„Die mit ihren Familien kommen werden bleiben“, stellt Sozialdezernentin Birgit Zoerner fest. „Und die sagen, wir kommen hierher, weil wir eine bessere Zukunft für unsere Kinder haben wollen“, beschreibt Zoerner die Hoffnungen der Armutszuwanderer aus Osteuropa. „Die Menschen bleiben zunehmend länger und es gibt keine vernünftige Alternative als die Integration dieser Menschen“, so die Sozialdemokratin weiter.
Stadt will den Rumänen und Bulgaren, die in Dortmund bleiben wollen, helfen
4470 Personen aus Rumänien und Bulgarien waren Ende letzten Jahres gemeldet. Nach Eintritt der Arbeitnehmerfreizügigkeit für die osteuropäischen Staatsangehörigen sind im Januar diesen Jahres 363 Neuanmeldungen zu verzeichnen. Der Monatsdurchschnitt des vergangenen Jahres belief sich ca. 120 – 130 Meldungen.Die Stadt will Rumänen und Bulgaren, die in Dortmund bleiben wollen, gezielt bei ihrer Integration unterstützen.
Ein im November gestellter Antrag der Stadt auf Fördermittel beim Land NRW aus dem Europäischen Sozialfonds ist bewilligt worden. Das sind knapp zwei Millionen Euro verteilt auf zwei Jahre. Nun sollen Maßnahmen, „für die wir schon lange Konzepte in der Schublade liegen hatten“, umgesetzt werden. Zusammen mit Sozialplanerin Christiane Ceta stellt sie das Aktionsprogramm vor.
Das Ziel: Aufbau und Festigung einer eigenständig finanzierten Existenzgrundlage für die Zuwanderer.
Der Weg: Kontakte schaffen in Wohnvierteln, an Schulen und an den Treffpunkten der Menschen um Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten zu vermitteln und die schulischen und beruflichen und sonstige Fertigkeiten der Migranten festzustellen. Dieses Kompetenzfeststellungsverfahren ist auch der Kernpunkt des Maßnahmenpakets. Zugeschnitten auf die persönliche Ausgangssituation einer jeden Person folgen Alphabetisierungs- und Sprachkurse die neben dem alltäglichen auch berufsspezifisches Vokabular lehren sollen.
Angebot richtet sich an niedrig oder gar nicht qualifizierte Zuwanderer
Das richtet sich vor allem an die niedrig oder gar nicht qualifizierten Zuwanderer. 70 bis 80 Prozent der Bulgaren und Rumänen in Dortmund, die bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind, gehören zu diesem Klientel. Die Neuzuwanderer treffen da auf eine große Gruppe schon vorhandener Langzeitarbeitslose. „Wir benötigen Geld für öffentlich geförderte Beschäftigung. Davon würden nicht nur die Neuzuwanderer, sondern auch auch die Langzeitarbeitslosen profitieren…“, hofft die Dezernentin. „Berlin ist auch weiterhin in der Pflicht, sich für nachhaltige Verbesserungen in den Herkunftsländern einzusetzen.“
Dualer Studiengang zur Armutszuwanderung soll zum Wintersemester an der Fachhochschule installiert werden
„Im Februar und März werden die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen. Im April geht’s dann los“, blickt Sozialplanerin Christiane Certa in die nähere Zukunft. Was die bringt, ist noch nicht absehbar. „2014 ist ein Orientierungsjahr.“ Das alles ist neu für die Verwaltung und für Sozialarbeiter. „Eine Blaupause gibt es nicht“, stimmt Birgit Zoerner zu. Der Zugewinn an Erkenntnis über diese Form der Armut spielt eine wichtige Rolle.
An der Fachhochschule soll zum Wintersemester ein dualer Studiengang zum Thema Armutsmigration, installiert werden. Dual bedeutet: Die Studenten und Studentinnen werden an zwei Tagen in der Woche praktisch tätig in den Quartieren vor Ort sein. Dort wird auch eine Begegnungsstätte die aufsuchende Sozialarbeit ergänzen. Voraussichtlich in der Dortmunder Nordstadt.
30 Lernende mit wünschenswerter weise entsprechendem kulturellem Hintergrund können in dem Studiengang Platz finden.
Diese und andere Projektbausteine sollen durch eine Projektkoordinierung mit den vorhanden angeboten vernetzt und koordiniert werden, interkommunal, transnational, reflektiert und optimiert werden, steht im Antrag der Stadt auf die Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds. Die Strukturen des Fonds zielen allein auf Beschäftigung, lassen andere Maßnahmen, wie die Betreuung von Kinder nur als Begleitung zur Qualifizierung der Eltern zu“, kritisiert die Sozialdezernenten die bürokratischen Hürden der EU. „ Immer noch stehen die Zielstädte der Einwanderung allein vor den Problemen, dabei ist es ein gesamteuropäisches Problem und sollte auch so angegangen werden.“