Von Joachim vom Brocke
Offizielle Bezeichnung: „Zentrale Dienste Streetwork“. Ein behördlich sperriger Name für diesen Aufgabenbereich. Streetworker passt besser – und das sind sie auch. Sie kümmern sich um junge Menschen, die auf der Straße leben und helfen ihnen so gut es geht bei der Bewältigung von vielen Alltagsproblemen. Seit 30 Jahren gibt es die Einrichtung, seit dem Jahr 2000 an der Leopoldstraße 22. Anlass für eine kleine Feier mit einigen Freunden und einen Rückblick.
„Ganz viele Schicksale“: Erinnerungen an das „Punker-Haus“ in Neuasseln
„Ganz viele Schicksale“ gab und gibt es für Dietmar Fiedler, dem Leiter der Einrichtung: „Manche wurden auf einen guten Weg gebracht, bei anderen sind wir selbst gescheitert“. Dennoch machen sie unermüdlich weiter, lassen sich nicht entmutigen.
Jugendamtsleiter Klaus Burkholz (in Vertretung der verhinderten Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger) erinnerte an das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte „Punker-Haus“ in Neuasseln, das 1998 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgerissen wurde. Hier hatten Jugendliche mit städtischer Hilfe ein Haus übernommen.
Angedacht als fünfjähriges Projekt gab es schnell Übergriffe aus der rechten Szene, denen die Punker vermutlich ein Dorn im Auge waren. Das Neuasselner Haus wurde zu einer „Festung“ mit einer zuletzt unbekannten Anzahl von Bewohnern.
Der „Rote Bus“ sollte 1996 eine Überlebenshilfe sein
Dann gab es auch den so genannten „Roten Bus“ (1996). Er sollte eine Überlebenshilfe, ein Schutzraum und eine Rückzugsmöglichkeit für Jugendliche im Umfeld des Hauptbahnhof sein. Doch das Angebot wurde 2011 aus Kostengründen eingestellt.
In der Nordstadt wurde 1996 der „Jugendtreff Hannibal“ ins Leben gerufen als ein Kooperationsprojekt verschiedener Träger in Zusammenarbeit mit der LEG und zunächst finanziert über den Bereich Kinder- und Jugendförderung des Jugendamtes.
Im April 2000 erfolgte die offizielle Eröffnung der neuen Anlaufstelle in der Leopoldstraße, wo die Streetworker immer noch untergebracht sind. Hier gab es ausreichend Platz für die Klienten. Auch eine Überlebenshilfeeinrichtung. Denn hier können sie Duschen, ihre Kleidung waschen und trocknen, es gibt eine kleine Kleiderkammer und eine medizinische Grundversorgung.
Enge Zusammenarbeit mit dem Tierschutzverein Groß-Dortmund
Friedhelm Sohn, Vorsitzender im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie, erinnerte sich an den ersten Termin an der Leopoldstraße. „Hier kann sich doch niemand wohl fühlen dachte ich damals“, berichtete Sohn: „Doch als ich dann die schönen Räume gesehen habe, war ich ganz erstaunt“.
Der SPD-Politiker dankte „dem Team für die schwere Arbeit“. Ja und auch Erika Scheffer, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Groß-Dortmund, ist bei Streetwork eine lieb gewordene Bekannte. Weil sich viele Wohnungslose durch Tiere nicht so einsam fühlen, sorgt der Tierschutzverein seit vielen Jahren durch Futterspenden oder Zubehör für Hilfe.
Zum 30. Geburtstag von Streetwork ist eine 50-seitige Broschüre erschienen. Ausführlich wird darin die Arbeit vorgestellt, aufgelockert durch Fotos aus dem eigenen Archiv sowie von Wilko Meiborg, der zugleich für Gestaltung und Satz zuständig war. Der Dortmunder Fotografiestudent zeigt in der Streetwork-Einrichtung zurzeit eine Ausstellung mit Bildern von jungen Menschen auf der Straße.
Mehr Informationen:
Seit 2001 ist Diplom-Sozialpädagoge Dietmar Fiedler erster Ansprechpartner. Ihm zur Seite stehen Diplom-Sozialpädagogin Tanja Böhm (seit 1999) und Markus Römer (seit 2011).
Prof. Dr. Ulrich Deinet (Hochschule Düsseldorf / Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften) hielt einen Fachvortrag.
Reader Comments
Chaos
30 Jahre wie die Zeit rennt, besondere Menschen, die besonderes tun… Die wahren Helden der heutigen zeit !!!
Werner Baudendistel
Da hast Du Recht Chaos. Wahre Helden. Gruß Tice