Qualifizierung für Alleinerziehende: Mit Bühnenerfahrung zu einem neuen und gelungenen Auftritt auf dem Arbeitsmarkt

Die alleinerziehenden Mütter mussten im Projekt in verschiedenste Rollen schlüpfen.
Die alleinerziehenden Mütter mussten im Projekt in verschiedenste Rollen schlüpfen.

Zufrieden schauen Ulrike Fischer (dobeq) und Theaterpädagogin Gudula Mueller-Töwe auf „ihre Schauspielerinnen“: Erfolgreich haben die alleinerziehenden Mütter ein eigenes Stück auf die Bühne gebracht. „Es sind Frauen, die vorher kaum in einer Gruppe ihre Meinung vertreten haben. Sie haben jetzt ein ganz anderes Auftreten“ zieht Müller-Töwe zufrieden Bilanz. Und genau darum ging es – nicht um die Premiere des selbst erarbeiteten Kinderstücks „Sternenstaub und Monster-Ex:  Freunde auf den zweiten Blick“.

Eine neue Perspektive auf dem Arbeitsmarkt für Alleinerziehende

Die Teilnehmerinnen stellten sich neuen Herausforderungen. Fotos: Alex Völkel
Die Teilnehmerinnen stellten sich neuen Herausforderungen. Fotos: Alex Völkel

Denn in der Kulturwerkstatt in Lindenhorst ging es bei „new stage“ (Neue Bühne) darum, mittels eines Theaterprojekts Alleinerziehenden eine neue Perspektive für den Arbeitsmarkt zu geben. Die AWo-Tochter dobeq und die GrünBau GmbH – gefördert vom Jobcenter Dortmund – arbeiteten dabei Hand in Hand.

Die Startvoraussetzungen waren sehr unterschiedlich: Die Teilnehmerinnen – Männer hatten sich nicht angemeldet – mit unterschiedlichen Nationalitäten sind zwischen 23 und 50 Jahren alt.

Während manche Teilnehmerin bisher noch keine Ausbildung oder berufliche Qualifikationen hat, gibt es auch fertig ausgebildete Frauen, die aber seit Jahren aus dem Berufsleben heraus sind.

„Niemand musste eine Qualifikation mitbringen, aber neugierig sein und sich einlassen“, erklärt Projektleiter Ulrike Fischer. „Was sie nun mitnehmen, ist jede Menge Selbsterfahrung, Sie gehen gestärkt hinaus.“

Herausforderung: Eigene Grenzen überwinden und die Komfortzone verlassen

Das Theaterstück haben die Teilnehmerinnen komplett selbst entwickelt und auf die Bühne gebracht.
Das Theaterstück haben die Teilnehmerinnen komplett selbst entwickelt und auf die Bühne gebracht.

Denn nicht nur Theater, sondern auch sozialpädagogische Begleitung und Jobcoaching gehören zum Programm. Jobcoach Andreas Kastner, bei der GrünBau für Arbeitsmarktintegration zuständig, arbeitete mit den Frauen, half bei der Berufsorientierung, beim Bewerbungsschreiben und der Suche nach Praktika.

Dabei hilft ein Theaterprojekt auf unterschiedliche Weise: „Sie konnten sich in verschiedenen Rollen ausprobieren. Dafür mussten sie ihre eigenen Grenzen überwinden und die eigene Komfortzone verlassen“, erklärt Theaterpädagogin Gudula Mueller-Töwe.

Bei der Konzeptvorstellung waren die Frauen zwar insgesamt begeistert. Doch eines einte sie: „Das ist alles gut und schön, aber ich gehe beim besten Willen nicht auf die Bühne“, bekamen die Macher zu hören.

Doch Theater mit 17 Beleuchterinnen und ohne Schaupielerinnen funktioniert nicht. Daher mussten die Frauen über ihren Schatten springen und sich ihren Ängsten stellen. „Ich habe sie gefordert: Gesang, Tanz, Maskenbau – auch das Stück haben sie selbst entwickelt.“

Überraschend solidarischer Umgang der Frauen untereinander

Projektleiterin Ulrike Fischer (dobeq)
Projektleiterin Ulrike Fischer (dobeq)

Sie haben gelernt, sich Hilfe zu holen und Hilfe anzunehmen, quer zu denken und über den Tellerrand zu schauen. Honorarkraft Susannne Brandt half ihnen, die Kostüme selbst zu nähen, förderte handwerkliches Geschick und Kreativität.

Außerdem lernten die Frauen, sich gegenseitig den Rücken zu stärken: „Sie gehen unfassbar solidarisch miteinander um. Viele sind alleine gestartet – sie gehen aber nicht allein hieraus“, fasst Fischer die Monate zusammen.

Sie sind fit für die vierwöchigen Praktika, die nach dem Projektabschluss starten. „Da hinein  gehen sie alleine. Aber wir bieten auch Rückholtage zum Austausch an. Auch ein Abschlussfest wurde geplant“, erklärt Kastner.

„Weltpremiere“: Des eigene Kindertheaterstück kam bei ZuschauerInnen gut an

Achja: „new stage“ war nicht nur für die Frauen ein Erfolg: Auch beim Publikum kam das Stück „Sternenstaub und Monster-Ex: Freunde auf den zweiten Blick“ gut an. Kitagruppen, Freunde, Verwandte und Beschäftigte sowie TeilnehmerInnen aus anderen Projekten sahen sich die beiden Vorstellungen in der Kulturwerkstatt an.

Wenn plötzliche neue Geschwister hinzukommen, ist der Krach vorprogrammiert.
Wenn plötzliche neue Geschwister hinzukommen, ist der Krach vorprogrammiert.

In einem wochenlangen Brainstorming haben die Frauen es selbst entwickelt:  „Es gab keine Vorgaben, das Herangehen war sehr partizipativ“, verdeutlicht Fischer. Entstanden ist eine Geschichte für Kinder ab vier Jahren, die nah an der Lebenswirklichkeit der Frauen und ihrer eigenen Kinder orientiert ist.

Das Alleinerziehen und die Patchwork-Familienstrukturen stehen im Mittelpunkt: Was tun, wenn ein neues Geschwisterkind kommt? Schließlich werden Kinder in die Situation einfach hineingeworfen und müssen damit klar kommen.

Natürlich können sich die beiden Kinder Paul und Paula im Stück nicht riechen. Es sind Einzelkinder, nicht gewohnt zu teilen. Bei einem Übernachtungsbesuch bei einer Oma gehen sie auf eine Traumreise.

Sie erfahren: Ganz viele Dinge sind nicht so, wie sie scheinen. Die Bösen nicht so böse, die liebe Sonne nicht so lieb. Die Kinder merken dabei, dass ihre Verschiedenheit etwas ganz besonders Gutes ist. Am Ende werden sie „Freunde auf den Zweiten Blick“ – daher der Untertitel des Stücks.

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  1. Agentur für Arbeit

    Tipps für den Wiedereinstieg nach der Familienphase

    Die Agentur für Arbeit Dortmund bietet am Mittwoch, 01. Juni eine Informationsveranstaltung für Berufsrückkehrer an.

    Wer sich einige Jahre um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige gekümmert hat, steht beim Wiedereinstieg in den Beruf vor vielen Fragen. Interessierte Frauen und Männer bekommen Mittwoch, den 01.06.2016, von 9.00 – 11.00 Uhr im BIZ Raum 4 wichtige Informationen aus erster Hand.

    Themen werden u.a. die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Überblick über den Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Dortmund, verschiedene Arbeitszeitmodelle und viele weitere Themen rund um den Wiedereinstieg sein.

    Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen unter Dortmund.BCA@arbeitsagentur.de

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