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Alle Studiengänge des Fachbereichs waren aufgefordert beim vierten „≠Design- und Genderpreis“ 2025 mitzumachen. Zehn Studierende aus fünf Studiengängen reichten genderbezogene Arbeiten zu Geschlechterperspektiven ein. Die Jury bewertete nach der eindeutigen Auseinandersetzung mit genderspezifischen Themen, den innovative konzeptionelle Ansatz im Umgang mit der Thematik und die hervorragende Gestaltung. Drei Arbeiten wählte die Jury als gleichwertig beste aus: von Viola Dessin, Adina Salome Harnischfeger und Ella Seeger. Zur Ausstellung aller Arbeiten im Ausstellungsraum Hans A (Hansastraße 6-10) erhielten die Gewinnerinnen ihre Preise: jeweils 300 Euro und die Anerkennung ihrer Arbeit durch die Jury.
Preisträgerin Viola Dessin: „Unfolding Fractious Material“
Viola Dessin hat sich die Rolle der Frau als Künstlerin zum Thema genommen. Entstanden ist ein Buch über Emanzipation und Selbstbestimmung von Frauen in der aktuellen Kunstszene. 14 unterschiedliche Künstlerinnen werden mittels Interview und Abbildungen der Frauen und deren Arbeit porträtiert.
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Die Frauen beschreiben die Ausdrucksform der Kunst als Mittel, gesellschaftliche Muster zu verlassen, sich unabhängig von vorgegebenen männlichen Normen zu äußern und zu entwickeln.
Die Jury würdigt besonders, dass im Buch die offen geäußerten Emotionen als Potenzial bewertet werden. Als Beispiel ist ein Zitat zu nennen: „In der Kollektivität können wir unsere Wut in heilvolle Prozesse verwandeln. Das ermöglicht uns der weiblichen Wut Raum zu geben, sie als eine produktive Kraft spürbar werden zu lassen und den Schmerz, den patriarchale Strukturen erzeugen, ein wenig zu heilen.“
Die Jury würdigt die Arbeit als innovative Anleitung zu selbstermächtigten Handlungsformen, zur Aufforderung des kollektiven Denkens und für die hervorragende grafische Gestaltung ausgezeichnet.
Preisträgerin Adina Salome Harnischfeger: „him, softly (2020-now)“
Die Schwarz-Weiß-Fotografien von nackten Männern spiegeln eine ungewohnte Realität wider. Es werden uns sehr unterschiedliche nackte Männer gezeigt, jedoch nicht in den typischen Posen, die unbekleidete Männer üblicherweise einnehmen, wenn sie fotografiert werden.
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Die Bilder zeigen Männer, die ihre weiche Seite oder ihre Verletzlichkeit offenlegen. Adina Harnischfeger zeigt uns die Männer in einer ungewohnten großen Nähe und aus einer ungewohnten Perspektive.
Die Jury sieht die Arbeit als herausragend an, da sie das klassische, gesellschaftlich anerkannte oder auch nur gewohnte
Männerbild um neue Facetten und Perspektiven erweitert. Die Fotografien geben Einblick in eine sensible wie hochgradig intime Situation. Es sind Bilder, die man im Kopf behält, von besonders hoher ästhetischer Qualität, einprägsam und eigen.
Preisträgerin Ella Seeger: „They don’t see us“
Die Arbeit von Ella Seeger zeigt Szenen aus dem Leben queerer Personen in Georgien im Mai 2024. Porträtiert werden die drei Gründungsmitglieder des georgischen Drag-House-Kollektivs „Ninja ETL“ in ihrem Alltag und in der Verwandlung zu Dragqueens. Aufgrund der im Mai 2024 schon bekannten restriktiven Verhältnisse haben die Bilder eine politische Brisanz.
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Das im September 2024 eingeführte Anti-LGBTQ+-Gesetz in Georgien schränkt Pride-Veranstaltungen, die öffentliche Zurschaustellung von LGBTQ+-Symbolen und die Medienberichterstattung ein und ermöglicht damit eine zunehmende Unterdrückung der Sichtbarkeit von queeren Personen im Land.
Ella Seeger hat das Vertrauen gewonnen, eine Fotoserie der gefährdeten Personen in dieser prekären Lage machen zu können. Die Jury sieht die Arbeit als dokumentarisches Zeitdokument und damit als hervorragenden Beitrag, um das Verständnis für die schwierige Situation von queeren Menschen in Georgien in der aktuellen politischen Situation zu unterstützen.
Studierenden im Master Szenografie und Kommunikation entwickelten die Gestaltung
In der Ausstellung waren außerdem Arbeiten von Anne Braun, „Anonymous / I want to be myself“, Esmaeili Mahsa, Laura Baalmann, Mara Keil und Shaqayeq Mohammadi zu sehen, sowie von Mariele Key, deren Arbeit von der Jury lobend erwähnt wurde. Die Ausstellungsgestaltung wurde von Studierenden im Master Szenografie und Kommunikation entwickelt und realisiert: Stefanie Heidrich, Astrid Rang, Benedikt Schneeberg und Dilara Yilmaz, betreut von Prof. Nora Fuchs.
Die Jury setzte sich aus Quinn Husmann (Student und Vertreter des Fachschaftsrats), Samaneh Khosravi (Doktorantin und Preisträgerin 2023), Professor Oliver Langbein (Lehrender am Fachbereich Design), Diplom-Designerin Meike Noster (Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs), Antonia Pecavar (studentische Vertreterin der zentralen Gleichstellung der FH Dortmund) und Carina Witte (Vertreterin der Gleichstellungsbeauftragten des Fachbereichs) zusammen.