Von Stella Venohr
Roma, wenn diese Bezeichnung fällt stellen sich die meisten Menschen wohl Frauen in bunten, weiten Röcke vor. Mädchen mit langen Haaren, Armut und alte Traditionen. Dass diese Klischees nicht immer stimmen, zeigt das Festival Djelem Djelem. Bereits zum dritten Mal bietet das Festival die Möglichkeit, durch Theater, Film und Musik, gemeinsames Feiern und Essen, die Vielfältigkeit Roma Kulturen zu erleben. Ein Teil des Festivals ist in diesem Jahr die Fotoausstellung „Roma“.
Homosexualität und Tradition in Bildern gebannt
In rund 105 Fotografien wird in der Nordstadt gezeigt, wie facettenreich die Kultur der Roma ist. Die Ausstellung wird vom 8. bis zum 18. September im Depot in Dortmund zu sehen. Neun Fotografen der FREELENS Regionalgruppe Ruhrgebiet haben sich ein halbes Jahr lang mit Roma und ihren Familien auseinandergesetzt.
In Porträts und Geschichten dokumentieren sie Roma in ihrer Tradition, zeigen die Lebensverhältnisse in Deutschland und begleiten erfolgreiche Roma-Persönlichkeiten.
Eine Persönlichkeit ist Gianni. Der Rom lebt in Köln. Der Fotograf Pascal Amos Rest hat den 38-Jährigen begleitet. Mal bei Christopher Street Day in Köln, dann Zuhause bei seiner Familie. Er ist eine schillernde Persönlichkeit. Er ist erfolgreicher Geschäftsmann, Familienvater und lebt inzwischen in einer Partnerschaft mit einem Mann.
„Gianni lebt zwischen Moderne und absoluter Tradition“, sagt Pascal Amos Rest. Es sei nicht leicht als Homosexueller in der Romagemeinschaft aufzuwachsen. Inzwischen sei er aber akzeptiert.
Starke integrierte Romafrauen – Von der Straße weg
Die Ethnie der Roma hat immer wieder mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Um zu zeigen, dass das auch anders sein kann, hat die Fotografin Magdalena Stengel starke und moderne Romafrauen porträtiert. Dafür ist sie durch Teile Europas gereist. „Ich war in Deutschland, Holland, England und Frankreich“, so Stengel.
Der Fotograf Andreas Buck hat sich auf unkonventionelle Art seiner Motivwahl genähert. „Ich habe den Satz ,Sie sehen interessant aus, ich bin Fotograf, darf ich Sie fotografieren‘ auf Romanes gelernt“, so Buck.
„Dann bin ich in der Dortmunder Nordstadt auf Straßen gegangen und habe Roma damit angesprochen.“ Auf diese Weise sind sehr authentische Porträts zustande gekommen, die von dem Moment leben.
„Ich habe versucht mit der Kamera das Eis zu brechen“, so der Fotograf. „Mir ist es wichtig immer offen zu sein und daraus sind echte Freundschaften entstanden.“ Deshalb habe er sein Projekt auch „Begegnungen“ genannt.
Oft findet man Klischeebilder über Roma in den Medien
Mit Roma fotografisch zusammenzuarbeiten war nicht immer einfach. „Die Menschen haben ziemlich viele schlechte Erfahrungen mit Medienschaffenden gemacht“, sagt Pascal Amos Rest. „In den Medien werden fast immer nur Klischeebilder verwendet.“
In der Ausstellung solle gezeigt werden, dass Roma nicht automatisch Armut und Tradition bedeuten müssen. Das diese Vorurteile in den Köpfen vieler Menschen sind, wurde den Fotografen besonders bei ihrer Arbeit bewusst.
„Ich habe die Bilder Freunden und meiner Familie gezeigt und sie haben gesagt, das seien keine Roma“, sagt Borys Sarad. „Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Roma gebildet und modern aussehen können.“
Wichtig ist es den Mitgliedern der Ausstellung, nicht nur über, sondern mit den Menschen zu sprechen. Deshalb werden zur Eröffnung am 8. September auch einige der dargestellten Roma kommen.
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