
Die niedrigen Temperaturen sind für Obdachlose lebensbedrohlich ‑ allein in den letzten drei Wochen sind in Dortmund mindestens fünf Männer gestorben. Für Akteure der Dortmunder Wohnungslosenhilfe zeigen sich durch diese Fälle auch Lücken im Hilfesystem; vor der Ratssitzung am Donnerstag fordern VSE, Soziales Zentrum, GrünBau, Gast-Haus, Diakonisches Werk und bodo Politik und Verwaltung erneut auf, Maßnahmen entwickeln, um Obdachlosigkeit wirksam und dauerhaft zu bekämpfen.
„Wir weisen allerdings schon seit Jahren darauf hin, dass das Hilfesystem Lücken hat“
Im Herbst stand die Schaffung von niederschwelligen Unterbringungsmöglichkeiten für obdachlose Menschen auf der Tagesordnung des Rates. Er ist Teil eines umfangreichen Konzepts zum Umgang mit Drogenkonsum und Obdachlosigkeit in der Innenstadt. Weil der Rat sich darüber nicht einig wurde, wurde das Paket auf Februar vertagt.
Für Lutz Rutkowski von bodo eine problematische Entscheidung: „Die Ankündigung zusätzlicher Unterbringungsmöglichkeiten ist nun über ein Jahr alt. Wir weisen allerdings schon seit Jahren darauf hin, dass das Hilfesystem Lücken hat, und dass es von der Verwaltung darauf nicht wirklich Antworten gibt. Sie bleibt beim Verweis auf die bestehenden Angebote. Dass diese in der Realität viele Betroffene nicht einbeziehen, findet aus unserer Sicht zu wenig Berücksichtigung.“
Prävention,Wohnraum-Förderung und Eckpunkte zur Ausgestaltung von Notunterbringung
2023 hatten VSE, Soziales Zentrum, GrünBau, Gast-Haus, Diakonisches Werk und bodo in einem gemeinsamen Positionspapier Handlungsempfehlungen erarbeitet, um Wohnungslosigkeit in Dortmund bis 2030 zu beenden.

Das Papier nennt neben besserer Prävention, der Förderung von Wohnraum für alle auch Eckpunkte für die nötige Ausgestaltung von Notunterbringung: niederschwelliger Zugang ohne die Kopplung an Leistungsansprüche, Einzelunterbringung in Wohnraum und spezifische Angebote für Zielgruppen wie junge Erwachsene, Alternde, Pflegebedürftige oder psychiatrisch auffällige Menschen.
Diese Handlungsempfehlungen sollen einfließen in den Lokalen Aktionsplan, den der Rat im letzten Jahr beschlossen hat und der das Ziel setzt, Obdachlosigkeit in Dortmund bis 2030 zu beenden. „Wenn die Stadt an diesem Ziel festhalten will, ist es höchste Zeit, diesen Plan nun zu erarbeiten und umzusetzen“, so bodo-Sozialarbeiter Rutkowski.
„Jeder Mensch, der Schutz braucht, muss ihn bekommen“
Hilfestrukturen müssten grundsätzlich und ganzjährig funktionieren, betonen die Dortmunder Organisationen. Und im Winter seien spezifische Kälteschutz-Maßnahmen, aber auch verstärkte aufsuchende medizinische Hilfen essenzielle Überlebenshilfen.

„Jeder Mensch, der Schutz braucht, muss ihn bekommen. Die bestehenden Hilfsangebote müssen während der kalten Jahreszeit länger geöffnet sein. Und es braucht eine unbürokratische, menschenwürdige und fußläufig erreichbare Unterbringung für alle, die auf der Straße leben“, sagt Gast-Haus-Geschäftsführerin Katrin Lauterborn.
Einige Kommunen schaffen mit Winternotprogrammen zusätzliche Schlafplätze, verstärken Streetwork und bieten Transporte in Unterkünfte an. „Andere Städte zeigen, dass es geht“, so Lauterborn. „Die Stadtverwaltung und die Politik müssen gemeinsam mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe eine Lösung finden, damit im Winter niemand mehr erfrieren muss. Es geht hier nicht um Politik oder Zuständigkeiten, sondern um Menschenleben. Und jedes einzelne zählt. Dies sollte die Haltung unserer Stadt sein.“
Das gemeinsame Positionspapier „Wohnungslosigkeit bis 2030 beenden“ der Dortmunder Akteuregibt es hier als PDF zum Download: Positionspapier-gemeinnuetziger-Akteure-der-Wohnungslosenhilfe-zur-Ueberwindung-von-Wohnungslosigkeit-bis-2030
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Reaktionen
Max
Und Dortmund nennt sich Hochburg der Sozialdemokratie …..einfach nur traurig wie hier mit Bürger*innen dieser Stadt umgegangen wird…