Trauer und Wut beherschte die Kundgebung von gut 200 Demonstrierenden mit vorwiegend türkischen und kurdischen Wurzeln an der Katharinentreppe: Der Bezent e.V. DIDF, der Föderation demokratischer Arbeitervereine e.V, mit Sitz in der Dortmunder Nordstadt, hatte zur Kundgebung aufgerufen.
Die Demonstranten sehen einen Zusammenhang zwischen dem Attentat und den bevorstehenden Wahlen in der Türkei
Trauer über den Verlust so vieler Menschen und Wut über den türkischen Staat und die regierende AKP, die Partei des Ministerpräsidenten Erdogan.
Am Samstag morgen wurden bei einer Friedensdemonstration in Ankara nach letzten Meldungen mindestens 95 Menschen getötet und über 250 verletzt.
Die Teilnehmer der Demonstration in der türkischen Hauptstadt wollten sich für ein Ende der Gewalt zwischen türkischen Sicherheitskräften und der kurdischen PKK einsetzen.
Die Organisatoren der Kundgebung an der Katharinentreppe werfen Erdogan vor, die Türkei ins Chaos zu stürzen, um bei den bevorstehenden Neuwahlen im November Profit aus der Situation zu ziehen.
So prangert man an, dass bei dem Attentat in Ankara die Polizeikräfte zu spät eintrafen und zudem noch die Demonstranten mit Gasgranaten beschossen und dadurch die Arbeit der Rettungskräfte stark behinderten und sogar unmöglich machten.
Bei den Wahlen im Juni dieses Jahres hatte die Türkische Regierungspartei ihr Ziel verfehlt
Bei den Wahlen im Juni in der Türkei hatte die regierende AKP mit Erdogan an der Spitze eine bittere Niederlage erlitten.
Ziel der AKP war es, bei der Wahl die absolute Mehrheit zu erzielen, um in dem Land ein Präsidialsystem einzuführen, das Erdogan mehr Macht gegeben hätte.
Die prokurdische HDP, eine der Mitveranstalter der Demonstration in Ankara, hatte mit 13 Prozent den Einzug in türkische Parlament geschafft und so die absolute Mehrheit der AKP verhindert.
Auf der friedlichen Kundgebung unweit des Hauptbahnhofs waren dann auch Transparente und Spruchbänder zu lesen mit „AKP gleich Faschisten“ und „Mörder Erdogan“.
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Ringo Pietzsch
Als unsere Bundesmutti damals an die Macht kam, hatte sie die Türkei aus den europäischen Beitrittsverhandlungen ausgeschlossen und seit dem den Dialog eingestellt. Das ist der gleiche Fehler, wie mehrere Jahre den Krieg in Syrien zu ignorieren.
DIDF
DIDF: Wir verurteilen den Bombenanschlag in Ankara – Mahnwache und Unterschriftenaktion
Bei der Friedensdemonstration, zu der die Gewerkschaften DISK, KESK und die Berufsverbände TMMOB und TTB aufgerufen haben, kam es zu zwei Bombenanschlägen. Bei dem Massaker kamen am vergangenem Samstag 128 Menschen ums Leben und es gibt über 400 Verletzte, teils schwer.
Nachdem die AKP-Regierung bei den Wahlen am 7. Juni die absolute Mehrheit verloren hat, vergeht fast kein Tag in friedlich. Auch sehen wir die gefährliche Zuspitzung der Lage in der Türkei durch die sog. „Anti- Terroroperationen“ mit Sorge und fordern daher die sofortige Abkehr von der aggressiven Innen- und Außenpolitik der AKP-Regierung.
Aus diesem Grund rufen wir zur Mahnwache und Kundgebung auf: Am Samstag, 17. Oktober, um 15 Uhr, an der Katharinentreppe am Hauptbahnhof.
Unsere Kolleginnen und Kollegen von DISK, KESK, TMMOB und TTB* haben zum 12. und 13. Oktober zum Generalstreik aufgerufen, wozu wir uns solidarisieren und fordern:
– die Wiederaufnahme des Friedensprozesses mit den Kurden, der durch R.T.Erdogan einseitig aufgekündigt wurde!
– den sofortigen Stopp der sog. „Anti-Terror-Operationen“!
– Hände weg von der Presse- und Meinungsfreiheit!
– die Einhaltung der elementaren Grund- und Menschenrechte!
*Zur Erklärung:
DISK: Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften der Türkei
KESK: Dachverband von Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes in der Türkei
TMMOB: Türkischer Verband der Ingenieurs- und Architektenkammer
TTB: Ärztekammer der Türkei