Zweite Auflage für den Deutschen Historischen Städteatlas Dortmund – viele historische Infos jetzt auch online abrufbar

Stellten den neuen Städteatlas vor: Dr. Daniel Stracke, Autor, Prof. Dr. Werner Freitag, Vorstand, Dr. Stefan Mühlhofer, Direktor Stadtarchiv, OB Ullrich Sierau, Klaus Steenweg, Sparkasse. Fotos: Joachim vom Brocke
Im Frühjahr stellten sie die den neuen Städteatlas vor – jetzt gibt es die zweite Auflage. Foto: Joachim vom Brocke

Was war wann in Dortmund – und vor allem wo? Ob es um die mittelalterliche Königsburg vor den Mauern der Stadt geht oder um das „Theater lebender Photographien“, wie das erste Dortmunder Kino von 1906 genannt wurde – ein Werk gibt Auskunft: der Dortmund-Band in der Reihe „Deutscher Historischer Städteatlas“.

Erste Auflage des  Städteatlas Dortmund war in kürzester Zeit vergriffen

Nachdem der Städteatlas Dortmund 2017 innerhalb kurzer Zeit vergriffen war, erscheint er jetzt in zweiter, noch einmal verbesserter Auflage. Herausgegeben wird er vom Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster in enger Kooperation mit dem Dortmunder Stadtarchiv.

In Dortmund befand sich eine bedeutende Königspfalz, die vor allem von den ottonischen und salischen Königen des 10. und 11. Jahrhunderts intensiv genutzt wurde

Die Könige und Kaiser aus der Dynastie der Staufer ließen Dortmund etwas außen vor. Dennoch hielt Kaiser Friedrich I. Barbarossa hier in der Dortmunder Königspfalz einen Reichstag ab, und stellte anlässlich dieses Reichstages Urkunden in Dortmund aus.

Dortmund hat, wie viele Städte Deutschlands und in Europa, nach dem zweiten Weltkrieg leider vieles seiner alten Bausubstanz verloren, um so wichtiger ist es die Erinnerung wach zu halten, was war, wo und wie. Auch wenn es unwiederbringlich verloren ist, es ist Teil der Geschichte dieser Stadt.

Sammlung von Kartenquellen und Bilddokumenten, die die Geschichte einer Stadt nachzeichnet

Der Städteatlas, durch die Westfälische Wilhelms Universität, Münster, für zahlreiche Städte erstellt, ist eine Sammlung von Kartenquellen und Bilddokumenten, die die Geschichte einer Stadt von den ersten Siedlungen bis in die Gegenwart nachzeichnet und ihre Entwicklungsstufen über die Jahrhunderte veranschaulicht.

Die Einsatzmöglichkeiten dieser Werke sind vielfältig und reichen von Forschung und Lehre an Universitäten hin zum fächerübergreifenden Unterricht in Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung.

Obwohl der Städteatlas voller spannender Detailinformationen steckt, ist er vor allem eine Sammlung historischer Karten, Bilddokumente und Texte, die im reich illustrierten Textheft von 52 Seiten und auf 22 großformatigen Farbtafeln untergebracht sind. Nicht nur für Dortmunderinnen und Dortmunder wird dadurch die Geschichte der eigenen Stadt mittels Fotografien, Stadtplänen und Landkarten anschaulich und nachvollziehbar erklärt.

Dortmund wurde im 9. Jahrhundert in einem Verzeichnis der Einkünfte des Klosters Werden an der Ruhr (Werdener Urbar) erstmals 880-884 in der schriftlichen Überlieferung erwähnt. Die Stadt hat aber viel ältere Wurzeln am Schnittpunkt zweier international wichtiger Handelsrouten. Interessant dabei ist, dass der lateinisierte Name Tremonia auf alt-germanisch, keltischen Namen wurzelt.

Als Teil eines internationalen Forschungsverbundes, des Europäischen Städteatlas, stellt die Publikation die ehemalige freie Hanse- und Reichsstadt und Industriemetropole Dortmund in den Zusammenhang anderer repräsentativer Beispiele. Dortmund ist ein Beispiel für die Vielgestalt des Europäischen Städtewesens.

Interaktive Stadtkarten auf www.staedtegeschichte.de

Auf Grundlage des Städteatlas entwickelte das Münsteraner Institut ein Online-Angebot von vier unabhängigen, interaktiven Modulen zur Dortmunder Stadtgeschichte. Es ist ab sofort frei zugänglich und über www.staedtegeschichte.de abrufbar. Das Portal bündelt vielfältige Informationen und wissenschaftliche Ressourcen zur europäischen Städtegeschichte. Dortmund hat im Bereich „Interaktive Stadtkarten“ neben Braunschweig, das als Prototyp bearbeitet wurde, einen prominenten Platz.

Die interaktiven Stadtkarten bieten die Möglichkeit, durch Aus- und Einblenden Informationen zu sortieren, getrennte Aspekte mit einander in Beziehung zu setzen und thematische Schwerpunkte selbst zu bestimmen. Anhand intuitiver Steuerung mit Ebenenauswahl, Zoom und Begriffssuche kann der Benutzer durch vier Kartenanwendungen navigieren und über interaktive Schaltflächen zusätzliche Infos abrufen:

Die bauliche Gestalt Dortmunds in historischen Stadtplänen enthält Innenstadtpläne der Jahre 1826/27, 1870/71 und 2014, welche die Stadt jeweils in vielen Details zeigen und auch den Vergleich der Dortmunder Innenstadt in der Vormoderne, in der Zeit der Industrialisierung und heute ermöglichen.

Mehr Informationen:

  • Siedlungsentwicklung I: Von den Anfängen im 9. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zeigt die Karte das Flächenwachstum Dortmunds von den ersten Siedlungsansätzen, an der seit Keltischer Zeit bestehenden Kreuzung von wichtigen West-Ost (Hellweg) Nord-Süd und Handelswegen, im Frühmittelalter anhand dynamisch zuschaltbarer Entwicklungsphasen mit erläuternden Kommentaren. Interaktive Schaltflächen erschließen historische Daten zu besonderen Gebäuden und zeigen die Bedeutung archäologischer Fundstellen.
  • Siedlungsentwicklung II: Die Straßen- und Gebäudeentwicklung seit Beginn des 19. Jahrhunderts macht in drei Zeitschnitten die Transformation des Dortmunder Stadtkerns durch die Verdichtung der Bebauung und die Veränderung des Straßennetzes im Lauf der Zeit nachvollziehbar.
  • Die Karte „Dortmund im Nationalsozialismus“ geht zurück auf die Projektarbeit des Dortmunder Stadtarchivs und macht deutlich, wie sehr der Stadtraum der Industriemetropole zwischen 1933 und 1945 von den Unterorganisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), aber auch von Zwangsarbeiterlagern und (weiteren) Orten des NS-Terrors durchdrungen war.
    www.staedtegeschichte.de
  • www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/portal/Stadtkarten/index.html
  • Bibliografische Angaben: Stefan Mühlhofer, Thomas Schilp & Daniel Stracke: Dortmund – Deutscher Historischer Städteatlas Nr. 5, hg. v. Peter Johanek, Jürgen Lafrenz & Thomas Tippach am Institut für vergleichende Städtegeschichte, 2. Aufl. Münster (Ardey-Verlag) 2018. ISBN 978-3-87023-277-1. Preis € 39,90

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