Stadt will Benachteiligungen auflösen und die Selbstbestimmung fördern

Der Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt ist auf dem Weg

Mehrere hundert Menschen demonstrierten vor der Wahl in Dortmund vor der Reinoldikirche für queere Rechte. Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Alle Menschen sollen in Dortmund sicher, selbstbestimmt, gleichgestellt und diskriminierungsfrei leben können. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin ist nun getan: Dortmund soll einen „Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ bekommen.

„Der LSBTIQ*-Aktionsplan ist eine herausragende politische Initiative“

Das Ziel ist die Gleichstellung von LSBTIQ*-Menschen in Dortmund – also von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen. Es geht darum, Benachteiligungen aufzulösen und die Selbstbestimmung zu fördern und zu unterstützen. Das hatte der Rat der Stadt Dortmund im September 2021 einstimmig beschlossen. Nun hat der Verwaltungsvorstand den fertigen Aktionsplan in die politischen Gremien gegeben. Am 27. März 2025 wird der Aktionsplan im Rat final beschlossen.

„Der LSBTIQ*-Aktionsplan ist eine herausragende politische Initiative. Mit ihm zeigen wir Fortschrittlichkeit und Weitsicht und stellen wichtige Weichen für die Zukunft“, sagt Oberbürgermeister Thomas Westphal. „Es ist für die gesamte Dortmunder Stadtgesellschaft ein Gewinn, wenn alle Menschen hier selbstbestimmt und diskriminierungsfrei leben und ihre Persönlichkeit frei entfalten können.“

Die Themen orientieren sich an den Bedürfnissen der Community

Der 92 Seiten starke Aktionsplan orientiert sich an den Bedürfnissen der LSBTIQ* Community, die intensiv an der Erarbeitung beteiligt wurde. So wurden Rückmeldungen von über 600 befragten Personen eingearbeitet. Auch alle Dezernate der Stadtverwaltung waren einbezogen. Aufgeteilt ist der Aktionsplan in elf Handlungsfelder, sie reichen von Kultur über „Wirtschaft und Tourismus“ bis zu „Sport und Freizeit“ oder „Alter und Pflege“. Zugeordnet sind ihnen mehr als 80 Punkte, die bis Ende 2028 umgesetzt werden sollen.

Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Einige Beispiele:

  • Pflege und Alter: Das „Regenbogensiegel“ als Zertifizierung für Pflegeeinrichtungen soll bekannter gemacht und gestärkt werden. Es signalisiert nach außen, dass es sich um eine LSBTIQ*-sensible Einrichtung handelt und die Mitarbeitenden entsprechend geschult sind.
  • Gesundheit und Leben mit Behinderung: Um die Belange von LSBTIQ*-Personen mit Behinderung noch stärker zu berücksichtigen und ihnen eine Stimme zu verleihen, soll die Vernetzung und Zusammenarbeit mit dem Behindertenpolitischen Netzwerk verstärkt werden.
  • Kultur: Um die lokale LSBTIQ*-Geschichte aufzuarbeiten, sollen regelmäßig historische Stadtführungen und Workshops angeboten werden. Das Stadtarchiv beforscht und dokumentiert die lokale LSBTIQ*-Geschichte in Kooperation mit Unterstützer*innen der LSBTIQ*-Erinnerungskultur.
  • Sport und Freizeit: Die Stadt Dortmund soll in Kooperation mit dem StadtSportBund e.V. Projekte, Veranstaltungen und Initiativen unterstützen, die Vielfalt im Sport zum Thema haben und sich gegen Queerfeindlichkeit stellen.
  • Migration, Flucht und Integration: Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen sollen Menschen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung einen Überblick über die Angebote für LSBTIQ*-Personen in Dortmund geben.

Koordinierungsgruppe aus Vertreter*innen der Verwaltung und der Zivilgesellschaft

Begleitet und dokumentiert wird der weitere Prozess von der städtischen Koordinierungsstelle für LSBTIQ* gemeinsam mit einer Koordinierungsgruppe, die aus Vertreter*innen der Verwaltung sowie der Zivilgesellschaft bestehen soll. Der Aktionsplan soll dauerhaft fortgeschrieben und gegebenenfalls an die sich ändernden Bedarfe der queeren Community angepasst werden.

„Als Großstadt der Nachbarschaft betreiben wir Stadtentwicklung auch im gesellschaftlichen Sinne. Dazu trägt dieser Aktionsplan entscheidend bei“, so Oberbürgermeister Westphal, „Nachbarschaft beginnt damit, sich zu verstehen und zu begegnen. Wir stehen gemeinsam für eine weltoffene, vielfältige und bunte Stadt Dortmund“.

Für die Erstellung des Aktionsplans hatte der Rat der Stadt in zwei Haushaltsbegleitbeschlüssen insgesamt 300.000 Euro freigegeben. Ausgegeben wurden bislang etwas mehr als die Hälfte der Gelder, rund 162.000 Euro.

Hier gibt es den Aktionsplan als PDF zum Download: Aktionsplan_LSBTIQ

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Reaktionen

  1. Queerer Meilenstein für Dortmund! GRÜNE begrüßen Aktionsplan zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt! (PM)

    Der Rat der Stadt Dortmund hat 2021 die Erstellung des Aktionsplans zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auf Initiative der GRÜNEN und CDU beschlossen und damit die Weichen für eine neue Vielfaltspolitik in Dortmund gestellt. Am 27.03.2025 wird der Aktionsplan nun im Rat final beschlossen.

    Stadt Dortmund verpflichtet sich dezernatsübergreifend zu 85 Maßnahmen, um Akzeptanz von LSBTIQ+ zu stärken
    Erstmalig gibt es damit eine dezernatsübergreifende Strategie für die Stadt Dortmund zur Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Der Aktionsplan enthält 85 Maßnahmen, um Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie alle queeren Menschen (LSBTIQ+) zu stärken und Queerfeindlichkeit entgegenzuwirken. Für die Umsetzung erster Maßnahmen haben GRÜNE und CDU die Mittel im Doppelhausalt 2025/26 von 110.000 € auf 300.000 € aufgestockt.

    Dazu Jenny Brunner, Mitglied der GRÜNEN Ratsfraktion Dortmund:
    „Dieser Aktionsplan ist die Agenda für eine Politik des Respekts und der Anerkennung von Vielfalt in unserer Stadt. Ich freue mich sehr, dass die Verwaltung sich mit dem Aktionsplan aktiv an die Seite queerer Menschen stellt. Die Verwaltung hat zahlreiche Maßnahmen vereinbart, die nun in den kommenden Jahren zusammen mit der Community umgesetzt werden sollen und müssen. Als GRÜNE haben wir hierzu in den letzten Jahren bereits vier wichtige Maßnahmen durch Ratsbeschlüsse auf den Weg gebracht und die queere Community unterstützt.“

    Umgesetzt sind bereits:

    – Einrichtung einer hauptamtlichen SLADO Geschäftsstelle; die Finanzierung ist bis einschließlich 2026 aus dem städtischen Haushalt mit 200.000 € p.a. vorgesehen, um auch den CSD Dortmund sicherzustellen.

    – Unterstützung von SCHLAU-Workshops in Dortmunder Schulen mit 126.000 €

    – Förderung von Treffangeboten für LSBTIQ+ mit Migrationsgeschichte; der Verein Forum Jugend erhält 40.000 € bis 2026.

    – Informationskampagne zur Stärkung der Anzeigenbereitschaft queerfeindlicher Straftaten und Hasskriminalität gegen LSBTIQ+ mit 15.000 €

    Anstieg der Hasskriminalität gegen LSBTIQ+

    „Laut des Lageberichts des Bundeskriminalamts ist die Hasskriminalität gegen LSBTIQ+ um mehr als 50% auf 1.785 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Die Zahl der Straftaten im Bereich LSBTIQ+ hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht”, begründet Brunner die Notwendigkeit des Aktionsplans. „Darüber gibt die EU-Grundrechteagentur (FRA) für Deutschland an, dass 44% aller LSBTIQ+ in den letzten 12 Monaten aufgrund ihrer Identität diskriminiert wurden. Auch in Dortmund müssen queere Personen immer wieder mit Anfeindungen und Angriffen rechnen.”

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