Von Susanne Schulte
Erzählt Helmut Opitz von seinen Tieren, summt es angenehm in den Ohren. Das geht wohl auch den 13 Kindern der Vincenz-von-Paul-Schule so, die jeden Dienstag in der Bienen-AG von dem Derner Imker hören, welche Arbeiten gerade anstehen, was getan werden muss, um die Stöcke in Ordnung zu halten, die Bienen bei Laune und den Honig ins Glas zu bekommen.
Ein Volk machte sich gleich davon und lebt nun in der Turmmauer der benachbarten Borussia-Kirche
„Manchmal hat man den Eindruck, die sind mit den Gedanken ganz woanders und dann erzählen sie einem in der nächsten Woche genau das, was man in der letzten Woche erklärt hat.“
Das Ergebnis von einem Jahr Imkerei ist jetzt zu kaufen: 50 Kilogramm Nordstadt-Honig in Gläsern von 250 Gramm, etikettiert mit einem Foto des Borsigplatzes vorne und den Mitgliedern der Bienen-AG auf dem Deckel.
Im März vergangenen Jahres traf sich die Bienen-AG zum ersten Mal. Opitz’ Imkerkollege und der Vereinsvorsitzende Paul Klaus Borowski machte sich auf die Suche nach Nachwuchs für Dortmunds ältesten Imkerverein, den Imkerverein von 1848 Dortmund-Derne. Er sprach auch in der Vincenz-von-Paul-Schule vor, die vor gut zehn Jahren schon einmal Bienen zum Unterrichtsmaterial zählte.
Drei LehrerInnen erklärten sich sofort einverstanden, mitzumachen. Eine ist Anja Köhler, mittlerweile selbst begeisterte Bienen-Halterin. „Erst einmal ging es um viel Theorie. Die Bestimmungen im Schulrecht mussten geprüft, das Einverständnis der Eltern eingeholt werden.“
Bienen der Rasse Carnica sind sanftmütig und fleißig, haben aber auch eine tiefe Abneigung gegen Honigdiebe
An die Bienen kam man einfacher. Klaus Borowski spendierte zwei Völker. Eines machte sich gleich davon und lebt heute noch in der Turmmauer der benachbarten Dreifaltigkeits-Kirche, der Borussia-Kirche.
Vier Völker sind es heute, die auf dem Gelände leben. „Sie gehören zur Bienenrasse Carnica. Die sind sanftmütig und fleißig“, erzählt Helmut Opitz. Dennoch. Auch sie hätten eine tiefe Abneigung gegen Honigdiebe. So brachte er den Kindern bei, Respekt gegenüber den Honiglieferantinnen zu haben. „Denn die Biene sticht auch.“
Die Schutzkleidung leihen Imker aus, fünf Ausrüstungen brachte ein Derner Vereinsmitglied im Frühjahr aus der Türkei mit, wo sie sehr viel preiswerter zu kaufen sind als hier.
Fingerspitzengefühl in Imkerhandschuhen – Auch beim Etiketten-Design hatten die Kinder mitzureden
Die zwölf Jungen und das eine Mädchen in der AG drahteten unter Anleitung der Fachleute die Rähmchen, auf denen die Bienen ihre Waben bauen, lernten in Imkerhandschuhen Fingerspitzengefühl, tauschten die Rähmchen aus, erfuhren, wie der Honig geerntet wird.
Auch beim Design fürs Etikett waren ihre Ideen gefragt. Gemeinsam mit Borsig 11 entwarfen sie das farbige Foto, auf dem – wie kann es am Borsigplatz anders sein? – die Farben Schwarz und Gelb dominieren. Honig von den BvB, den Bienen vom Borsigplatz, steht somit auch auf dem Deckel.
Zeigten sich schon beim Borsigplatz-Still-Leben die Schüler als gute Verkäufer ihres Produkts, waren auch viele Gläser während des Festes im Vincenz-Haus-Garten an der Oesterholzstraße gefragt. „Fast alle Eltern der AG-Mitglieder waren hier und haben eines mitgenommen“, so Anja Köhler.
Auch sie seien stolz gewesen, dass ihre Kinder geholfen haben, den Honig zu machen. Dass man in Stadt-Honig und damit auch im Nordstadt-Honig mehr Stoffe finde, die nicht gesund seien, verneint Opitz. Dazu gebe es bereits Untersuchungen. Und sowieso: In Haus- und Schrebergärten sowie Parks würde so gut wie gar nicht gespritzt. Anders als auf dem Land.
Auch zwischen den Bienenjahren gibt es viel zu tun – Die Tiere müssen gut gefüttert über den Winter kommen
Jetzt ist das Bienenjahr zwar zuende, aber für die Imker gibt es immer etwas zu tun. Es muss aufgefüttert werden, damit die Bienen über den Winter kommen und Helmut Opitz hat immer Wissenswertes über die Tiere beizubringen: So geht ein Volk mit rund 50000 Bienen in den Winter, aber nur mit 25000 in den Sommer.
Die Winterbiene wird maximal fünf Monate alt, die Königin kann ihren fünften Geburtstag erreichen. „Aber nur, wenn sie nicht vorher rausgeschmissen wird, weil sie nicht mehr genug Eier legt“, sagt Opitz.
Die Arbeiterbiene, die sommers unterwegs ist, stirbt nach 35 Tagen und die Drohne, das männliche Tier, wird nach drei bis fünf Monaten aus dem Stock getrieben.
Der Winter ist nichts für Bienen. „Bei sechs bis acht Grad ist Ende.“ Dann erfrieren sie. Die Biene habe keine Muskelwärme, erklärt Opitz.
Die jungen Imker machen alle weiter in der AG mit: freiwillig und nach dem regulären Unterricht
Aber viele Feinde. Schnelle Bewegungen verbinde sie immer mit einem feindlichen Angriff. Wie dem vom Mauersegler. Diese Vögel seien immun gegen Bienenstiche. Auch die Spinne fürchte sich nicht vor den Honigmacherinnen. „Der Stachel? Da lacht die Spinne sich kaputt.“
So wissen die Kinder, dass man als Imker langsam zur Sache geht. Und Ausdauer braucht, um Erfolg zu haben. Die haben sie, jedenfalls was die Arbeit in der AG angeht. Alle 13 sind auch weiterhin dabei, freiwillig und nach dem regulären Unterricht.