Immobilienbörse wirbt für neue Nutzungen und Ideen

Erste Immobörse Nord
Im ehemaligen Concordia-Haus am Borsigplatz fand die erste Immobörse Nord statt. Fotos: Alex Völkel

Nicht nur der Edeka und der Aldi am „Stern des Nordens“ stehen leer: Über 40 längerfristig leerstehende Ladenlokale allein im Bereich des Borsigplatzquartiers – vom Ladenlokal in einem Jugendstil-Gebäude bis hin zu einer alten Büroimmobilie von Hoesch reicht die Spanne. Dabei ist das nur eins der Arbeitsfelder der „Standortentwicklung NORD“.

Erste Immobilienbörse für die Nordstadt

Erste Immobörse Nord
Für die alten Büroräume von Hoesch gibt es noch keine Nutzung.

Im ehemaligen Concordia-Haus fand jetzt die erste Immobilienbörse für die Nordstadt statt. Die Veranstaltung richtete sich an Immobilieneigentümer, Gewerbetreibende, Existenzgründe und Interessierten. Eingeladen hatte „BASTA“: Im Auftrag des Nordstadtbüros der Wirtschaftsförderung Dortmund ist das Büro für Architektur und Stadtentwicklung (BASTA) im Rahmen des Projektes „Standortentwicklung NORD“ mit der Wiederbelebung leerstehender Gewerbeimmobilien befasst. Dabei werden Eigentümer, Mietinteressenten und Existenzgründer insbesondere rund um den Borsigplatz und im Schleswiger Viertel unterstützt.

Borsigplatz: 40 von 170 Gewerbeeinheiten im Quartier stehen leer
170 Gewerbeeinheiten zählten die Vermittler im Borsigplatzquartier. 40 von ihnen stehen längerfristig leer. Allerdings gibt es viel Dynamik: zehn ehemals leerstehende Einheiten werden mittlerweile wieder genutzt, machte Dennis Zilske deutlich. Sieben weitere werden neu genutzt. Allerdings stehen jetzt auch zwei neue Einheiten leer. Das haben die drei Erhebungen ergeben, die Basta seit August 2012 gemacht hat.

Im Schleswiger Viertel gibt es ähnliche Veränderungen – allerdings bei deutlich weniger Liegenschaften: Bei 100 Einheiten gab es allerdings nur vier Langzeitleerstände. Zehn wurden im vergangenen Jahr neu bezogen, in sieben veränderte sich die Nutzung. Auch hier kamen zwei neue Leerstände hinzu.

Eigentümer scheuen oft Investitionen oder neue Nutzungen

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Auch für attraktive Immobilien werden neue Mieter gesucht.

Allerdings sind das nur die „nackten“ Zahlen: Nicht in jedem Fall hat das Projektbüro unterstützt oder beraten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mit den unterschiedlichsten Herausforderungen zu kämpfen: Oft seien die Eigentümer nicht bereit, in ihre Objekte zu investieren. Oder sie nutzten nicht alle Möglichkeiten der Vermittlung. „Häufig wird das Internet nicht genutzt“, weiß Zilske. Oder noch schlimmer: „Im leeren Schaufenster steht nicht einmal eine Telefonnummer.“ Nicht immer bemühen sich Eigentümer um eine Neuvermietung. Sie scheuten oft mögliche Probleme aus einer neuen Nutzung, wenn es keinen wirtschaftlichen Druck gebe. „Wenn es jahrzehntelang eine Arztpraxis in den Räumen gab, ist eine neue Nutzung mit Kultur oder Musik schwer zu vermitteln“, haben die Stadtentwickler leidvoll erfahren.

Daher müssen sie ungewohnte Wege gehen. „Ich bin so frei“ war ein Weg, freie Lokale mit einer Mischung aus Musik, Kultur und Information zu präsentieren. Oft führen auch temporäre Zwischennutzungen zum Erfolg. Denn gerade Künstler, aber auch die Fachhochschule sucht regelmäßig Objekte für kurzzeitige Nutzung. Auf jeden Fall sorgen auch kurzzeitige Nutzungen zur Aufwertung des Quartiers. Denn nichts ist so geschäftsschädigend wie leere Lokale in der Nachbarschaft. Die Belebung der leeren Schaufenster mit Ausstellungen und Produktpräsentationen sind daher ein Mittel.

Das beste Beispiel ist das ehemalige Concordia-Haus, welches zum Kulturkaufhaus werden sollte – die Umsetzung dazu steht allerdings noch in den Sternen. Aktuell wird es allerdings unter dem Namen „ConcordiART“ regelmäßig für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Mieter istderzeit die Wirtschaftsförderung.

Es gibt keine problematischen Quartiere, nur problematische Objekte

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Christian Schmitt: „Entscheidend ist, in sein Objekt zu investieren.“

Dass Objekte in problematisch scheinenden Quartieren dennoch gut zu vermarkten sind, machte Vermieter Christian Schmitt deutlich: Ihm gehört nicht nur der komplett sanierte Schüchtermann-Block mit rund 200 Wohnungen, sondern auch das ehemalige Sparkassen-Gebäude gegenüber. Trotz der schwierigen Lage zwischen Schleswiger und Brunnenstraße hat er überhaupt kein Problem mit Leerstand. Entscheidend sei, in sein Objekt zu investieren, machte er anderen Eigentümern Mut.

Allerdings machte er ebenso deutlich, dass noch mehr gemacht werden müsse, um das Viertel aufzuwerten. Vor allem müssten Polizei und Ordnungsamt häufiger und rigoroser durchgreifen, sagte er unter anderem mit Blick auf den Drogenhandel. Seitens der Gewerbetreibenden wurde ebenfalls ein teils schwieriges Umfeld beklagt.

Auswirkung des Umfelds auf die Gewerbetreibenden
Fahrschul-Unternehmer Adem Simsek berichtet etwa von Fahrschülerinnen, die vor seinem Betrieb als vermeintliche Prostituierte angesprochen werden. Gleichzeitig betonte er jedoch: „Ich glaube an den Standort, es ist machbar sich dort zu etablieren – und früher war es noch schlimmer!“ Die Unterstützung, die Simsek von der Wirtschaftsförderung und dem Projekt Standortentwicklung NORD erhielt, zahlte sich aus: Nach finanziellen Engpässen während der Unternehmensgründung verzeichnete der Fahrlehrer rund 100 Anmeldungen von Fahrschülern im ersten Monat nach der Eröffnung. Obwohl sich auch im Bereich der Sauberkeit bereits Verbesserungen abzeichneten, wünschten sich sowohl Simsek als auch sein Vermieter Schmitt hier zukünftig noch Impulse der Stadt Dortmund bzw. der EDG.

Auch aus dem Publikum kam die Frage auf, wie Interessenten in ein derart schwieriges Umfeld gelockt werden könnten, indem man etwa damit rechnen müsse dass z.B. Alkoholabhängige sich im Umfeld eines Gewerbes aufhalten. Dennis Zilske vom Projekt Standortentwicklung NORD betonte: „Natürlich haben wir durchaus Bereiche mit Leerständen, in denen das Umfeld problematisch ist. Doch das ist bei weitem nicht überall so: Besonders dieBereiche, in denen sich Leerstände häufen, wie etwa die nördliche Oesterholzstraße, leiden weniger unter Vermüllung oder der Anwesenheit von Drogenkonsumenten oder ähnlichem sondern vielmehr darunter, dass mit dem Wegfall der Westfalenhütte auch die entsprechenden Passantenströme versiegt sind und die Standorte überhaupt nicht mehr als Einkaufs- oder gar Aufenthaltsangebot wahrgenommen werden.“

In der Münsterstraße wartet noch viel Arbeit
Dies sind für das Projektbüro „Standortentwicklung Nord“ natürlich auch Themen: Bis Ende 2014 läuft ihr Projektzeitraum. Alle Probleme werden sie nicht lösen können. Im Gegenteil: Eigentlich müssten weitere Aufgaben auf sie zukommen: Vor allem das Abschmieren des nördlichen Teils der Münsterstraße wurde in der Bezirksvertretung beklagt. Dafür ist das Projektbüro derzeit noch nicht zuständig. Noch nicht…

 

Weitere Links zum Thema Immobilien:

Neues Leben in leeren Ladenlokalen

IdEE-Nordstadt bietet Rat und Hilfe für private Immobilieneigentümer an

 

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