Neues Schwerpunktthema der Sonderausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“: Was uns bewegt – Gegensätze und Toleranz

Figurengruppe von einem der acht Marienbogen, die zu Mariä Himmelfahrt in Warendorf aufgestellt werden. Foto: Waltraud Murauer-Ziebach
Figurengruppe, die zu Mariä Himmelfahrt in Warendorf aufgestellt werden. Foto: Waltraud Murauer-Ziebach

Die große Sonderausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ (28.08.2015 – 28.02.2016) hat ein neues Schwerpunktthema: Was uns bewegt – Gegensätze und Toleranz. In der Ausstellung des Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte ist das Territorium, der 400 Quadratmeter große Hauptraum, eine wandelbare „Spielfläche“.

Staat und Kirche: Mischehen und andere Konflikte – ökonomische, politische und soziale Umwälzungen

Bilder von ankommenden Flüchtlingen am Dortmunder Bahnhof von Dirk Planert. Foto: Cathleen Tasler
Bilder von ankommenden Flüchtlingen am Dortmunder Bahnhof von Dirk Planert.

Hier erzählen jetzt Exponate und deren Inszenierung von Heimat und Fremde. Es geht um Immigration und Emigration, um Flüchtlinge und Zwangsarbeit, um lebendigen Katholizismus, mildtätigen Pietismus und religiöse Vielfalt.

Mit den ökonomischen, politischen und sozialen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts und der wachsenden Zuwanderung in der Zeit der Industrialisierung verschob sich das konfessionelle Gefüge.

Mit der Gründung der preußischen Provinz Westfalen bestimmten ab 1815 preußische Beamte die Geschicke in Westfalen. Neben der sprichwörtlichen preußischen Gründlichkeit brachten sie ihre „Staatsreligion“ mit, den Protestantismus.

Man baute in Arnsberg einen Straßenzug mit repräsentativen Wohnungen samt Kirche für die preußische Administration. Doch die Etablierung neuer Strukturen war nicht konfliktfrei.

Wallfahrten: Beten und Feiern – Marienverehrung eine starke Tradition

Das "3. Territorium" zeigt den Themenbereich "Gegensätze und Toleranz".
Das „3. Territorium“ zeigt den Themenbereich „Gegensätze und Toleranz“.

Es gab Religionsstreitigkeiten, machtpolitisch motivierte Auseinandersetzungen und Maßregelungen, die zu Gegenreaktionen bis hin zu Auswanderungswellen führten. Sogenannte Mischehen zwischen Partnern verschiedenen Konfessionen erregten die Gemüter.

Ab 1871 sollte der Einfluss der Kirche auf den Staat mit Gesetzen zurückgedrängt werden. Doch noch in den 1960er Jahren gab es in Westfalen Schulen mit getrennten Toiletten und mit separaten Bereichen für Protestanten und Katholiken auf den Schulhöfen.

In katholischen Gebieten von Westfalen hat die Marienverehrung eine starke Tradition. Mehr als 100.000 Katholiken pilgern in jedem Jahr zur hölzernen Mutter Gottes nach Telgte. Tausende Pilger besuchen das „Heimatfest“ in Warendorf, eine einzigartige Kombination von Marienverehrung, Bürgerschützenfest und Mariä Himmelfahrts-Kirmes.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich Wallfahrtstraditionen von Vertriebenen, Aussiedlern und Russlanddeutschen etabliert. Westfalen war eine der größten Aufnahmeregionen für Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

Die Ausstellung spiegelt religiöse Bräuche mit großen Exponaten, wie einer imposanten Figurengruppe aus Warendorf, kleinen Erinnerungsstücken, neuen und alten Fotografien.

Religiöse Vielfalt: bunt und fremd – Arbeitsmigranten brachten ihren jeweiligen Glauben mit in die Region

Gegensätze und Toleranz. Blick in die Ausstellung. Li: Göttin Lakshmi auf einem Pferdewagen, Sri Kamadchi Ampal Tempel, Hamm-Uentrop; Mitte: Berghofer Monstranz, Dortmund; Re: Diestedder Palmhahn, Wadersloh Krankenfahrstuhl aus Bad Oeynhausen, Stadtmuseum Gütersloh; Foto: Cathleen Tasler
Blick in die Ausstellung. Fotos (3): Cathleen Tasler

1847 wurden die jüdischen Religionsgemeinschaften in Westfalen erstmals als öffentlich-rechtliche Körperschaften anerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten Arbeitsmigranten ihren jeweiligen Glauben mit in die Region.

Das orthodoxe Christentum wurde heimisch. Moscheen entstanden, und heute steht in Hamm einer der größten Hindu-Tempel Europas.

Bilder der renommierten Fotografin Brigitte Krämer zeigen Impression der farbenfrohen Prozessionen rund um den Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel und weitere Religionsgemeinschaften aus Westfalen.

Der tamilische Priester des Tempels, ein Bürgerkriegsflüchtling aus Sri Lanka, lebte anfangs im Aufnahmelager Unna-Massen.

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Reader Comments

  1. MKK

    Führung durch die Sonderausstellung

    Die Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) an der Hansastraße 3 sollte man sich mindestens drei Mal anschauen – denn sie verändert sich laufend. Seit dem letzten Umbau steht nun bis Ende Februar das Zusammenleben unterschiedlicher Religionen im Fokus. Das Motto: „Was uns bewegt – Gegensätze und Toleranz“.

    In einer öffentlichen Führung am Sonntag, 17. Januar, 11-12.30 Uhr geht es um die neuen Exponate, aber auch die anderen fünf Areale der Ausstellung, in denen das MKK Westfalen zum 200. Geburtstag gratuliert. Die Führung kostet 3 Euro zzgl. Eintritt (6 Euro, ermäßigt 3 Euro, freier Eintritt unter 18 Jahren).

    Alle Informationen – auch zum umfangreichen Begleitprogramm – unter http://www.200JahreWestfalen.jetzt.
    Info-Telefon: (0231) 50-25522

  2. MKK

    Führung durch die Sonderausstellung

    Das Zusammenleben unterschiedlicher Religionen steht im Fokus der Geburtstagsausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) an der Hansastraße 3. Seit dem letzten Umbau der großen Schau heißt das Motto nun bis Ende Februar: „Was uns bewegt – Gegensätze und Toleranz“.

    In einer öffentlichen Führung am Sonntag, 24. Januar, 11-12.30 Uhr geht es um die neuen Exponate, aber auch die anderen fünf Areale der Ausstellung. Die Führung kostet 3 Euro zzgl. Eintritt (6 Euro, ermäßigt 3 Euro, freier Eintritt unter 18 Jahren).

    Alle Informationen – auch zum umfangreichen Begleitprogramm – unter http://www.200JahreWestfalen.jetzt.
    Info-Telefon: (0231) 50-25522

  3. MKK

    Westfalen interaktiv erleben: Lebendige Exponate in der MKK-Ausstellung

    Einige Besucherinnen und Besucher des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) an der Hansastraße 3 erleben derzeit so manche Überraschung in der Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“: Sie begegnen etwa einer jungen Frau, die inmitten der Exponate Äpfel schält.

    Wer stehen bleibt, erfährt, dass die junge Rheinländerin Apfelkuchen für ihre Verlobung backen will und traditionelle westfälische Rezepte sucht, um ihre neue Familie zu beeindrucken. Wer mag, darf seine eigenen Rezepte und Kenntnisse einbringen und die Ausstellung dadurch bereichern.

    Andernorts inspiziert ein beredter Mechaniker einen historischen Kleinschnittger-Sportwagen und kommt dabei mit Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch. Eine Putzfrau wischt stoisch die Fenster eines Gewächshauses, während eine Gruppe stillender Mütter ein aus dem Münsterland stammendes Wiegenlied singt.

    Hinter den überraschenden Inszenierungen stehen Akteurinnen und Akteure des „IKON Performance Research Institutes“. In Zusammenarbeit mit den Ausstellungsgestaltern Wende/Kretschmer und im Auftrag des MKK haben sie den musealen Kontext immer wieder mit kleinen oder größeren, zum Teil spontanen Interventionen durchbrochen.

    Das Publikum wird dadurch Teil der Ausstellung und der Geschichte Westfalens, um die es in der Ausstellung geht. Als „lebendige Exponate“ interagieren die Künstlerinnen und Künstler mit dem Publikum und spielen mit Bildern und Erwartungen. Das Projekt wird bis zur Finissage der Ausstellung am 28. Februar fortgesetzt.

    Am Samstag, 30. Januar ab 15.30 Uhr gibt es eine offene Sprach- und Klangperformance, die die verschiedenen künstlerischen Schaffensbereiche der Westfälin Annette von Droste-Hülshoff erschließt.

    Zum selben Thema findet am Sonntag, den 21. Februar um 15 Uhr eine performative Führung statt. Anmeldung dafür unter westfalen@dreiraum.eu oder Tel.: 0176/22370341. Am Samstag, 27. Februar gibt es ab 15 Uhr eine Performance zum Thema Religion, Migration und Flucht.
    Infos zur Ausstellung: http://www.200jahrewestfalen.jetzt

  4. MKK

    Führung durch die Sonderausstellung

    Mit einer großen Sonderausstellung gratuliert das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) Westfalen zum 200. Geburtstag. Wer die Schau „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ mit kompetenter Begleitung erleben möchte, hat dazu am Sonntag, 7. Februar Gelegenheit: Von 11 bis 12.30 Uhr gibt es eine öffentliche Führung durch die Ausstellung im MKK, Hansastraße 3. Die Führung kostet 3 Euro zzgl. Eintritt (6 Euro, ermäßigt 3 Euro, freier Eintritt unter 18 Jahren).

    Auf rund 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gibt es überraschende und mitunter augenzwinkernde Ein- und Ausblicke in die Geschichte Westfalens. Es geht um technische Wunderwerke und Global Player, um Visionäre und erfolgreiche Unternehmer, um große Dichtung und Poetry-Slam, um Fremde und Heimat, Menschen und Tiere. Alle Informationen – auch zum umfangreichen Begleitprogramm – unter http://www.200JahreWestfalen.jetzt.

  5. MKK

    Bilder und Töne einer Ausstellung: Musikalische Museumsführung durch „200 Jahre Westfalen“

    Michael Jackson, Beethoven und Chopin – in der Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (Hansastr. 3) gibt es nun etwas auf die Ohren.

    Am Donnerstag, 18. Februar, 18 Uhr geben Schülerinnen und Schüler des Instituts für musikalische Bildung aus Hörde den Takt in der Jubiläumsausstellung an. Schlagzeuger, Gitarristen, Pianisten – sogar im Duo –, eine Cellistin, Querflötistinnen und eine Band haben sich von den Themen und Exponaten der Ausstellung inspirieren lassen und laden zu einer musikalischen Zeitreise in das Museum und durch die Ausstellung ein.

    Die Besucherinnen und Besucher lauschen klassischen und modernen Musikstücken und erfahren dabei interessante Details über die Region Westfalen in der begleitenden pointierten Ausstellungsführung.

    Der Eintritt ist frei. Um Spenden für das Institut für musikalische Bildung wird gebeten. Die Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ ist noch bis zum 28. Februar 2016 zu sehen.

    Weitere Informationen unter http://www.200jahrewestfalen.jetzt oder http://imbmusikbildung.de/termin/konzertante-museumsfuehrung-im-museum-fuer-kunst-und-kulturgeschichte-dortmund

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert