Von Heike Becker-Sander
Mehr als 1150 Einsätze allein im Dortmunder Stadtgebiet hat die Polizei im Jahr 2016 unter dem Begriff „Häusliche Gewalt“ registriert. In 430 Fällen wurden aufgrund der Sachlage, die die Beamten vorfanden, die aggressiven Männer aus der Wohnung gewiesen, 475 Mal sprach die Polizei außerdem ein Rückkehrverbot für die Angreifer aus. Das bedeutet, dass sie zehn Tage lang nicht zurück in die Wohnung dürfen und sich auch außerhalb davon der betroffenen Frau nicht nähern dürfen.
Das „Gewaltschutzgesetz“ hilft den Opfern von häuslicher Gewalt
Möglich machen diese Maßnahmen die Inhalte des sogenannten „Gewaltschutzgesetzes“, das seit 2002 in Kraft ist. Zuvor wurden Bedrohungen oder Tätlichkeiten unter Eheleuten oder Lebenspartnern fast immer in den privatrechtlichen Bereich verwiesen.
In der Westfalenmetropole gibt es seit Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes den „Dortmunder Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt“, zurzeit koordiniert von Martina Breuer von der Frauenberatungsstelle Dortmund. In diesem Gremium sitzen unter anderem Frauenhaus und Frauenberatungsstelle, der Opferschutz der Polizei, Sozialamt, Staatsanwaltschaft und weitere Vereinigungen und Ämter.
„In den vergangenen 15 Jahren sind für Dortmund gute Rahmenbedingungen für den Schutz und die Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt geschaffen worden“, lobte am Mittwoch Martina Breuer anlässlich der aktuellen Sitzung des „Runden Tisches“ die Arbeit der verschiedenen Mitglieder.
Broschüre mit hilfreichen Informationen in 21 Sprachen
Zum Auftakt der Zusammenkunft wurde die überarbeitete Broschüre „Was tun bei häuslicher Gewalt?“ vorgestellt, die in erster Auflage bereits im Jahr 2003 herausgebracht wurde. Statt bisher in 17 wird nun in 21 Sprachen kurz und verständlich informiert, was es für rechtliche Möglichkeiten für Betroffene im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes gibt.
Denn gerade für Migrantinnen ohne deutsche Sprachkenntnisse ist es oft schwierig, Hilfe zu finden. Außerdem gibt es in der Broschüre relevante Informationen zur Aufenthaltserlaubnis und ein herausnehmbares Blatt mit hilfreichen und wichtigen Telefonnummern. Bei Polizeieinsätzen zur häuslichen Gewalt soll das Heftchen betroffenen Migrantinnen ausgehändigt werden. Nach wie vor sind die Opfer häuslicher Gewalt in über 90 Prozent der Fälle Frauen.
Stabile Einsatzzahlen – aber eine hohe Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt
Das Info-Heft liegt an vielen öffentlichen Stellen aus und ist auch über die Frauenberatungsstelle Dortmund zu beziehen. Gedruckt wurde die Broschüre in einer Auflage von 5.000 Exemplaren.
„Die Einsatzzahlen bei häuslicher Gewalt sind im Bereich des Polizeipräsidiums Dortmund in den letzten Jahren stabil geblieben – allerdings auf hohem Niveau“, erläuterte Jörg Stenczl, Kriminalhauptkommissar im Bereich Opferschutz, die Statistik für 2016.
„Aber die Dunkelziffer ist noch sehr viel höher“, ergänzte Martina Breuer. Das mache sich unter anderem an der verstärkten Beratungsnachfrage bemerkbar. „Anfangs hatten wir etwa 25 Prozent der Beratungen zu diesem Themenkomplex, heute sind es bereits 60 Prozent.“