Am Dienstagnachmittag reden sie nicht mehr über-, sondern miteinander: Die Stadt erwartet den Bevollmächtigten der „Intown Properties“ – Eigentümer des Hannibal-Komplexes in Dorstfeld – zu einem Gespräch. Dann wird sich wohl auch klären, ob das Unternehmen die geforderten Arbeiten ausführen lassen wird. Für den auch für die Bauaufsicht zuständigen Dezernenten Ludger Wilde ist klar, dass der Aufwand riesig ist. Mit Monaten sei dafür zu rechnen – die Kosten sind noch nicht zu beziffern.
Wachdienst begleitet die BewohnerInnen zwischen 8 und 20 Uhr in ihre Wohnungen
In der dritten Pressekonferenz zur angeordneten Räumung machte Wilde abermals deutlich, dass die Stadt keine andere Möglichkeit hatte. „Es gab eine akute Brandgefahr durch Veränderungen, die der Eigentümer – wann auch immer – durchgeführt hat“, so Wilde.
Die Stadt hat das Gebäude abgeriegelt. Ein Sicherheitsdienst hat alle Schlösser an den Häusern austauschen lassen. Die Stadt hatte zudem alle Wohnungen versiegelt. MieterInnen können allerdings zwischen 8 und 20 Uhr in Begleitung einer Sicherheitskraft die Wohnung betreten, um Eigentum abzuholen.
In Arbeit ist eine Lösung für die Postzustellung. Denn die Briefkästen sind im Inneren der Gebäude – ein Betreten ist weder für MieterInnen noch für BriefzustellerInnen ohne Sicherheitsdienst möglich. Im Laufe der Woche soll es eine Lösung geben.
303 Menschen sind in Ersatzwohnungen und Gemeinschaftsunterkünften untergekommen
Das gilt auch für die Wohnung an sich: 303 der 752 betroffenen MieterInnen haben mittlerweile in städtischen Ausweichwohnungen oder in Gemeinschaftsunterkünften unterkommen können. Die Helmut-Körnig-Halle wurde bereits am Samstagvormittag wieder leergezogen.
„Alle, die dort untergekommen sind und uns um eine Unterkunft gebeten haben, sind in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht worden, die auch einen längeren Aufenthalt möglich machen würden“, so Wilde.
Der Großteil der Menschen sei jedoch bei Freunden und Familien untergekommen. „Wir werden das Angebot, uns um die Mieter zu kümmern, aufrecht halten. Es gibt weiterhin den Info-Point am Hannibal. Dorthin können sich die MieterInnen täglich von 9 bis 16 Uhr wenden – es findet eine Erstberatung statt.
Unbürokratische Hilfeleistungen von Jobcenter und Sozialamt organisiert
Wer Sozialhilfe oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommt, kann zum Sozialamt in die Luisenstraße 11-13 kommen. In der 2. Etage wurde ein Anlaufpunkt eingerichtet, der von 9 bis 16 Uhr geöffnet ist, berichtet Sozialamtsleiter Jörg Süshardt.
Wer nach dem Sozialgesetzbuch XII Grundsicherung im Alter bekommt, kann zu seinem vertrauten Ansprechpartner in der Hospitalstraße gehen. Auch mit dem Jobcenter konnte eine Absprache getroffen werden: „Sie sollen ihre bekannten Ansprechpartner nutzen – das Team U25, den Integration-Point oder die bisherigen AnsprechpartnerInnen in der Hainallee.
Die KollegInnen sind über die besondere Notlage informiert und müssen nicht groß erklären, warum sie Hilfe brauchen. Umzugsbeihilfe ist für bisherige Hannibal-BewohnerInnen ohne große Einzelfallprüfung möglich“, so Süshardt.
Schulverwaltung hat Schokotickets für 83 Kinder und Jugendliche organisiert
Auch das Schulverwaltungsamt hat schnell reagiert: Für alle 123 schulpflichtigen Kinder wurden Regelungen getroffen. Nach der Schulbefreiung am Freitag wurden am Montag Schokotickets für alle Kinder in die Schulsekretariate geliefert.
83 Kinder und Jugendliche hatten bisher keine entsprechenden Tickets, weil sie quasi fußläufig zur Schule wohnten. Für Montag und Dienstag konnten die Eltern Vierer-Tickets kaufen – die Kosten werden in den jeweiligen Schulsekretariaten erstattet, machte Schulamtsleiterin Martina Raddatz-Nowack deutlich.
Wenn kleine Kinder nun weite Wege haben, ist die Schulverwaltung im Einzelfall auch bereit, individuelle Schulverkehre zu organisieren. Das war bisher aber nur für drei Kinder nötig. Eltern können sich im Dienstleistungszentrum Bildung informieren: Telefon: 50-10747.
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