„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“ – ein Leitsatz, der in der Integrationsdebatte in Deutschland immer wieder fällt. Bereits in Kitas wird versucht, die Sprachkompetenz der Kinder weitgehend zu fördern, um die Hürden beim Start in das Schulleben so gering wie möglich zu halten. Doch sind die Kita-Plätze begrenzt, ebenso wie alternative Sprachangebote, auf die besonders Kinder mit Zuwanderungs- und Fluchtgeschichte angewiesen wären. Die „Paula & Anton Sprachschule St. Antonius“ möchte nun diese Lücke in der Dortmunder Nordstadt schließen.
Bereits im Vorschulalter ist der Spracherwerb essentiell
Trotz des hohen Bedarfs ist ein Kita-Platz nicht immer garantiert. Diese „Mangelversorgung“ macht sich besonders in der Dortmunder Nordstadt bemerkbar, wie der stellvertretende Fachbereichsleiter des Jugendamtes, Jan Schröder, bestätigt. Kinder, die keine Kindertagesstätte besuchen, müssen zwei Jahre vor der Einschulung den Delfin4-Test ablegen. In dem zweistufigen Verfahren wird auf spielerische Weise die Sprachkompetenz der Kinder erfasst.
Wird ein deutlicher Mangel festgestellt, erhalten die Familien ein Zertifikat, mit dem sie ein Angebot zur Sprachförderung des Kindes aufsuchen können. Besonders häufig sind dabei Kinder mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte betroffen.
Doch auch hier halten sich die Anlaufstellen in Grenzen. Aus diesem Anlass haben die Elisabeth Schnitger Stiftung, die Jugendhilfe St. Elisabeth und das Jugendamt die „Paula & Anton Sprachschule St. Antonius“ ins Leben gerufen.
Die Erweiterung des Sprachangebots soll den Einstieg in das deutsche Bildungssystem erleichtern. „Wenn ein Kind einen Sprachförderbedarf hat, werden die hierher vermittelt. Sie können das Angebot dann in Anspruch nehmen, wenn sie keinen Kindergartenplatz haben“, erklärt Ingolf Sinn, Bereichsleitung beim Jugendamt. Das Projekt findet seit dem 1. November in einer Räumlichkeit statt, die an die FABIDO-Kindertagesstätte an der Bornstraße angrenzt.
Spielerisch und durch Interaktionen die Sprache näherbringen
Bislang ist das Angebot für etwa 30 Kinder konzipiert. Das Konzept der Sprachvermittlung basiert auf der „Language Road“ – einem Sprachförderkonzept, dessen Fokus auf den Interaktionen liegt. „Alltagsintegrierte Sprachförderung ist das Schlüsselwort.
Sie ermöglicht einen spielerischen Zugang zur Sprache, ohne die Kinder durch komplexe Grammatikschulungen zu überfrachten, die oft abschreckend wirken“, erläutert Schröder.
„Stattdessen setzen wir auf eine niederschwellige Herangehensweise, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird und durch Spaß und Spiel den Spracherwerb fördert“, ergänzt Jacqueline Reichert, Teamleitung des Projekts St. Antonius. Um die Kinder nicht zu überfordern, werden sie an zwei Tagen pro Woche für jeweils zwei Stunden in Kleingruppen von fünf Kindern spielerisch geschult.
Die Idee einer Ausweitung des Angebots liegt bereits vor
Eine Expansion des Angebots ist auf verschiedenen Ebenen angedacht. Zum einen steht zur Debatte, das Sprachförderprogramm auch für Kinder anzubieten, die sich bereits im Grundschulalter befinden. „Viele sagen, das Kind lernt schon problemlos in der Schule Deutsch. Aber das ist ein Trugschluss, denn wenn die Kinder gar kein Deutsch können, wird es schwierig“, so Sinn.
Die Grundschule kleine Kielstraße bietet sich durch die unmittelbare Nähe zur Sprachschule für das Programm an, wie Sinn erklärt. Näheres sei jedoch noch in Planung. Aus Schröders Sicht sei es auch notwendig, das Sprachangebot auf weitere Stadtbezirke zu erweitern, denn Förderungsbedarf gibt es nicht nur in der Dortmunder Nordstadt.
„Wir müssen dorthin gehen, wo die Kinder sind. Wir wissen, dass eine Familie aus Lütgendortmund nicht hierher (Nordstadt) kommen wird, weil es zu weit ist“, erklärt der stellvertretende Fachbereichsleiter.
„Deshalb ist es unsere Idee – und auch meine –, die Angebote dorthin zu bringen, wo die Familien leben, also lebensweltorientiert. Ein möglicher Schritt wäre daher, auch in einen anderen Sozialraum, wie Westerfilde oder Lütgendortmund, zu gehen.“
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