
In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 2025 haben mutmaßlich Unbekannte das Vereinsschild des Fußballvereins Eving Selimiye Spor in Dortmund gewaltsam entfernt und auf der Rückseite eine fremdenfeindliche Schmiererei hinterlassen. In blutroter Farbe wurden die Worte „Türke verrecke“ sowie rechtsextreme Symbole wie Hakenkreuze und die neonazistische Zahlencodierung „14-88“ angebracht. Der Staatsschutz Dortmund hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht nach Zeugen. Besonders alarmierend: Der Vorfall geschah nur 48 Stunden nach der Bundestagswahl und löst in der Gemeinde große Besorgnis aus.
Verein reagiert mit Besonnenheit – aber große Sorgen bleiben
Eving Selimiye Spor ist nicht nur ein Fußballverein, sondern auch Teil der örtlichen Moscheegemeinde. Mustafa Sahin, Vorsitzender der Gemeinde, berichtet von großer Unruhe unter den Mitgliedern.

Zuerst sei da „erstmal die Besorgnis, dann die Erschütterung“ angesichts dieses Vorfalls gewesen. So etwas passiert der Gemeinde nicht das erste Mal: Vor gut drei Jahren wurde ein Schweinekopf vor die Selimiye-Moschee in Eving gelegt. ___STEADY_PAYWALL___
„Hier trainieren 250 bis 300 Kinder. Natürlich machen sich die Eltern Sorgen“, sagt er. Die Eltern seien verunsichert, erste Schutzmaßnahmen wurden bereits getroffen: Kinder sollen nicht mehr alleine zum Training kommen, und alle Auffälligkeiten sollen sofort an die Polizei gemeldet werden.
Der Verein steht in engem Austausch mit den Behörden, um die Sicherheit auf dem Gelände zu gewährleisten. Sahin betont, dass trotz der Bedrohung Ruhe bewahrt werden müsse.
„Ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt“

Scharfe Kritik kommt aus der Politik. Emre Güleç, Ratsmitglied der Stadt Dortmund (Bündnis für Vielfalt und Toleranz), verurteilt die Tat als rassistische Bedrohung.
„Eving Selimiye Spor ist ein Verein, in dem zahlreiche Spieler mit Migrationshintergrund aktiv sind. Dieser Angriff richtet sich nicht nur gegen den Sport, sondern gegen das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt“, so Güleç.
Besonders erschreckend sei die Verwendung der neonazistischen Zahlenkombination „1488“. „Das ist eine gezielte Einschüchterung. Rassismus, Hass und rechtsextreme Ideologien dürfen in Dortmund keinen Platz haben“, betont der Politiker.

Er fordert eine konsequente Aufklärung der Tat sowie ein entschlossenes Vorgehen gegen rechtsextreme Strukturen.
„Der Fußball – und der Sport insgesamt – soll Brücken bauen, nicht spalten“, schloß Güleç sein Statement, in dem er die Dortmunder Stadtgesellschaft zu Solidarität mit Eving Selimiye Spor aufrief.
Häufung rechtsextremer Vorfälle nach der Bundestagswahl
Für Volkan Baran (SPD), Mitglied des Landtags NRW, reiht sich der Vorfall in eine beunruhigende Entwicklung ein. „Wir erleben bundesweit täglich Hakenkreuz-Schmierereien. Seit der Bundestagswahl häufen sich solche Aktionen“, erklärt er. Die steigende Gewaltbereitschaft und die Normalisierung rechtspopulistischer Rhetorik seien alarmierend.

Baran berichtet von zahlreichen Anrufen besorgter Bürger:innen mit Migrationshintergrund, die sich zunehmend kriminalisiert fühlten.
„Wenn die CDU und AfD Migration als Hauptproblem darstellen, fühlen sich bestimmte Gruppen ermutigt, ihre rassistische Haltung offen auszuleben“, so Baran. Er warnt vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der Hass und Ausgrenzung zur Normalität werden.
Migration müsse aber auch endlich nicht nur als Sündenbock dargestellt werden, sondern als Bereicherung. „Wir dürfen unsere Menschlichkeit nicht verlieren“, betont der SPD-Politiker. „So welche Taten dürfen niemals Normalität werden!“
Ermittlungen laufen – Polizei sucht Zeugen
Der Staatsschutz Dortmund hat ein Verfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet und sucht nach Hinweisen aus der Bevölkerung. Zeugen, die in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar im Bereich der Grävingholzstraße verdächtige Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.
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