Rätselraten um die Zukunft des Nordbades: Der Stadtrat hat zwar einen Neubaubeschluss auf den Weg gebracht – der zukünftige Standort ist allerdings noch offen. Mehr Sorgen bereitet aber das jüngsten Gutachten der Prüfer, die alle vier Monate den baulichen Zustand des maroden Hallenbades im Dortmunder Norden prüfen. Darin heißt es, dass eine letztmalige Begutachtung im März 2025 durchgeführt werden soll – die Gutachter sehen einen Betrieb maximal noch bis einschließlich Juni 2025.
Die Gutachter sehen eine Nutzung des Nordbades nur noch bis Sommer 2025
Dass der Zustand des Nordbads kritisch ist, ist seit Jahren bekannt. Deshalb muss das Bad mehrfach im Jahr baulich und technisch begutachtet werden, weil es erhebliche Zweifel an der Tragkraft des Betons gibt. ___STEADY_PAYWALL___
Die Zukunft und die Nutzbarkeit des Bades hängt also am „seidenen Faden“ – ob ein Weiterbetrieb bis zur Fertigstellung eines Neubaus in schätzungsweise sechs Jahren möglich sein wird, scheint den meisten Vertreter:innen in Politik und Verwaltung fraglich.
Die jüngste Info der Gutachter sorgt allerdings mehr für Verwirrung als für Klarheit. „Das federführende Ingenieurbüro hat der Stadt mitgeteilt, dass die Gutachter voraussichtlich im März 2025 zum letzten Mal eine Untersuchung des Nordbades durchführen werden.
Von dem Ergebnis dieses Gutachtens hängt es ab, ob das Bad eine weitere Freigabe zur Nutzung für weitere vier Monate erhalten wird”, erklärt Stadträtin Birgit Zoerner auf Nachfrage von Nordstadtblogger.
„Die Gutachter sehen eine Nutzung des Nordbades noch maximal bis einschließlich Juli 2025. Die Hintergründe dieser Einschätzung werden jetzt Gegenstand von Gesprächen sein. Wenn es Neuigkeiten gibt, werden wir die Öffentlichkeit darüber informieren“, so Zoerner weiter.
Sie lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass für sie die Verknüpfung der weiteren Nutzbarkeit des Bades völlig unabhängig von einem möglichen Neubau ist.
Die Mehrheit des Rates setzt auf einen Neubau an anderer Stelle
Dass es einen Neubau und keine Sanierung geben soll, das hatte jetzt der Stadtrat beschlossen. Er entschied sich damit gegen den Willen der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. Dort gab es eine Mehrheit für eine Sanierung, weil man das Bad am jetzigen Standort erhalten wollte.
Für einen Abriss und Neubau an derselben Stelle gab es allerdings auch dort keine Mehrheit. Andere – bisher ins Spiel gebrachte – Standorte überzeugten die Nordstadt-Politiker:innen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht.
Die Mehrheit des Stadtrats setzt allerdings auf einen Neubau an anderer Stelle – verbunden mit der Hoffnung, dass ein Weiterbetrieb des maroden Hallenbades bis zur Eröffnung des Neubaus noch möglich sein könnte.
Die vage Hoffnung: Der Schwimmbetrieb insbesondere für die Schulen der Nordstadt könnte nahtlos weitergehen. Eine Alternative, beispielsweise eine Traglufthalle über dem ebenfalls noch in Umbau befindlichen Freibads Stockheide aufzustellen, um Schwimmen im Winter zu ermöglichen, würde dann nicht benötigt.
„Wir halten am Neubau fest. Eine Sanierung würde eine massive Einschränkung für das Dietrich-Keuning-Haus mit sich bringen, das können wir nicht hinnehmen”, stellte Ute Mais (CDU) klar. „Auch Kitas und der Park würden in Mitleidenschaft gezogen werden. Und der Tunnel der Stadtbahn ist ein unkalkulierbares Risiko. Um eine Einschätzung geben zu können, wäre erst eine vollständige Entkernung des Nordbads nötig”, so die 3. Bürgermeisterin.
„Ein Neubau erlaubt es, das Hallenbad hoffentlich noch lange in Betrieb zu halten. Wäre gut, wenn andere Fraktionen sich den Argumenten nicht verschließen. Das Westbad zeigt, dass man sich neuen Lösungen nicht verschließen sollte. Hoffentlich können wir uns bald mit den Standorten auseinandersetzen”, mahnte Mais Eile bei der Sportverwaltung an.
Grüne warben erfolglos für eine Sanierung und den Erhalt des Standorts
Katrin Lögering (Grüne) hatte für eine Sanierung plädiert. „Auch die Fakten sprechen für eine Sanierung. Das Bad ist zentral gelegen und gut angebunden. Das kriegt man so nie wieder hin”, sagte die Grünen-Sprecherin mit Blick auf die bisher zur Auswahl stehenden Standorte am Fredenbaumpark sowie am Naturmuseum. Alle bisher vorgeschlagenen Standorte seien mit Restriktionen verbunden.
Zudem sprächen die Kosten ebenfalls nicht für einen Neubau – 32 Millionen solle ein Neubau kosten, 33 Millionen eine Sanierung. Das rechtfertige die schlechtere Lage nicht. „Und das Keuning-Haus müsste nicht schließen, auch da gibt es Lösungen”, glaubt Lögering. Schon jetzt sei es technisch abgekoppelt. Und für eine Nachnutzung des Bads durch das DKH müsste auch das Dach saniert werden. „Sie müssen sich mit den Argumenten auseinandersetzen“, warb sie erfolglos für eine Sanierung. Denn auch für das Schulschwimmen gebe es gute Lösungen.
Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) wurde wegen der einsetzenden Diskussion und der zahlreichen Tagesordnungspunkte unruhig und erinnerte daran, dass alle Ausschüsse sich für Variante B entschieden hätten – also einen Neubau.
„Wir müssen die Diskussion doch nicht wiederholen”, mahnte er mehr oder weniger erfolgreich zur Abstimmung. Der Rat gab im Anschluss grünes Licht für einen möglichen Neubau. Die Verwaltung soll allerdings noch weitere Standorte in unmittelbarer Nähe des bisherigen Standortes prüfen.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Mehr auf dazu auf Nordstadtblogger:
Die Nordstadt-BV fordert die Sanierung des Nordbads und damit den Erhalt des Standorts
Sanierung oder Neubau: Der Rat Dortmund soll über die Zukunft des Nordbads entscheiden
Die BV-Nord möchte das Nordbad am bisherigen Standort erhalten und dort erweitern
Dem Nordbad steht das Wasser bis zum Hals – das Freibad Stockheide soll 2026 wieder öffnen
Reader Comments
Cornelia Wimmer
Es war zu befürchten. Die Willensbekundung der BV Nord zählt nicht. Warum nicht? Hat man bessere Argumente? Welche wären das? – Für die Sanierung spricht der unschlagbar gute Standort, zentral, verkehrsgünstig und ÖPNV-angebunden, von einer Vielzahl von Schulen fußläufig erreichbar. Das Keuninghaus könnte in seiner jerzeitigen Konzeption und Gestalt erhalten werden. Die im Gutachten genannten Kosten für eine Sanierung waren nur sehr unwesentlich höher als die für einen Neubau, – wobei anfallende Kosten noch nicht einmal eingerechnet worden waren.
Was bekommen wir jetzt? Zunächst eine weitere Standortsuche, die ja schon seit geraumer Zeit ohne überzeugendes Ergebnis stattfindet. Dann zeitraubende Genehmigungsverfahren. Ein architektonisch verstümmeltes Keuninghaus, es sei denn, es werden für den frei werdenden Raum überzeugende Nachnutzungen gefunden, die im Rahmen eines immer knapper werdenen Etats auf längere Sicht auch übernommen werden können. – Laut und staubig wird es mit Abriss und Sanierung gleichermaßen und damit kein Vergnügen für die Anwohner und die Kita nebenan.
thomas Oppermann
Es ist sehr ärgerlich, dass sich der Rat dem eindeutigem Votum der BV nicht anschließen konnte. Dies ist besodners ärgerlich, da ein Argument ja immer war, dass eine Sanierung bedeuten würde dass das Nordbad dann nicht mehr für das Schulschwimmen zur Verfügung stünde. Während bei einem Neubau, das Schulschwimmen erst mal weiter stattfinden könnte, bis der Neubau steht. Das scheint sich nun als Wunschdenken herauszustellen. Schade dass die aktuelle Entwicklung erst jetzt bekannt wurde. Dies bedeutet aber auch, dass es nun wirklich eilt, dass zum Neubau-beschluss auch schnell der Standort geklärt wird. Wir haben keine Zeit mehr für langwierige Prüfungen und Bauanträge. Für den Standort Keuning-Park müssen wir keine neuen Bebauungspläne aufstellen, im Zweifel könnte man auch an der Stelle des alten Bades ein Neues bauen. Der Rat hat sich mehrheitlich für einen N eubau entschieden nun sind diese Verantwortlichen auch in der Pflicht aufgrund der aktuellen Lage diesen Beschluss zügig umzusetzen. Am schnellsten wird sich das im Keuning Park machen lassen. An allen anderen Standorten müssen Baupläne geändert und entsprechende Gutachten (Lärm, Verkehr etc.) geschrieben werden. Dafür ist jetzt keine Zeit mehr.