Von Leopold Achilles
Am heutigen „Internationalen Tag gegen Rassismus“ (21. März 2017) trafen sich rund 200 Menschen zu einer Mahnwache vor dem Rathaus Dortmund. Oberbürgermeister Ullrich Sierau hatte gemeinsam mit dem Dialogkreis der Abrahamsreligionen eingeladen, sich gemeinsam mit anderen AkteurInnen der Zivilgesellschaft gegen rechtspopulistische Stimmungen zu stellen.
Kampf gegen den Rassismus – eine alltägliche Herausforderung
Die Mahnwache stand in der Tradition der Kampagne „Wir alle sind Dortmund“, die vor nun schon zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. Die Mahnwache begann um 12 Uhr mit einem Grußwort des Oberbürgermeisters selbst.
Mit dabei waren Rabiner Baruch Babaev, Superintendent Ulf Schlüter, Probst Andreas Coersmeier und Ahmad Aweier vom Rat der Muslime. Auch der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund sowie Vertreter der Geflüchteten in Dortmund beteiligten sich.
Musikalisch wurde die Mahnwache von Christoph Maihöfer untermalt. Außerdem hatten sich insgesamt drei Schülerinnen vom Helene-Lange- und dem Käthe-Kollwitz Gymnasium mit Redebeiträgen beteiligt.
Juden, Christen, Muslime – „Im Grunde sind wir doch alle gleich“
In seiner Rede sprach Sierau seine persönliche Zuversicht für Dortmund aus, dass es sich hier um eine Stadt der Gerechtigkeit handele.
Besonders weil es hier eine Minderheit von Rechten gäbe, sei er froh, dass so viele dem Aufruf gefolgt seien und damit ein weiteres Zeichen gegen den Rechtsextremismus in der Stadt und für die Vielfalt in Dortmund gesetzt haben.
Rabiner Baruch Babaev sprach von einer „zusammengeschweißten Dortmunder Gesellschaft“ und davon, dass sich diese Gesellschaft ganz eindeutig für das „Gute“ entschieden habe. Er lobte außerdem den Aktivismus, mitten in der Woche, in der Mittagspause diese Mahnwache mit einer so großen Resonanz abhalten zu können.
Wir ALLE sind Dortmund – Kampagne wirbt für eine weltoffene Stadt
Mit der Kampagne „Wir ALLE sind Dortmund“ setzen Stadt, evangelische und katholische Kirche, muslimische und jüdische Gemeinden in Dortmund außerdem einen deutlichen Kontrapunkt zu islamkritischen Bewegungen.
Im Jahr 2017 finden bundesweit zwischen dem 13. und 26. März Veranstaltungen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt.
Weitere Informationen auf www.dortmund.de und www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de
Reader Comments
DIDF
„Gemeinsam statt Nebeneinander für politische Teilhabe und Mitgestaltung“
Zum 21. März, dem internationalen Tag gegen Rassismus, erklärt die Bundesvorsitzende der Föderation demokratischer Arbeitervereine (DIDF), Sefariye Eksi: „Gegen den wachsenden Rassismus und Rechtspopulismus in Europa und in der Welt können wir nur geschlossen und gemeinsam vorgehen. Es ist längst Zeit, biologische, religiöse und kulturelle Unterschiede als menschliche Reichtümer zu verstehen, statt künstliche Grenzen zwischen Menschen und Völkern aufzubauen!“
Weiterhin kritisiert Eksi, dass Herrscher und Regierungen mit religiösen und ethnischen Konflikten bewusst Vorurteile schüren und das friedliche Zusammenleben aller Menschen gefährden. „Das gilt nicht nur für Diktatoren fernab von Deutschland, sondern findet mitten unter uns statt!“ so Eksi in ihrer Erklärung. „Das jüngste Beispiel ist die diplomatische Krise zwischen der Türkei und europäischen Staaten. Beide Seiten machen Wahlkampf auf Rücken der türkeistämmigen Migranten in Europa, um sich selber zu profilieren und ihren Einfluss auszubauen! Die Leidtragenden sind die Menschen, deren Lebensmittelpunkt hier ist, die aber zwischen den Fronten hin- und hergerissen werden!“
Hierbei macht Eksi auf die aktuelle Debatte um den „Doppelpass“ in Deutschland aufmerksam. Unionspolitiker sowie Rechtspopulisten fordern einschneidende Veränderungen beim Doppelpass, weil dieser sich nicht bewährt habe. Als Grund werden Erdogan-Anhänger in Deutschland angegeben. „Woher wissen Doppelpass-Gegner, welchen Pass ein Erdogan-Befürworter oder -Gegner jeweils besitzt, so dass die Schlussfolgerung, dass der Doppelpass gescheitert ist, gezogen werden kann?“ fragt Eksi.
Ihre Organisation positioniert sich hier klar und eindeutig: „Nicht die doppelte Staatsbürgerschaft beeinträchtigt die Loyalität der Türkeistämmigen zu Deutschland, sondern die verfehlte Integrationspolitik. Die türkeistämmigen Jugendlichen fühlen sich eher zu Hause in Deutschland, wenn sie sich anerkannt, vertreten und dazugehörig fühlen und nicht, wenn sie sich zwischen dem deutschen Pass und dem der Eltern entscheiden müssten.“
„Diese verfehlte Diskussion über Doppelpass muss endlich wieder vom Tisch und wir müssen darüber reden, wie eine erfolgreiche Integration stattfinden kann. Erst wenn das Problem der prekären Beschäftigung, Leiharbeit, Ausbildungsplatzmangel, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit angepackt wird, werden sich Türkeistämmige nicht Richtung Türkei orientieren, sondern sich hier heimisch fühlen“, so Eksi weiter.
Den ersten Schritt, um das Miteinander zu fördern, statt nur Nebeneinander zu stehen, sieht die DIDF darin, das allgemeine Wahlrecht für alle einzuführen, unabhängig von der Staatsbürgerschaft. In der Erklärung zum Kampagnenstart am 21. März „Wir haben auch eine Stimme – Wahlrecht für alle!” steht: “In Vereinen und Institutionen wie den Gewerkschaften stehen demokratische Rechte allen unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit zu. Die Herkunft ist kein Kriterium für eine Mitgliedschaft. Nur mit diesen Rechten ausgestattet, können alle Menschen in Deutschland zusammen eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Deshalb fordern wir das Wahlrecht für alle, damit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, deren Lebensmittelpunkt Deutschland ist, zusammen ihre Zukunft gestalten können, unabhängig von ihrem Pass.”
SLADO e.V.
Wohnsitzauflage abschaffen – Ausnahmen für LSBTI* Personen einrichten
Anlässlich des Antirassismustags am 21. März 2017 fordert SLADO e.V. die NRW-Landesregierung und alle im NRW-Parlament vertretenden Parteien auf, sich stärker um die Belange von LSBTI*-Geflüchteten zu kümmern. Wichtig ist es die Wohnsitzauflage abzuschaffen. Hierzu erklärt Frank Siekmann vom SLADO e.V. Vorstand:
„Die Umsetzung einer Wohnsitzauflage in NRW ist integrationsfeindlich und nicht angemessen. Hinzu kommt, dass all diejenigen, die mit der Wohnsitzauflage befasst sind, von bemerkenswerten Umsetzungsproblemen berichten. Alle Menschen sollen innerhalb von NRW entscheiden dürfen, wo sie leben wollen.
LSBTI*-Personen stehen unter einem besonderen Druck, nicht nur, dass sie unter dem Trauma ihrer Flucht leiden, sondern sie können sich innerhalb ihres eigenen Umfelds nicht outen. Wir wissen von einigen Übergriffen gegenüber LSBTI*- Geflüchteten. Die Wohnsitzregelung lehnen wir ab und wir bitten Sie, sich im Bund dafür einzusetzen, dass diese Regelung wieder zurückgenommen wird. Bis dahin fordern wir in einem ersten Schritt:
LSBTI*-Geflüchtete und alle besonders vulnerablen Personen müssen generell unter der Härtefallregelung fallen.
Unterstützung der Kommunen, die sich in einem besonderen Maße um LSBTI*-Geflüchtete bemühen.
Bei uns treffen immer wieder Hilfegesuche von LSBTI*-Geflüchteten ein, die in einer Stadt oder Region untergebracht sind, wo es keine entsprechende Community gibt und wo es Diskriminierungen innerhalb ihrer Einrichtung oder Stadt gibt. Natürlich ist es wünschenswert, dass alle Kommunen und Kreise, an der Integration von LSBTI*-Geflüchteten arbeiten, aber dies benötigt sehr viel Zeit und ist wenig realistisch.
Wir fordern die Landesregierung zudem auf, sich über den Bundesrat dafür einzusetzen, dass die Bedrohungssituation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transpersonen in deren Herkunftsstaaten durch das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge stärker wahrgenommen, verstanden und angemessen beachtet wird.“