaltung „LGBTIQ* und Flucht“ mit Vortrag und anschließendem Fachgespräch ein.
Patrick Dörr und Alia Raza vom LSVD-Projekt „Queer Refugees Deutschland“ werden über die Situation der Betroffenen in den Herkunftsländern informieren sowie praxisnahe Empfehlungen für Fachkräfte und Unterstützende vermitteln.
Weitere Informationen:
- Wann: Montag, 26. Februar 2018, 18:00 Uhr
- Wo: Interkulturelles Zentrum der AWO UB Dortmund, 2. Etage, Blücherstr. 27, 44147 Dortmund
- Der Eintritt ist frei.
- Aus organisatorischen Gründen bittet die AWO um Anmeldung bis zum heutigen Freitag (23. Februar 2018) unter: ikuz@awo-dortmund.de