Es sind bewegte Zeiten und die Zeichen stehen auf Sturm. Die Demokratie steht so unter Druck wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Diesen und anderen Themen will sich ab sofort Friedhelm Evermann stellen. Er ist der neue ehrenamtliche Sonderbeauftragte des Oberbürgermeisters für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Der 66-Jährige leitete zuletzt den Geschäftsbereich Alten- und Jugendhilfe der SJG St. Paulus Gesellschaft. Er tritt die Nachfolge von Manfred Kossack an.
Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Polizei arbeiten zusammen
Die demokratische Mitte, das Miteinander und den Zusammenhalt fördern: Das ist eine Kernaufgabe der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Friedhelm Evermann wird dieses wichtige Wirken als neuer ehrenamtlicher Sonderbeauftragter fortführen.
Dabei gilt es, vielfältigen Formen von Extremismus entgegenzuwirken und Resilienz gegen Populismus und demokratiegefährdende Gruppen zu stärken. Das scheint nötiger denn je: „Bundesweit haben Rechtslastige und Rechtsextreme bei Wahlen Zuspruch. Wir erleben den Verlust des demokratischen Selbstverständnisses”, sagte Dortmunds OB Thomas Westphal bei der Vorstellung seines neuen Sonderbeauftragten.
„Demokratie ist nicht selbstverständlich. Wir haben schon länger begriffen, dass wir kämpfen müssen für die Demokratie. Dabei müssen wir nicht nur auf autokratische Länder schauen, sondern auch auf Strukturen der eigenen Stadtgesellschaft”, so Westphal. „Es geht um tägliche Demokratiearbeit. Daher habe ich Herrn Evermann angesprochen. In seinem Beruf hat er sich auch für gesellschaftlichen Zusammenhalt eingesetzt.”
Bindeglied zwischen Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Polizei
Bereits seit 2007 benennt Dortmund einen Sonderbeauftragten für diese Aufgaben – ein Meilenstein in der Bekämpfung von Rechtsextremismus auf kommunaler Ebene. Friedhelm Evermann wird der Nachfolger von Manfred Kossack und Hartmut Anders-Hoepgen und setzt deren Arbeit in dieser bundesweit einmaligen Rolle fort.
Der Sonderbeauftragte agiert als Bindeglied in einem bewährten Dortmunder Wirkungsdreieck aus Zivilgesellschaft und Politik, Verwaltung sowie Polizei. Der Austausch und die Arbeit der Koordinierungsstelle gehen somit weit über Verwaltungsgrenzen hinaus.
Im Fokus der Arbeit des Sonderbeauftragten stehen besonders junge Dortmunder:innen sowie Nachbarschaften als Ort demokratischer Aushandlungsprozesse.
Die Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen – insbesondere auch mit jungen Leuten – ist Evermann aus der beruflichen Erfahrung bekannt. Die St. Paulus-Gesellschaft unterhält Altenheime, Krankenhäuser und Jugendhilfe-Einrichtungen. „Ich war für Alten- und Jugendhilfe zuständig und da auch mit Demokratiebildung, Beteiligung und Partizipation von jungen Menschen betraut.“
Miteinander dem Hass und Extremismus in Dortmund entgegentreten
Mit der ersten Ernennung eines Sonderbeauftragten für Vielfalt, Toleranz und Demokratie im Jahr 2007 machte die Stadt Dortmund einen wichtigen Schritt in der Bekämpfung von Rechtsextremismus. Friedhelm Evermann wird an diese Arbeit nahtlos anknüpfen, Debatten moderieren und Mehrheiten organisieren, um blindem Hass und plumpen Parolen konstruktiv entgegenzuwirken.
Dazu gehört auch die Aufgabe, die Neuauflage des „Dortmunder Aktionsplans gegen Rechtsextremismus“ eng zu begleiten und aktiv mitzugestalten.
„Als der OB mich anrief, war ich kurz überrascht“, berichtet Evermann. Seine Frau habe aber gesagt, dass er das aber „eigentlich nicht nicht machen“ könne. „Ich habe das ernst genommen und dann nach kurzer Bedenkzeit zugesagt“, so der neue Sonderbeauftragte.
„Es ist eine hoch komplexe Aufgabe, aber ich habe auch eine hoch kompetente und motivierte Koordinierungsstelle. Trotz der komplexen Herausforderungen ist es zentral bedeutsam, die Bedeutung von Demokratie zu thematisieren. Wir wollen deutlich machen, was der Gewinn für den Einzelnen und für die Gesellschaft ist. Wir müssen dafür das Bewusstsein schärfen.“ Sein Ziel: Wieder Mut machen für die Demokratie.
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