Das Museum Ostwall (MO) besteht bereits seit 75 Jahren. Ganz schön alt, aber sehr lebendig vor allem seitdem es im ehemaligen U-Brauturm angesiedelt ist. Die Museumsverantwortlichen möchten das MO noch weiter öffnen und für Gruppen der Stadtgesellschaft attraktiv machen, die das Museum bisher kaum ansteuern. Daher haben sie einen Beirat gegründet.
Die Mission des Beirats: Vielfalt ins Museum bringen
Seit 2023 trifft sich eine Gruppe von acht Menschen (in leicht wechselnder Besetzung), die sehr divers in Hinsicht auf Alter, kulturellem Background, Beruf und Interessen ist. Die Beiratsmitglieder wurden nicht gecastet oder ausgelost, sondern wegen ihres persönlichen Engagements in einem bestimmten gesellschaftlichen Bereich durch Museumsmitarbeitende ausgewählt.
Kunstmittlerin Kathi Bach beschreibt ihre Funktion beim Beirat so: „Bin die Schnittstelle zwischen Museumsbeirat, moderiere die Beiratstreffen und schreibe die Protokolle.“ Das Beirats-Projekt für dieses Jahr sei der Kunstankauf.
„Das Schöne ist, dass die Gruppe selbst entscheiden darf und dass alle unterschiedliche Perspektiven haben. Sie stellen einen guten Querschnitt der Dortmunder Bevölkerung dar,“ meint sie.
„Alle bringen etwas mit rein: Birgit Rothenberg vertritt hier die Interessen der Menschen mit Behinderungen, Horst ist Doktor (der Medizin), und Dominik arbeitet als Lackierer. Sie bringen alle etwas mit ein und bringen das einander näher. Es ist gut verschiedene Leute zu haben, mit unterschiedlichen Blickwinkeln.“
Zeitgenössische Künstlerinnen mit Behinderung aus Dortmund und Irland
Birgit Rothenberg, Gründungs- und seit langem ehrenamtliches Mitglied im Vorstand bei Mobile – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V. ist eines der Beiratsmitglieder. Sie hat zum Beispiel Werke von Künstlerinnen mit Behinderung vorgestellt und für den Ankauf vorgeschlagen. Da Menschen mit Behinderung, noch dazu weibliche, in der Kunstwelt unterrepräsentiert sind.
Beim Projekt der Dortmunder Künstlerin Marion Weirauch „Tandem-Geflüster“ arbeiten jeweils Künstler:innen mit und ohne Behinderung für ein Ausstellungsprojekt zusammen. Tandempartner von Marion Weirauch war Peatc Voßmann, ein bereits renommierter Dortmunder Künstler.
Ihr gemeinsames Thema, unterschiedlich umgesetzt: „Tiere.“ Die Bilder von Marion Weirauch zeigen abstrakte Wesen in leuchtenden Farben. Die Figuren entstanden aus stark abgegrenzten Farbflächen. Für ihre Bilder nutzt die Künstlerin unterschiedliche Techniken, sie zeichnet, malt und klebt je nach ihrer Vorstellung.
Eine weitere zeitgenössische Malerin, die von Birgit Rothenberg vorgeschlagen wurde, ist Mary Duffy, die in Irland lebt. In ihrem Atelier in Wicklow schafft sie Bilder, in denen sie häufig die irische Landschaft oder das Meer einfängt. Ihr Gemälde „Sea smash“ zeigt, wie der Atlantik mit voller Wucht an der Westküste Irlands aufschlägt. Verschiedene Farbschichten trägt sie mithilfe ihres Fußes auf, manchmal mit Sand oder Asche versetzt, und während des Trocknungsprozesses zusätzlich bearbeitet.
Im Beiratsraum des Museums sind weitere Vorschläge der Beiratsmitglieder zu sehen
Außerdem wird Dorothea Buck vorgestellt, die von 1917 bis 2019 gelebt hat. Sie hat Skulpturen und Bilder geschaffen und einige Bücher geschrieben. Ihre Arbeit war geprägt von den Erlebnissen brutaler Behandlungsmethoden in der Psychiatrie, in der sie sich zeitweise wegen ihrer Schizophrenie aufhalten musste. Zeitlebens war Dorothea Buck eine Kämpferin für Selbstbestimmung, vor allem in psychiatrischen Einrichtungen.
Der Beiratsraum liegt mitten in der Ausstellungsfläche und ist öffentlich zugänglich ist. Hier werden aktuell die verschiedenen Werke der Künstler:innen vorgestellt, die dem MO für einen Kunstankauf vorgeschlagen werden.
Auch die Museumsbesucher:innen können Ideen äußern, welche Kriterien beim Kunstankauf berücksichtigt werden sollten. Oder was sie selbst am liebsten ankaufen würden. Die Entscheidung wird Anfang nächsten Jahres von Beirat und Museum Ostwall bekanntgegeben.