Von Roland Klecker
Die Luft riecht nach Rauch und Feuer, es duftet nach Gebäck und Grillgut, nach Glühwein und Bratapfel. Es ist Weihnachtsmarkt-Zeit im Fredenbaum. Doch es ist nicht irgendein beliebiger Weihnachtsmarkt, mit elektrischer Beleuchtung und dem ewig gleichen Angebot. Keine gestressten Kinder, die sich an die Hände ihrer Mütter klammern müssen damit sie nicht verloren gehen. Keine Massen von Feierabendlern, die gemeinsam noch einen Glühwein schlürfen gehen und sich in großen Trauben laut und scheinbar lustig um die Stände versammeln. Dieser ist anders.
Ein ungewöhnlicher Weihnachtsmarkt – nicht nur wegen des Eintritts
Das zeigt sich schon am Eingang, denn dieser Weihnachtsmarkt hat einen. Nur einen, und da kostet es Eintritt um ihn zu betreten. Und nicht zu knapp.
Zwischen drei und 15 Euro bewegen sich die Preise, je nach Wochentag. Samstag ist es am teuersten, viele meinen sich verlesen zu haben. 15 Euro Eintritt für einen Weihnachtsmarkt? Warum überhaupt Eintritt?
Wer sich traut und durch den Torbogen mit Türmchen aus Licht hindurch schreitet, versteht das. Man betritt eine andere Welt. Ein mittelalterliches Märchen aus Licht, Feuer und Fantasie. Überall brennen Fackeln und lodern Feuerkörbe, in deren warmem unstetem Licht große und kleine Kinder mit leuchtenden Augen durch die Gegend streifen.
Hier geht man nicht verloren, auch wenn das Gelände riesig erscheint. Die Aussichtsplattform bietet einen weiten Blick über den See, der von leuchtenden Hütten, Zelten und Buden eingeschlossen ist.
Und dort, eine neue Brücke? Tatsächlich, quer über den See erstreckt sich ein von Fackeln gesäumter schwimmender Steg, der beide Seeseiten miteinander verbindet. Eine leicht wackelige, aber lustige Angelegenheit. Kurze Wege zum kleinen Markt und zum Heerlager der Ritter und ihrem Gefolge.
Mittelalterliches Zeltlager mit allerlei buntem Volk im Fredenbaumpark
Denn wie auch im Frühjahr beim Mittelalterlich-Phantasie-Spectaculum zelten sie wieder hier, die Ritter und Knappen, die Burgfräulein und Mägde, die Hexen und Gaukler. Das bunte Volk mischt sich wie selbstverständlich unter die BesucherInnen und verstärkt das besondere Flair des Abends noch.
Neben dem wunderschön beleuchteten Stand mit Beerenweinen erschreckt der hässliche Hans die Kinder, bevor er ihnen erzählt, dass Popel auch nach Bratapfel schmecken können. Große Augen und verhaltenes Lachen, zwischen Faszination und lustigem Ekel. Er sieht aber auch zu gruselig aus, mit seiner schwarzen Kutte und dem vor Dreck starrenden Gesicht.
Die Kinder rennen weiter – zum gestrandeten Piratenschiff oder zum Zelt mit den gebrannten Mandeln. Über 30 Sorten gibt es hier, so viele wie sonst nirgendwo. Auch sonst bieten die Stände unterschiedlichste Leckereien: Zwischen Laternen, Weihnachtsdeko und Gargoylen bieten die Marketender Drachenschuppen und Bratäpfel feil, fließen Erbeer-Met und heißer weißer Winzerwein in die tönernen Becher.
Heiße Baumkuchen aus dem Spezial-Ofen werden mit Schokostreuseln oder gehackten Mandeln garniert. Am Fladen-Laden füllen die historisch gewandeten Köchinnen frischgebackenes Hanffladenbrot mit würzigem Pfannengeschnetzeltem und garnieren es mit Salaten und Kraut. Der brennende Zucker tropft langsam süßend in die Feuerzangenbowle, derweil sich begeisterter
Tumult vor der Bühne erhebt, auf der die legendären Saltatio Mortis zum Abendkonzert antreten.
Viel Live-Musik auf der großen Weihnachtsbühne und im Freien
Überhaupt wird viel Musik geboten, auf der großen Weihnachtsbühne im Freien wie auch im Musikzelt. Dazwischen unterhalten wandernde Gaukler und kostümierte Komiker das gemeine Volk. Bruder Rectus, Cyrano der Gaukler, Achim, der „Falkner der Herzen“ oder die Walking Performance Dance Infernale mit ihren fantasievoller Stelzen- oder Feuershows, sie alle verzaubern die BesucherInnen und entführen sie in eine etwas ruhigere, etwas langsamere, etwas fantasievollere Welt.
Es herrschen Minusgrade, der Atem gefriert in der Luft. In der Stadt würde man schon lange an den Heimweg denken. Hier draußen zwischen den lodernden Feuerstößen ist es noch lange nicht so weit. Ein heißer Apfelsaft mit Zimt hilft genau so gegen die Kälte wie der würzige Erbseneintopf vom Suppenkasper.
Man setzt sich einfach allein oder in Gruppen an die großen Lagerfeuer und freut sich an den wunderbaren Sinneseindrücken. An jeder Ecke eine Überraschung, eine Besonderheit, fremde Gerüche und doch scheint alles so vertraut. Da ist sie endlich wieder, die große Lust und Vorfreude auf Weihnachten!
Der Phantastische Mittelalterliche Lichter Weihnachtsmarkt, so der vollständige Name, ist nur an Wochenenden von Donnerstags bis Sonntags ab 15 Uhr geöffnet, sowie vor den Feiertagen ab Dienstag. Eintrittspreise: Donnerstags drei Euro, freitags und sonntags fünf Euro und samstags 15 Euro. Dann finden auch die großen Konzerte der bekannten Bands statt.
An den anderen Tagen gibt es aber auch großartige Livemusik auf der Festivalbühne und im Weihnachtslivemusikzelt.
Alle weiteren Infos zu Öffnungszeiten und dem Musikprogramm gibt es auf den Seiten des Veranstalters: www.spectaculum.de