Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) besucht Dortmund: Die Nordstadt stand dabei besonders im Fokus

Bundesministerin Barbara Hendricks besucht dortmunder Nordstadt 22.8.2016 (12 von 12)Von Leopold Achilles

Der soziale Wohnungsbau sowie die Integration der Flüchtlinge waren die zentralen Themen der Sommerreise von Bundesministerin Barbara Hendricks in der Nordstadt. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Sozialdezernentin Birgit Zoerner, Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger sowie dem Planungsdezernenten Ludger Wilde besuchte der Berliner Gast den Dortmunder Norden.

Dortmund ist erster Stopp auf der Sommerreise der Ministerin im Jahr 2016

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Barbara Hendricks während Ihres Besuchs beim Projekt „Willkommen Europa“ in der Bornstraße.

Dortmund ist der erste Stopp auf der Sommerreise der Ministerin. Weiter geht es für Sie in den nächsten Tagen nach Aachen, Berlin und Potsdam.

Die Ökumenische Anlaufstelle „Willkommen Europa“ stand als erstes auf dem Programmpunkt in Dortmund. Das Projekt an der Bornstraße wurde der Ministerin in einer Gesprächsrunde vorgestellt.

In der Einrichtung arbeiten Teams aus sprach- und kulturkundigen Fachkräften daran, die Menschen für eine Vereinbarung zur individuellen Förderplanung zu gewinnen, die mit dem Herausfiltern von Kompetenzen und Fähigkeiten startet.

Fehlende Voraussetzungen werden über Sprachkurse und Qualifizierungsmaßnahmen ausgeglichen. Alles um Wege in den Arbeitsmarkt zu eröffnen.

Sozialdezernentin Zoerner berichtete über die Probleme der Menschen, die in die Anlaufstelle kommen. Sie spricht über die präkeren Einkommens-, sowie Wohnungssituationen und geht kurz auf die etablierten Ausbeutungsstruktur in der Nordstadt ein.

Thema Problemhäuser – Sierau: „Das Problem war früher größer als heute“

Die AWO betreibt mittlerweile vier Kinderstuben in der Nordstadt. Fotos: Alex Völkel
In der Nordstadt gibt es Kinderstuben – das Modell erfreut sich bundesweit großes Interesse.

„Mafiös“ wird es genannt, dass Vermieter zusätzlich zur Miete noch weitere Zahlungen erhalten. Frau Kowollik von der Diakonie spricht über die Möglichkeiten den Menschen in dem Punkt zu helfen: Sie empfiehlt den Menschen in der Einrichtung den Beitritt in einem Mieterverein.

Doch viele Zuwanderer scheuen sich anscheinend die Unterstützung anzunehmen und helfen dadurch mit, das Geschäft an der Oberfläche legal erscheinen zu lassen. „Die verdienen sich eine goldene Nase“, sagt Kowollik. Doch: „Das Problem war früher größer als heute“, bemerkt Oberbürgermeister Sierau zu diesem Punkt.

Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger sprach danach über das Projekt „Kinderstuben“ wo bedürftige Kinder betreut und versorgt werden. Für all die jenigen,  die es sich nicht leisten können sind die Einrichtungen kostenlos. Die Förderung der Kinderstuben läuft bald aus und so wünscht sich Schneckenburger weitere Unterstützung.

Das Projekt bildet Brücken in das Bildungssystem und mache zum ersten Mal Eltern und Kinder klar, dass es eine helfende, staatliche Hand gibt, so Schneckenburger. Auch die Projektleiter der Ökomenischen Anlaufstelle forderten eine dauerhafte Hilfe für Wohnraum und Integration von Flüchtlingen durch den Bund.

„Willkommen in Europa“ dient als Scharnier für erfolgreiche Integration

Die Beratungsstelle "Willkommen Europa" in der Bornstraße 64.
Die Beratungsstelle „Willkommen in Europa“ in der Bornstraße 64 hilft EU-NeuzuwandererInnen.

Ministerin Hendricks lobte Dortmund für das gute Vorankommen. Die Einrichtung „Willkommen in Europa“ sei dafür ein gutes Beispiel. Die Strukturen haben sich in den letzten vier Jahren deutlich verbessert, so Hendricks.

Alle beteiligten sind sich einig, dass das Erlernen der deutschen Sprache eine der wichtigsten Aufgaben zur Integration sei. „Analphabetismus ist ein großes Problem“, betonten die Beteiligten.

Die Bundesministerin äußerte sich auf Nachfrage zu Wohnungsbauplänen. Deutschland bräuchte 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen jährlich, sagte Hendricks.

Eine starke Binnenwanderung führe aktuell dazu, dass 275.000 Wohnungen benötigt werden würden – auch ohne Flüchtlinge. Die Mittel für den Sozialbau seien auch aus diesem Grund verdoppelt worden. Aber bauen braucht Vorlauf und Baugrund, erinnert die Ministerin.

Im Wichern Kulturzentrum ging es nach kurzer Anreise der Ministerin mit dem Reisebus weiter. Hier wurde das Thema „Flüchtlinge in Dortmund“ stärker thematisiert. Aktuell habe Dortmund 6654 Flüchtlinge aufgenommen. 824 davon sind unbegleitete minderjährige. 4256 sind bisher in Wohnungen unter gebracht, erklärt Sozialdezernentin Birgit Zoerner.

„Es ist eine riesige Aufgabe, alle unter ein Dach zu kriegen“ 

Ein junger Flüchtling aus Syrien berichtete den Anwesenden von seinen Problemen mit dem Wohnungsmarkt und, dass er ja gerne Deutsch lernen würde, die Sprachschulen aber vollkommen überfüllt seien.

Dass die Angebote zum erlernen der deutschen Sprache nicht ausreichen sehen alle Beteilgten ein. Es sei Aufgabe des Bundes in dem Punkt für Entspannung zu sorgen. Die Wege im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) seien aktuell noch zu lang und würden auf halten.

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Ulrich Sierau und Barbara Hendricks.

Im Vergleich mit der Landeshauptstadt Berlin sei es in Dortmund leichter und einfacher Wohnungen für Flüchtlinge zu finden und zu finanzieren. Oberbürgermeister Sierau: „Das ist von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich. Eine Verallgemeinerung ist sehr gefährlich!“

Es läuft halt nicht überall gleich – für Dortmund sieht es Ulrich Sierau eher gelassen. Er machte deutlich, dass über lange Zeit ein entspanntes Wohnungsverhältnis in Dortmund geherrscht habe und auch über viele Jahre  gebaut wurde. Auch im Vergleich zu Düsseldorf wäre die Lage hier ganz anders. Man sei gut aufgestellt.

Problem ist häufig aber auch die Flucht an sich. So berichtete Bettina Bielefeld vom Projekt Ankommen e.V. , dass viele Männer so stark leiden, von Ihren Familien getrennt zu sein,  dass Sie gar nicht in der Lage seien Deutsch zu lernen oder sich auf Jobs zu bewerben.

Beispiele wie diese zeigen, dass die eigentliche Herausforderung aktuell die Integration an sich ist. „Das Thema gibt es noch“ betont Birgit Zoerner. Mit 80 „Integration Points“ in ganz Deutschland ginge es damit gut vorran, hieß es in der Runde.

Leerstandsrate in Dortmund bei zwei Prozent – Wilde: „Es gibt keinen Leerstand“

Stadtansicht Nordstadt Hannibal
Bezahlbarer Wohnungen wird immer knapper – vor allem kleine sowie sehr große werden knapp.

Der Dortmunder Planungsdezernent Ludger Wilde sprach während des Besuchs im Wichernhaus über die aktuelle Situation auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt. Die Leerstandsrate in Dortmund liege bei etwa zwei Prozent: „Es gibt faktisch keinen Leerstand“, so Wilde. Engpässe gebe es besonders bei kleinen und sehr großen Wohnungen.

Beim Thema „Unterbringung von Flüchtlingen“ wünscht sich Wilde aber nicht den Bau von speziellen Flüchtlingswohnungen, sondern „Wohnen für Alle“. Die Stadt hat Privatleute und Wohnungsbaugenossenschaften angesprochen, um weiteren Wohnraum in Dortmund zu schaffen.

Auch für diese Projekte wünscht sich der Planungsdezernent Unterstützung vom Bund. Hendricks machte deutlich, dass ihr Haus für den Städtebau im kommenden Jahr  zusätzlich 300 Millionen Euro in die Förderung von Projekten investiert werden, die vordergründig für die Integration förderlich sind.

Nächster und letzter Halt: Heimathafen,  Kreativhafen, Dortmunder Hafen

Bundesministerin Barbara Hendricks besucht dortmunder Nordstadt 22.8.2016 (5 von 12)In der Speicherstraße am Dortmunder Hafen war das Projekt „Heimathafen“ das Ziel. Die Architekten erklärten während der Führung durch das noch leer stehende Gebäude, dass es ein Ort werden soll an dem jeder Dortmunder gerne Zeit vebringt.

Im Allgemeinen soll der Hafen wieder attraktiver gemacht werden. „Unser Hafen ist ein Kreativhafen!“ sagt Ulrich Sierau. Er soll auch mit diesem Projekt eine neue Adresse bekommen. Geplant ist eine „Jugendhilfe-Station“, eine Gastronomie und ein Teil der Dortmunder Musikschule gemeinsam im Gebäude unter zu bringen.

Zwar wird dieses vorraussichtlich erst 2019 fertig werden, die Pläne konnten die Architekten der Ministerin aber schon heute ausführlich vorstellen. Dazu bedarf es insgesamt 3,7 Millionen Euro – vom Land NRW, der EU und dem Bund.

Ob die Förderung bewilligt wird steht aber noch nicht fest. Was fest steht ist, dass das Projekt „Kreativhafen“ nur in Zusammenarbeit mit privaten Investoren funktionieren kann.

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Ulrich Sierau, Marco Bülow und Barbara Hendricks am Dortmunder Hafen. Fotos: Leopold Achilles

 

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