Deutschland wird älter, Dortmund auch. Nur die Nordstadt entzieht sich diesem Trend: Der Anteil der über 65- Jährigen an der Gesamtbevölkerung in der Nordstadt liegt mit zwölf Prozent deutlich niedriger als in Dortmund mit circa 20 Prozent.
Unabhängig von der Anzahl älterer Menschen können die in den Wohnvierteln der Nordstadt lebenden Seniorinnen und Senioren wohnortnahe Beratungs- und Teilhabeangebote und bedarfsgerechte Unterstützungsdienste in Anspruch nehmen, welche vielfältig vorhanden sind.
Relativ hohe Altersarmut in der Nordstadt
Allerdings – und das ist die Kehrseite der Medaille – sei die Altersarmut relativ hoch, betont Helmut Manz (Die Linke), ohne auf konkrete Zahlen zu verweisen. „Viele nehmen ihre Rechte und Ansprüche aber nicht wahr. Weil sie sie nicht kennen oder weil sie die Aufstockung ihrer kleinen Rente als Almosen und nicht als ihr Recht verstehen.“
6321 Menschen in der Nordstadt sind 65 Jahre oder älter, 1367 von ihnen sogar älter als 80 Jahre (Tabelle am Ende des Textes). „Viele wissen nicht, dass ihnen ein bedingsloses Grundeinkommen von etwa 750 Euro zusteht“, sagte Manz in der Bezirksvertretung. „Wir sollten sie gezielt anschreiben und darauf hinweisen“, so Manz. „Das wäre auch gut für die Kaufkraft in den Quartieren.“
Senioren über die Grundsicherungsansprüche informieren
CDU-Fraktionschef Thomas Bahr gefiel die Idee. „Die Grundsicherung ist ja noch neu und die Stadt bewilligt nur und das Land finanziert.“ Auch Gerda Bogdahn (SPD) kennt das Problem: „Ich kenne ältere Damen, die eine hohe Scheu haben. Doch sie müssen zuerst Wohngeld beantragen und dann zum Sozialamt.“
Allerdings verzichtete die BV darauf, dieses Anschreiben schon zu beschließen. „Wir sollten das Thema allerdings vertiefen und dann angehen“, betont Hermann Schultenkämper und sah darin ein Thema für den Runden Tisch. „Wir sind als Verwaltung nicht dazu da, sie davon abzuhalten“, so der OB-Mitarbeiter. „Wir sollten sie ermutigen.“
Sachstandsbericht „Älter werden in der Nordstadt“ thematisiert
Anlass dieser Debatte war der Tagesordnungspunkt Sachstandsbericht „Älter werden in der Nordstadt“. Die Mehrzahl der heute in Dortmund lebenden Menschen kann von einer relativ hohen Lebenserwartung ausgehen. Für die Zeit nach dem Erwerbsleben bzw. nach der Familienphase ergeben sich neue Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung dieses Lebensabschnitts.
Gleichzeitig muss sich die Gesellschaft aber auch mit den Grenzen des Alters auseinandersetzen. Mehr hochaltrige Menschen benötigen aufgrund von chronischen Erkrankungen oder der Demenz eine Hilfe in der Familie oder müssen in Einrichtungen versorgt werden. Mit anderen Worten: bei der Einschätzung der Lebenslagen älterer Menschen geht es zum einen um die Teilhabemöglichkeiten im unmittelbaren Wohnumfeld.
Welche Freizeit, Sport- und Kulturangebote stehen zur Verfügung und wie kann man sich bürgerschaftlich engagieren. Zum anderen stellt sich die Frage, ob es bei altersbedingter Pflegebedürftigkeit in Wohnortnähe möglichst abgestufte Versorgungsstrukturen gibt, um zu Hause oder in einer Einrichtung die notwendige Unterstützung zu erhalten.
Beratung im Seniorenbüro Nord
Im Zuge des Aufbaus der Seniorenbüros in 2006 wurde auch in der Nordstadt ein entsprechendes Beratungsangebot eingerichtet. Das Seniorenbüro befindet sich im Sozialen Zentrum auf der Westhoffstraße 8-12. Das Büro ist barrierefrei erreichbar und montags bis freitags jeweils von 10.00 bis 12.00 Uhr für persönliche Vorsprachen geöffnet. Ansprechpartner sind zwei hauptamtlich tätige Fachkräfte der Stadt Dortmund und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Einmal pro Woche wird die Beratung für Türkinnen und Türken angeboten, um besonders ältere Menschen aus der Türkei zu Fragen rund um das Älterwerden zu erreichen, die in der Nordstadt leben. Besonderes Ziel ist es, den diesen Menschen erschwerten Zugang zu den Angeboten der Seniorenhilfe zu erleichtern.
Einzelfallhilfen für ältere Menschen
Neben der Beratung und der Information rund um Themen des Älterwerdens kümmern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Seniorenbüros sich auch in komplexen Einzelfällen intensiv um die Organisation von erforderlichen Hilfen besonders für alleinlebende ältere Menschen, die keine Angehörigen haben und ohne fremde Hilfen ihre selbständige Lebensführung nicht mehr aufrecht erhalten können.
In diesem Zusammenhang werden die älteren Menschen zumeist zu Hause besucht, um sich einen Überblick der gesamten Lebenssituation zu verschaffen. Ziel ist es, die häusliche Situation zu stabilisieren und vorzeitige Heimumzüge zu vermeiden. 2012 sind ca. 80 intensive Betreuungen in dieser oftmals sehr zeitintensiven Form erfolgt. Die erfolgreiche Einzelfallhilfe stützt sich auf eine gute Zusammenarbeit aller Organisationen, die in der Nordstadt für ältere Menschen ihre Dienste anbieten und mit dem Seniorenbüro gut vernetzt sind.
Nachbarschaftshelfer
Um die Versorgung älterer Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in der Altenhilfe zu verbessern und die Zugänge für diesen Personenkreis zu Angeboten der Altenhilfe in Dortmund zu erleichtern, hat das Seniorenbüro in der Nordstadt einen Schwerpunkt auf die Beteiligung von Menschen mit Migrationsgeschichte gelegt. Ein Kreis ehrenamtlich tätiger Nachbarschaftshelfer mit Migrationshintergrund wurde aufgebaut. Mit Hilfe des Seniorenbüros und mit Unterstützung vorhandener Dienste und Anbieter im Quartier wurden die besonderen Bedürfnisse der älteren Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ermittelt.
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Pottblog
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