Die Stadt Dortmund ist eine attraktive Arbeitgeberin – das legen die Bewerbungszahlen für eine Ausbildung bei der Stadt nahe. Mit in diesem Jahr 343 eingestellten Nachwuchskräften in 42 verschiedenen Ausbildungsberufen bleibt sie eine der ausbildungsstärksten Arbeitgeberinnen der Region. Mehr als 9000 Bewerbungen gingen ein. Mit einer Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft soll jenen, die im gewerblich-technischen bzw. handwerklichen Bereich keinen Platz bekommen haben, aber Möglichkeiten im Handwerk vorgestellt werden.
OB: Sinnhaftigkeit der Arbeit steht für viele Azubis an erster Stelle
Für das Einstellungsjahr 2024 gingen über 9.000 Bewerbungen bei der Stadt Dortmund ein. „Die hohe Zahl an Bewerbungen, darunter auch viele aus der Region, bestätigt uns in unserem Bestreben, eine attraktive Arbeitgeberin zu sein und junge Talente für unsere Stadt zu gewinnen“, sagt Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr. Das wird zunehmend wichtiger: In den nächsten 15 Jahren wird die Stadtverwaltung rund 4500 Beschäftigte aus Altersgründen verlieren.
Für Oberbürgermeister Thomas Westphal macht die Bewerbungszahl deutlich, dass Kommunen ein attraktiver Arbeitgeber sind. Dabei gehe es, neben der Bezahlung, vor allem auch um die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit. Dies spiele eine immer größere Rolle, wenngleich auch die Sicherheit des Jobs eine Rolle spiele.
Doch im Vergleich zur Sinnhaftigkeit spielten Geld und Sicherheit für die aktuellen Bewerber:innen eine eher untergeordnete Rolle. „Diese Generation schaut anders auf die Arbeit und stellte die Frage, was Arbeit für mich bedeutet. Das nimmt deutlich zu”, so der OB. Der Wunsch, etwas für die Stadtgesellschaft zu tun, werde immer wichtiger.
51 Ausbildungsstellen innerhalb der Verwaltung konnten nicht vergeben werden
Die Stadt Dortmund legt dabei großen Wert darauf, die Langzeitarbeitslosigkeit zu senken – das gilt insbesondere für die Jugendarbeitslosigkeit. Bei der Assistierten Ausbildung konnten zusätzlich sechs Auszubildende beispielsweise als Fachkraft für Veranstaltungstechnik, Metallbauer:in oder als Gärtner:in ins Berufsleben starten, die bisher aus unterschiedlichen Gründen keine Chance auf einen Ausbildungsplatz hatten. Darüber hinaus sind zwei Nachwuchskräfte im Zuge der inklusiven Ausbildung gestartet.
Trotz der vielfältigen Bemühungen konnten nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden. 51 Ausbildungsstellen innerhalb der Stadtverwaltung konnten nicht vergeben werden, da entweder die Fachbereiche ihre Bedarfe nachträglich aus organisatorischen Gründen für das Einstellungsjahr 2024 angepasst haben, zu wenig geeignete Bewerbungen vorlagen oder Bewerbende ihre Zusage kurzfristig zurückgezogen haben, sodass eine Nachbesetzung nicht mehr möglich war.
Noch größer ist die Lücke bei den städtischen Kitas: Von den 168 angebotenen Ausbildungs- und Berufspraktikumsplätzen bei FABIDO (70 Ausbildungsplätze für PIA Erzieher:in, 48 Ausbildungsplätze für die PIA Kinderpfleger:in und 50 Berufspraktikumsplätze) konnten 34 Ausbildungsplätze (eine Stelle PIA Erzieher:in und 33 Stellen bei den Berufspraktikant:innen) aufgrund kurzfristiger Absagen und mangels geeigneter Bewerbungen nicht nachbesetzt werden.
Die Quote der Nichtbesetzung von Ausbildungsplätzen liegt bei rund 15 Prozent
„Man muss dran sein und dran bleiben, um Azubis zu gewinnen und zu halten. Teils springen sie wenige Tage vor Ausbildungsbeginn ab – dann ist das auch über Reservelisten oft nicht mehr zu füllen“, bedauert Personaldezernent Christian Uhr. „Wir intensivieren Bemühungen, sind auf allen Messen unterwegs und auch digital.”
Die Nichtbesetzung der insgesamt 85 von 562 Ausbildungsplätzen entspricht einer Quote von rund 15 Prozent. Damit liegt Dortmund im Durchschnitt – andere Kommunen weisen ähnliche Werte auf.
Die IHK- Ausbildungsumfrage 2024 ergab ein neues Allzeithoch bei den unbesetzten Ausbildungsplätzen. Mit 49 Prozent konnte nahezu jeder zweite IHK-Ausbildungsbetrieb nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Auch hier lagen die Gründe unter anderem in kurzfristigen Absagen der Bewerbenden sowie im Mangel an geeigneten Bewerbungen. Dabei haben 35 Prozent, und somit mehr als jeder dritte Ausbildungsbetrieb, nicht eine einzige Bewerbung erhalten.
Stadt und Kreishandwerkerschaft bauen Zusammenarbeit aus
Um dem drohenden Fachkräftemangel im Handwerk entgegenzuwirken, bauen die Stadt Dortmund und die Kreishandwerkerschaft Dortmund, Lünen und Hagen ihre Zusammenarbeit aus.
Oberbürgermeister Thomas Westphal und Kreishandwerksmeister Christian Sprenger haben im Rathaus eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben. Deren Ziel ist es, die bestehende Zusammenarbeit zu vertiefen und passende Ausbildungsangebote in Berufen mit Fachkräftemangel so zu gestalten, dass beide Seiten langfristig profitieren.
Die Kooperationsvereinbarung regelt, dass motivierte, ausbildungswillige Menschen, die bei einem der Partner keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, gegenseitig in handwerkliche Berufe vermittelt werden. Außerdem weisen die Homepages der Stadt Dortmund und der Kreishandwerkerschaft Dortmund, Lünen und Hagen gegenseitig auf die Ausbildungsangebote des jeweils anderen hin.
Über den Tellerrand hinaus: Neue Perspektiven für Bewerber:innen
Zusätzlich kann die Stadt Dortmund die kostenlosen Sprachkurse des Bildungskreises Handwerk e.V. nutzen. Beide Partner bieten, je nach ihren Möglichkeiten, Praktikumsplätze für einen überbetrieblichen Austausch an, wenn dies für das Ausbildungsziel hilfreich ist. So können junge Menschen auch in anderen Betrieben Erfahrungen sammeln und ihr Berufsfeld aus einer neuen Perspektive kennenlernen.
„Die Stärkung handwerklicher Ausbildungsberufe ist für Dortmund von großer Bedeutung. Daher freue ich mich ganz besonders, durch die Kooperationsvereinbarung einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Nachwuchskräftegewinnung im Handwerk leisten zu können. Die Kreishandwerkerschaft ist ein verlässlicher Partner an unserer Seite. Es ist sehr erfreulich, dass wir unsere Zusammenarbeit intensivieren“, betont OB Thomas Westphal.
„Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, jedem jungen Menschen eine gute berufliche Perspektive zu vermitteln. Hindernisse wie Sprachbarrieren können im gemeinsamen Schulterschluss überbrückt und gleichzeitig Karrieremöglichkeiten im Handwerk auf breiter Basis aufgezeigt werden. Somit ist diese Vereinbarung eine Triple-Win-Situation: für die Stadt, für das Handwerk und vor allem für die jungen Menschen“, sagt Kreishandwerksmeister Christian Sprenger.
Digitaler Bewerbungsprozess und modernes Ambiente als Anreiz
Beim Kampf um die besten Nachwuchskräfte setzt die Stadt Dortmund auf „ein schnelles, persönliches und kompetenzorientiertes Auswahlverfahren. Dazu zählen ein digitaler Bewerbungsprozess, moderne Gesprächs- und Warteräume, eine schnelle abschließende Rückmeldung an die Bewerbenden sowie ausreichend Zeit, sich selbst zu präsentieren“, heißt es dazu.
„In den Berufsbildern, in denen ein eignungsdiagnostischer Online-Test vorgeschaltet ist, wird dieser nach aktuellen eignungsdiagnostischen Erkenntnissen konkret auf das Berufsbild ausgerichtet und berücksichtigt in diesem theoretischen Auswahlprozess auch Softskill-Merkmale wie Team- und Kooperationsbereitschaft. Insbesondere für die Auswahlverfahren im gewerblichen Bereich werden Auswahlverfahren praxisorientiert gestaltet und durch praktische Aufgaben, Praxistage und Vorpraktika ergänzt“, berichtet Christian Uhr.
Für das Einstellungsjahr 2025 hat das Auswahlverfahren bereits begonnen. Die Bewerbungsfristen für die über 40 verschiedenen Ausbildungsberufe sowie dualen Studiengänge laufen noch bis zum 30. November und im Verwaltungsbereich bis zum 31. Januar 2025.
Alle Informationen und den Zugang zum Online-Bewerbungsportal finden interessierte Bewerber:innen auf www.dortmund.de/karriere.
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