Der nördliche Teil Dortmunds: Wer sich vom Hauptbahnhof aus nordwärts bewegt, könnte vorab mit Unbehagen ans Überschreiten einer Art Demarkationslinie denken: hinein ins Reich der Problemquartiere mit ihrer unübersichtlichen Anhäufung sozialer Spannungslagen jedweder Couleur. Und das mag in mancherlei Hinsicht stimmen. Aber der Schein trügt auch. Zumindest was die konkreten – und innovativen – Anstrengungen der Stadt Dortmund betrifft, Lösungen zu finden. Ganz so schlecht sind die nämlich nicht.
Das Projekt „nordwärts“ setzt sich in der Finalrunde durch
Sie sind in diesem Jahr sogar europäische Spitze. Nun dokumentiert in Maastricht bei der Verleihung des Preises für innovatives Verwaltungshandeln vom Europäischen Institut für Öffentliche Verwaltung (EIPA). Ausgezeichnet wurde die Stadt mit dem auf zehn Jahre angelegten Projekt „nordwärts“ als Gewinner des Wettbewerbs mit insgesamt 69 TeilnehmerInnen aus ganz Europa mit dem European Public Sector Award (EPSA).
Also keine Angst Richtung „nordwärts“ in Dortmund. Zumindest Europa findet‘s richtig gut, was im Dortmunder Norden initiiert wurde – an Versuchen, die Lage dort weiter in den Griff zu bekommen. Indem der Strukturwandel in den nördlichen Stadtbezirken zielgerichtet der Rücken gestärkt wird, um letztendlich besagten Röstigraben, also die Trennlinie zwischen Nord- und Südstadt durch eine Harmonisierung der Lebensqualität in der Gesamtstadt zu überwinden.
Durchsetzen konnte sich das Projekt „nordwärts“ in der Kategorie der „Projekte auf kommunaler Ebene“ gegen die drei bis dahin im Wettbewerb verbliebenen und nominierten Vorhaben aus Südengland, den Niederlanden und Österreich. Eine hochkarätige Jury hatte zuvor das Projekt als einen von vier Finalisten für den EPSA-Preis 2017 nominiert. Anschließend besuchte das EPSA-Team alle zur Endausscheidung vorgeschlagenen Projekte vor Ort, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Schieflagen in der Lebensqualität zwischen Nord- und Südstadt sollen gemildert werden
Als ein städtisches Generationenprojekt für den nördlichen Teil von Dortmund entstand „nordwärts“ im Jahre 2015 und wurde auf zehn Jahre angelegt. Es umfasst knapp 46 Prozent der Dortmunder Stadtfläche und gut 42 Prozent der rund 601.000 Einwohner. Sieben von 12 Dortmunder Stadtbezirken mit potentiellen Problemquartieren gehören zur Gebietskulisse „nordwärts“: Eving, Huckarde, Innenstadt-Nord, Teile von Innenstadt-West und Lütgendortmund, Mengede, Scharnhorst.
Das Gesamtprojekt „nordwärts“ umfasst sage und schreibe mehr als 200 Teilprojekte – und es kommen weitere hinzu. Durch sie soll der Dortmunder Norden mit der Partizipation der BürgerInnen durch weit angelegte Dialogstrukturen zu einem Innovationslabor für neue Konzepte und kreative Ideen vor Ort gemacht werden. Dies bedeutet auch: Da Nachbarn in den unterschiedlichsten Projekten zusammenkommen und miteinander reden, identifizieren sie sich eher miteinander und mit ihrem Stadtteil.
Die Idee dahinter: die Stärken der BewohnerInnen fördern, statt über tausend Probleme zu lamentieren. Und es werden „Leuchtfeuer“ entfacht, die eine Basis für die Einwerbung öffentlicher und privater Fördermittel sind. Also insgesamt ein Versuch, die Kräfte der zielgerichtet Stadtgesellschaft zu bündeln.
Partizipativer Ansatz: Ehrung des Dortmunder Projektes macht Mut für die Zukunft
In der Laudatio wurden insbesondere der partizipative Ansatz von „nordwärts“ und dessen Umsetzung hervorgehoben. Für die lokale Entwicklung würden so die Kompetenzen von Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgerschaft zusammengeführt. Die durch „nordwärts“ kreierten Formen der Partizipation würden das bürgerschaftliche Engagement in der Zukunft festigen, heißt es. Gelobt wurde ferner der auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Fokus von „nordwärts“.
Oberbürgermeister Ullrich Sierau nahm gemeinsam mit Michaela Bonan und Harriet Ellwein von der städtischen Koordinierungsstelle „nordwärts“ (Projektleitung und Stellvertretung) sowie Ubbo de Boer, dem Vorstandsvorsitzenden des „nordwärts“-Kuratoriums, den international begehrten Preis entgegen.
„Dortmund hat in den letzten Jahren erfolgreich den Strukturwandel bewältigt“, so der Oberbürgermeister in seiner Dankesansprache in Maastricht. „Bisher konnten im Norden der Stadt noch nicht alle Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Unsere Anstrengungen, über „nordwärts“ […] den Dortmunder Norden aufzuwerten, verlangt von allen gesellschaftlichen Kräften viel Einsatz und auch Umdenken. Umso mehr freuen wir uns, dass dies nicht nur über Dortmund hinaus, sondern auch international Beachtung findet. Dies motiviert uns noch mehr!“
Weitere Informationen:
- Das Projekt auf der Homepage der Stadt Dortmund
- Internetseite des EPSA 2017 mit den vier nominierten Projekten
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