Von Alexander Völkel
Trotz Gegenwind will die Dortmunder Stadtspitze an den beiden Möbelhaus-Neubauvorhaben festhalten. XXXLutz möchte an der Hildastraße in der Nordstadt ein Haus neu eröffnen und die Firma Segmüller plant einen Neubau im Indupark. Dagegen regt sich Widerstand aus den Nachbarstädten, die Kaufkraftabwanderungen befürchten.
Die Stadt Dortmund möchte den Kaufkraftabfluss deutlich umkehren
Die wird und soll es geben, machte am Dienstag (9. Januar 2018) die Dortmunder Stadtspitze deutlich. Denn bisher fließt ein erheblicher Teil der Kaufkraft ins Umland ab – sehr untypisch für ein Oberzentrum. Daher machten die Vorhaben auch Sinn, erklärten OB Ullrich Sierau und Planungsdezernent Ludger Wilde unisono.
Die Kaufkraft im Sortiment Möbel beträgt nach dem vorliegenden Verträglichkeitsgutachten der GMA (Gutachterbüro, Köln) in Dortmund 193,8 Millionen Euro. Doch nur 63 Prozent (ca. 122 Mio. Euro) bleiben bei entsprechenden Anbietern in der Stadt Dortmund.
Die verbleibenden 37 Prozent (ca. 71 Mio. Euro) fließen in andere Städte ab. Nach Ansiedlung von Segmüller und XXXL-Lutz wird laut Gutachten mit einer Kaufkraftbindung von 138 Prozent gerechnet. Das bedeutet: Statt, dass 71 Millionen Euro von Dortmundern außerhalb der Stadtgrenzen ausgegeben werden, werden im Saldo künftig sogar 73,6 Millionen Euro Kaufkraft von außerhalb nach Dortmund fließen.
Dortmund sieht sich als Oberzentrum im recht und weist Kritik der Nachbarn zurück
Die Dortmunder Stadtspitze sieht daran kein Problem, sondern im Gegenteil den Normalzustand für ein Oberzentrum. Daher kann sie auch den Gegenwind aus den Umlandkommunen nicht verstehen. Sierau erinnerte daran, dass es seit dem Jahr 2000 ein regionales Einzelhandelskonzept gebe, welches mit den Kommunen zwischen Hamm, Unna, Hagen und Bochum abgestimmt sei – ein informelles Verfahren neben der eigentlichen Regionalplanung.
„Bei leichten Anpassungen im Randsortiment ist das städtebaulich verträglich und führt auch nicht in Nachbarstädten zu Unverträglichkeiten“, konstatiert Wilde. Obwohl es deshalb eine Zustimmung der Nachbarn geben müsse, gäben es diese dennoch nicht. „Es sind fünf Städte, die über eigene starke Möbelhausanbieter verfügen“, beschreibt Dortmunds Chefplaner die Ursachen.
Dabei hätten diese selbst Unternehmen, die es so eigentlich nicht geben dürfe. „Ostermann in Witten wäre so gar nicht mehr genehmigungsfähig“, spricht Wilde Klartext. Denn ein Unternehmen alleine dürfe nicht die gesamte Kaufkraft einer Kommune binden. Bei Ostermann sei es sogar noch deutlich mehr.
Sierau: „Andere haben gerne genommen, als es in ihre Richtung ging“
Das informelle Abstimmungsverfahren habe sich bisher bewährt, aber auch dazu geführt, dass rund um Dortmund bestehende Häuser ausgebaut und einige neu gebaut worden seien, konstatiert die Dortmunder Stadtspitze, „Es gab erhebliche Kaufkraftabflüsse in die Region von Dortmund aus. Das hat die großen Möbelketten auf uns aufmerksam gemacht. Dies ist ein Argument für die Ansiedlung von Unternehmen“, macht Sierau deutlich.
Daher sieht sich Dortmund im Recht, diese Ansiedlungen zu unterstützen. „Wir haben uns an das Regelwerk gehalten“, betont Sierau. „Andere haben gerne genommen, als es in ihre Richtung ging. Aber jetzt sind sie dagegen, obwohl es den Regeln entspricht“, so der OB. „Für die Metropole Ruhr ist das kein gutes Beispiel.“
Dortmund wolle an der informellen Abstimmung festhalten. Aber wenn die Kommunen nicht mitzögen, ginge Dortmund halt zum Land: „Wir haben ganz gute Karten“, sagte Sierau mit Blick auf den zuständigen FDP-Minister Pinkwart. „Er will ja auch die Marktkräfte entfesseln. Was spricht dagegen? Dann soll der Markt das regeln“, so der OB.
Dann könne man das informelle Regelwerk aber auch beerdigen, machte Sierau deutlich, sollten die Städte nicht umdenken. „Das haben wir auch dem ein oder anderen aus dem Umland mitgeteilt. Jetzt ist aber erst unser Rat gefragt, sich eine Meinung bilden. Wir werden es auch den Investoren sagen, dass die nicht in die Flucht getrieben werden.“
Ansiedlung von zwei Möbelhäusern mit 85.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Dortmund
Der Stadt Dortmund liegen derzeit zwei Anfragen zur Ansiedlung von Möbelhäusern vor: Zum einen ist die Errichtung eines Möbelhauses an der Hildastraße im Stadtbezirk Innenstadt-Nord geplant und zum anderen am Sorbenweg im Stadtbezirk Lütgendortmund.
Das nördlich zum Sondergebietsstandort Bornstraße angrenzende, geplante Möbelhaus soll von XXXLutz betrieben werden. Das Vorhaben umfasst eine Verkaufsfläche von 40.000 m², wovon 37.500 m² auf nicht-zentrenrelevante Sortimente (davon 34.180 m² Möbel, Küchen) entfallen. Auch sind auf 50 m² ein Bäcker und ein Kiosk geplant.
Das am Sorbenweg zwischen dem Sondergebietsstandort Indupark und dem Autobahnkreuz Dortmund-West geplante Möbelhaus soll von der Firma Segmüller betrieben werden. Das Vorhaben umfasst eine Verkaufsfläche von 45.000 m², wovon 42.500 m² auf nicht-zentrenrelevante Sortimente (davon 37.500 m² Möbel inklusive Küchen und Elektrogroßgeräte) entfallen.
Gutachten prüfen auch die verkehrlich relevanten Auswirkungen
Für das Möbelhaus am Sorbenweg gibt es eine erste verkehrliche Untersuchung. Der Gutachter hat für den Planfall Analyse + Zusatzverkehr sowohl für den Werktag als auch für den Samstag nachgewiesen, dass mit baulichen und technischen Anpassungen der zusätzliche Verkehr verträglich abgewickelt werden könne.
Für das Möbelhaus an der Hildastraße liegt noch keine abschließende Verkehrsuntersuchung vor. Im Rahmen der Verkehrsprognose 2025 für den Bebauungsplan InN 219 (u.a. Planung für die sog. Hoeschallee – Nordspange) und das Verkehrskonzept der Westfalenhütte ist aber grundsätzlich die Verkehrsmenge für ein entsprechend großes Möbelhaus unterstellt worden.
Durch bauliche Anpassungen (Spurergänzungen bzw. -verlängerungen) am Knoten Bornstraße/Hildastraße kann der Verkehr nach Ansicht der Stadt verträglich abgewickelt werden. Ob dies auch für einen Zwischenzustand (ohne Nordspange) möglich ist, muss noch untersucht werden. Für die Errichtung beider Möbelhäuser sind im Rahmen der Bebauungsplanverfahren die verkehrlichen Auswirkungen detaillierter zu untersuchen.
In Kürze werden sich die politischen Gremien mit der Vorlage befassen. So ist u.a. am 7. Februar die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord mit dem Thema befasst. Der Rat soll am 15. Februar entscheiden.
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Martin Schmitz
Marten darf nicht nochmal absaufen
Der SPD-Ortsverein Dortmund Marten wird sich weiterhin gegen den Bau eines Möbelhauses am Sorbenweg im Indupark einsetzen.
Jüngst wurde öffentlich, dass die Firma Segmüller aus Friedberg ein Möbelhaus am Sorbenweg in Dortmund-Oespel plant. Dazu nimmt Martin Schmitz, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Dortmund Marten Stellung:
„Wir lehnen diese Planung vehement ab. Ein Möbelhaus an diesem Standort hat negative Auswirkungen auf Marten, die verhindert werden müssen.
Rund 900 Menschen, die entlang des Alten Hellwegs wohnen, werden mit zusätzlichem Verkehr konfrontiert. Denn wenn der Indupark voll ist, werden die meisten den Alten Hellweg nutzen, um das Möbelhaus zu erreichen. Das heißt mehr Lärm und mehr Abgase.
Probleme sehen wir beim Hochwasserschutz für Marten. Das Gelände, auf dem der 45.000 Quadratmeter große Bau und 1500 Parkplätze entstehen sollen, grenzt unmittelbar an den Oespeler Bach. Dieser fließt geradewegs in den größten Polder des östlichen Ruhrgebiets. Das Gutachten, dass im Nachgang zum Hochwasserereignis 2008 erstellt wurde, empfiehlt klipp und klar, man solle weitere Versiegelungen im Oberlauf des Oespeler Baches verhindern. Dieser Möbelmarkt verschärft die Hochwasserschutzsituation in Marten. Eine große Versickerungsfläche geht damit verloren. Wir sagen: Marten darf nicht nochmal absaufen!
Die Emschergenossenschaft hat in den letzten zehn Jahren viele Millionen Euro in den Hochwasserschutz rund um Marten investiert. Es ist irrsinnig, diesen zusätzlichen Hochwasserschutz mit diesem Möbelhaus nun zu schleifen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hierfür jemand ernsthaft die politische Verantwortung übernehmen möchte.“
CDU-Fraktion
Erhebliche Bedenken der CDU beim Thema Möbelhäuser
Auf erhebliche Bedenken bei der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund stoßen die Überlegungen für zwei Möbelhäuser in Dortmund. „Es ist sicher nicht erste Priorität der CDU, Ansiedlungen vor allem kritisch zu sehen. Beim Thema Möbelhäuser ist es jedoch so, dass wir erhebliche Bauchschmerzen haben“, teilt Uwe Waßmann als planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion mit.
Aus Sicht von Waßmann gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die für die CDU gegen eine Ansiedlung von Möbelhäusern sprechen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Umsatz mit dem Handel von Möbeln nicht merklich weiter erhöhen lassen kann. In der Region sind wir, was den Möbelhandel angeht, sehr gut aufgestellt.
In kürzester Zeit lassen sich z,B. in Witten, Bochum, Recklinghausen, Unna oder Hamm große Möbelhäuser erreichen. Dabei haben wir die IKEA Häuser noch außer Betracht gelassen. Wer Möbel sucht, nimmt diese kurzen Wege auf sich. Jetzt in Dortmund solche Überlegungen anzustellen würde heißen, andere Standorte erheblich unter Druck zu bringen, was bis hin zu Arbeitsplatzverlusten gehen kann. An dieser Stelle tragen wir auch eine regionale Verantwortung und können den Widerstand in der Region nachvollziehen“, so Waßmann weiter.
Für Dortmund blieben die Überlegungen allerdings auch nicht unkritisch. „Eins der großen Probleme wäre das verkehrliche Thema. Insbesondere im Bereich des Induparks gibt es bereits jetzt eine starke Verkehrsbelastung, was auch regelmäßig von der Ortspolitik kritisiert wurde. Zusätzlicher Verkehr im Zusammenhang mit einem 45.000 qm Möbelhaus ist an dieser Stelle nicht mehr darstellbar“ sagt Waßmann weiter. Problematisch sieht die CDU dies auch für ein 40.000qm Möbelhaus in der Nordstadt. Darüber hinaus sieht die CDU auch die Sortimentsfrage der Möbelhäuser kritisch. „Bei 85.000 qm neuer Verkaufsfläche von Unternehmen, die 25–40 % ihrer Umsätze im Bereich des Randsortiments machen, müssen wir uns Sorgen machen, dass das Thema massiv zentrenrelevant ist.
Gerade im Bereich der Randsortimente entstünde eine massive Konkurrenz für den Einzelhandel im Zentrum der Stadt oder aber auch der Vororte, von den angrenzenden Nachbarstädten mal ganz abgesehen. Hier müssen wir auch eine Schutzfunktion ausüben, der wir an dieser Stelle nachkommen wollen. Setzt man die Pläne von 85.000 qm neuer Verkaufsfläche mal ins Verhältnis zu den ca. 33.000 qm der Thier–Galerie in der City und den damit verbundenen Risiken, sollten wir besser die Finger davon lassen“ sagt Waßmann abschließend.
SPD-Fraktion
SPD-Fraktion lehnt Pläne für ein neues Möbelhaus im Dortmunder Westen zurzeit ab
Die SPD-Fraktion begrüßt die Pläne zur Ansiedlung eines neuen Möbelhauses in der Nordstadt, lehnt die Ansiedlung eines neuen Möbelhauses im Dortmunder Westen zurzeit weiterhin ab. Die Neuansiedlung eines Möbelhauses in der Nordstadt sieht die SPD-Fraktion als eine standortstärkende Maßnahme vor Ort.
„Wir sehen weiterhin große Klärungsbedarfe zur verkehrlichen Anbindung des geplanten Möbelhauses im Dortmunder Westen. Die Argumente der anderen Städte in der Region im Rahmen des regionalen Einzelhandelskonzeptes gegen dieses Möbelhaus nehmen wir sehr ernst. Auch wenn ein neues Möbelhaus im Westen Dortmunds Kaufkraft in Dortmund bindet und neue Arbeitsplätze bringen würde, dürfen keine negativen Auswirkungen für bestehende Möbelhäuser im Umland entstehen. Kirchturmdenken bringt uns in dieser Frage nicht weiter“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Schilff.
Es ist der SPD-Fraktion Dortmund sehr wichtig, dass solche Ansiedlungsentscheidungen im Konsens mit der Region getroffen werden. Deshalb ist die SPD-Ratsfraktion Dortmund auch schon letztes Jahr in Gespräche mit den SPD-Fraktionen der anderen betroffenen Gemeinden eingetreten.
„Entscheidend ist für uns, dass durch die Neuansiedlung eines Möbelhauses auf Dortmunder Stadtgebiet, direkt hinter dem Dortmund Stadtgebiet keine Arbeitsplätze wegfallen. Einen Arbeitsplatzkanibalismus lehnen wir ab. Damit ist niemanden geholfen“, so Norbert Schilff abschließend.
Franke K. aus Dortmund
Das ist schon interessant. Die guten Verbindungen der Firma Ostermann zur Bürgermeisterin in Witten sind ja bekannt (http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/spd/filz-vorwuerfe-gegen-wittens-buergermeisterin-42545212.bild.html)
Scheinbar sind aber auch die Verbindungen nach Dortmund ganz gut. Wie ist es sonst zu erklären, dass CDU und SPD sich mehr in der Verantwortung für das Umland sehen, als für unsere Stadt.
Herr Waßmann, CDU: „An dieser Stelle tragen wir auch eine regionale Verantwortung und können den Widerstand in der Region nachvollziehen“
Herr Schilf, SPD: „Entscheidend ist für uns, dass durch die Neuansiedlung eines Möbelhauses auf Dortmunder Stadtgebiet, direkt hinter dem Dortmund Stadtgebiet keine Arbeitsplätze wegfallen. Einen Arbeitsplatzkanibalismus lehnen wir ab. Damit ist niemanden geholfen“.
Sehr geehrter Herr Waßmann (CDU), auch ich habe Verständnis für den Widerstand. Welcher Händler hat schon gerne Wettbewerb und welche Kommune verzichtet gerne auf Gewerbesteuer?
Kein Verständnis habe ich für Ihre Bewertung der Ansiedlungsfolgen. „Zusätzlicher Verkehr […] ist an dieser Stelle nicht mehr darstellbar“ oder „Darüber hinaus sieht die CDU auch die Sortimentsfrage der Möbelhäuser kritisch.“ Offensichtlich wissen Sie da mehr, als die von den Fachabteilungen der Stadtverwaltung herangezogenen Fachgutachter, die sich durch moderne Technik und Ausbaumaßnahmen in der Lage sehen, den Verkehr vernünftig abzuwickeln und andererseits die von Ihnen behauptete Gefährdung für die bestehende Handelslandschaft gerade nicht sehen. (http://www.dortmund24.de/dortmund/nachbarstaedte-stimmen-gegen-neue-moebelhaeuser-in-dortmund/)
Sehr geehrter Herr Schilf (SPD), natürlich ist jemandem damit geholfen, wenn es Wettbewerb auch um Arbeitsplätze gibt. Zum Beispiel ist der Stadt Dortmund und allen seinen Bewohnern geholfen. Neben den Arbeitsplätzen für Dortmunder geht es auch um Gewerbesteuereinnahmen. Während es um unseren Haushalt wenig prächtig bestellt ist, finanzieren wir Infrastruktur wie Theater, Krankenhaus ÖPNV auch zur Nutzung durch die Einwohner der Nachbargemeinden mit. Und weil das nicht reicht, sollen auch Kaufkraft, Arbeitsplätze und Gewerbesteuern an die Nachbarkommunen gehen, damit es dem Haushalt der Umlandgemeinden noch besser geht?
Kein Verständnis habe ich dafür, dass Sie sich schon im Anfang Dezember letzten Jahres mit SPD-Vertretern aus Witten treffen und öffentlich äußern, bevor Sie sich in Ihrer eigenen Stadt informieren, worum es überhaupt geht? (https://www.ruhrnachrichten.de/Staedte/Dortmund/Geplante-Moebelhaeuser-in-Dortmund-verstimmen-Nachbarstaedte-1235367.html)
Ich halte es mit unserem Bürgermeister: Es kann nicht angehen, dass die Nachbarn über Jahre gerne von uns nehmen, uns dann aber unser Recht verweigern, wenn wir auch einmal etwas wollen. Denn unser Recht ist es ja wohl. Dortmund ist wohl die einzige Großstadt in Deutschland ohne eigenes großes Möbelbaus, wenn man IKEA einmal wegläßt. Und nicht jeder will bei IKEA kaufen. Seien wir ehrlich: Ein bisschen Wettbewerb hat noch nie geschadet. Der Dumme bei geschützten Märkten ist immer der Kunde.
SPD Marten
SPD Marten lehnt Möbelhaus im Indupark weiter ab
Der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund hat gestern die Gutachten für die städtebauliche Verträglichkeit möglicher Möbelhäuser an der Bornstraße in der Nordstadt und am Sorbenweg im Indupark vorgestellt. Ein Möbelhaus im Indupark wird weiterhin vom SPD-Ortsverein Dortmund-Marten abgelehnt. Hierzu nimmt der Vorsitzende Martin Schmitz Stellung:
„Das Möbelhaus wird zu mehr Verkehr am Alten Hellwg führen und das Hochwasserrisiko im Martener Ortskern erhöhen. Wir werden daher gegen eine Ansiedlung des Segmüller-Möbelhauses an diesem Standort kämpfen. Die Stadt Dortmund darf die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner nicht für wirtschaftliche Interessen verkaufen.
Das Gutachten GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung bescheinigt zwar, dass das Straßennetz den zusätzlichen Verkehr aufnehmen könne. Es schweigt aber über Schleichverkehre über den Alten Hellweg und die daraus entstehenden zusätzlichen Verkehrs- und Umweltbelastungen für die Anwohner. Eine solche technokratische Sichtweise greift zu kurz.
Es gibt zwar ein Gutachten zur regionalen ökonomischen Verträglichkeit des Projektes, aber keines, das die Hochwassersituation aufgreift. Das Grundstück liegt unmittelbar am Oespeler Bach, der geradewegs in den Polder in Marten fließt und der im Juli 2008 nach einem Starkregen zu einer Hochwasserkatastrophe führte. Die Martener standen drei Tage lang im Wasser. Der wirtschaftliche, vor allem aber auch der psychische Schaden der Menschen war enorm.
Ein Gutachten der TU Cottbus, das im Nachlauf im Auftrag der Stadt Dortmund entstand, empfiehlt, weitere Versiegelungen im Oberlauf des Oespeler Baches zu unterlassen. Emschergenossenschaft und Stadt haben in den letzten zehn Jahren viele Millionen Euro Steuergelder für den Hochwasserschutz rund um Marten investiert. Wozu? Damit ein Wirtschaftsunternehmen nun am Oespeler Bach mit einem Betonklotz das Hochwasserrisiko wieder erhöht?“
Grünen-Fraktion Dortmund
GRÜNE: Ein neues Möbelhaus ist ausreichend
Die GRÜNEN im Rat fordern die Verwaltung auf, die Planungen für ein Möbelhaus im Dortmunder Westen nicht weiter zu verfolgen und stattdessen nur die Ansiedlung eines Möbelhauses in der Nordstadt an der Hildastraße zuzulassen. Abgesehen von dem fehlenden regionalen Konsens in Bezug auf die Ansiedlung zweier großer Möbelhäuser ist am Standort Sorbenweg der Freiraum- und Agrarbereich mit einem „Regionalen Grünzug“ überlagert. Auch die Verkehrssituation stellt sich als kritisch dar.
Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN: „Wettbewerb ist grundsätzlich zu begrüßen, aber nur dann, wenn er den Markt belebt. Bei der jetzt vorgesehenen Ansiedlung gleich zweier Möbelgiganten in Dortmund ist allerdings eher eine kannibalisierende Wirkung für die Region zu befürchten. Diese Bedenken haben auch bei SPD und CDU für eine Ablehnung der Ansiedlung vor allem im Westen der Stadt gesorgt. Die Verwaltung selbst spricht von „betriebsgefährdenden Auswirkungen“ für bestehende Wettbewerber*innen im Umfeld. Bei möglichen Kaufkrafteinbußen von über 30 Prozent würde der Verlust von Arbeitsplätzen an den bisherigen Standorten auf Bochumer und Wittener Stadtgebiet billigend in Kauf genommen. Das liegt ebenso wenig im Dortmunder Interesse wie ein Aufkündigen des regionalen Konsenses, der schließlich mit dem Regionalen Einzelhandelskonzept beschlossen wurde.
Für eine seriöse und verantwortungsvolle Betrachtung der Auswirkungen von Ansiedlungen in solchen Größenordnungen, wie hier geplant, muss in jedem Fall die regionale Perspektive berücksichtigt werden. Dortmund sollte als Teil der Metropolregion Ruhr jetzt belegen, dass das Kirchturmdenken zur Vergangenheit gehört, deshalb sollte die Kaufkraftberechnung nicht nur auf Dortmund bezogen werden. Für uns bestünde ein guter Kompromiss darin, die Ansiedlung nur eines Möbelhauses weiter zu begleiten und den Standort an der Sorbenstraße nicht weiter zu verfolgen. Damit wäre sowohl der Versorgung der Dortmunder*innen als auch der Kaufkraftbindung im Oberzentrum Dortmund Rechnung getragen.“
Bei der Standortwahl für ein neues Möbelhaus sprechen sich die GRÜNEN für die Hildastraße in der Nordstadt aus. Für den Stadtteil wäre die Ansiedlung eine standortstärkende Maßnahme. Gegen den Sorbenweg im Westen spricht neben den regionalen Bedenken vor allem auch die zu erwartende Verkehrsbelastung und die an dem Standort kritische zusätzliche Flächenversiegelung.
Fraktion FDP/Bürgerliste
Fraktion FDP/Bürgerliste fordert umfassendes Verkehrsgutachten für Induparkansiedlung
Die derzeit in den Ausschüssen des Rates behandelte Ansiedlung von neuen Möbelhäusern in Dortmund sieht die Fraktion FDP/Bürgerliste zunächst positiv.
„Es ist zuerst einmal eine gute Sache, dass Unternehmen ein Interesse daran haben, sich in Dortmund anzusiedeln. Das macht uns als Standort attraktiv, bringt der Stadt Gewerbesteuereinnahmen und schafft Arbeitsplätze“, sagt Lars Rettstadt, der Fraktionsvorsitzende der FDP/Bürgerliste, „Es gilt jedoch noch verschiedene Fragen zu beantworten, bevor wir eine endgültige Entscheidung bezüglich der Vorlage treffen werden.“
„So halten wir die in der Vorlage aufgezeigte Verkehrsführung am Indupark und die damit verbundenen Annahmen für nicht realistisch“, ergänzt Markus Happe, sachkundiger Bürger im Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen (AUSW), „Wir brauchen hier definitiv eine bessere Analyse des zu erwartenden Verkehrsaufkommens und der Möglichkeiten den Verkehr gemäß den begrenzten Kapazitäten besser zu verteilen und abzuleiten. Schon jetzt ist die Verkehrssituation am Indupark oftmals katastrophal“.
Die Fraktion FDP/Bürgerliste wird daher im AUSW einen Antrag stellen, der die Vorlage eines Verkehrskonzepts durch die Verwaltung vorsieht, welches alle Zuwendungen und Abfahrten in der unmittelbaren Nähe berücksichtigt.
„Wir müssen sicherstellen, dass die Ansiedlung im Indupark, so begrüßenswert sie ist, nicht zu einem Verkehrsinfarkt an einem ohnehin schon belasteten Verkehrsknotenpunkt führt. Erst wenn die möglichen Auswirkungen auf den Indupark und die angrenzenden Stadtteile geklärt und gelöst werden, ist eine endgültige Entscheidung möglich“, sind sich Lars Rettstadt und Markus Happe einig.
Naturschutzverbände lehnen geplantes Möbelhaus an der Hildastraße (Nordstadt) ab – Stellungnahme zum Bebauungsplanes InN 236 (PM)
Stellungnahme der Naturschutzverbände zum geplanten Möbelhaus an der Hildastraße:
https://www.bund-dortmund.de/fileadmin/dortmund/mitmachen/stellungnahmen/2022-05-29_InN236-Moebelhaus-Hildastr_NatSchV.pdf
Die Planunterlagen liegen noch bis zum 2. Juni öffentlich aus: https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/planen_bauen_wohnen/stadtplanungs_und_bauordnungsamt/stadtplanung/bauleitplanung/bebauungsplanung/aktuelle_offenlagen/index.jsp
Aus der Sicht der Naturschützer wird durch die Planung eine wichtige Grünverbindung zwischen Hoeschpark und Burgholz mit zum Teil seltenen Amphibien und Reptilien zerstört. Der Wunsch des Planungsausschusses nach Schaffung eines breiten Grünkorridors wird von den Planern ignoriert. Die Verbände vermissen eine Bedarfsanalyse für das Möbelhaus. Besonders kritisch wird die verkehrliche Erschießung über die sog. Nordspange gesehen, die den Umweltverbund (ÖPNV, Radverkehr, Fußverkehr) außen vor lässt. Durch die Nordspange wird zudem erheblicher Neuverkehr (vor allem Schwerlastverkehr) u.a. am Knoten mit der Bornstraße geschaffen.
Im übrigen vermissen die Naturschutzverbände die Beachtung von Klimagesichtspunkten (Beschränkung der Parkplätze, Berücksichtigung von Photovoltaik etc.)
Die Naturschutzverbände sind in Sorge, dass bereits vor der Plangenehmigung Fakten auf der Fläche geschaffen werde. So ergabe eine Begehung, dass die Fläche für Übernachtungen, Gelage und die Entsorgung von Abfällen genutzt wird und dass jemand mit einem Radlader ziemliche Erdbewegungen durchgeführt hat und dabei auch Schneisen in den Bewuchs geschlagen hat. In den Gewässern lagen auch Abfälle und Plastikkanister. Die Verbände haben deshalb der Umweltamt gebeten, entsprechende Maßnahmen zur ökologischen Sicherung des Geländes durchzuführen. Eventuelle vorgezogene Baumfäll- und/oder Geländebereinigungsmaßnahmen sind bis zu einer endgültigen und rechtswirksamen B-Plan-Genehmigung definitiv zu verbieten und deren Unterlassung zu gewährleisten. (Hintergrund sind die negativen Erfahrungen mit den vom BUND aufgedeckten widerrechtlichen Abholzungen an der Schleefstraße/B1).