Jugendarbeit in Europa muss eine stabile Basis erhalten

„Brücken bauen, Barrieren überwinden“ war Motto des European Youth Work Symposium

Das Motto der Veranstaltung war Brücken bauen, Barrieren überwinden. Foto: IBB e.V.

Auf dem European Youth Work Symposium haben sie sich mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung getroffen. Fachkräfte europäischer Jugendeinrichtungen und Jugendliche aus 14 Ländern fordern bessere Bedingungen für die Jugendarbeit, um die Demokratie in Europa zu bewahren. Die internationale Veranstaltung in Dortmund bot eine bunten Ausstellung: Antidiskriminierungsaktionen in Spanien und Ungarn, ein Ökofestival in Polen, eine Kampagne für mehr Lebenspraxis im Schulunterricht in Deutschland. Insgesamt 31 solcher Best-Practice-Beispiele haben europäische Jugendgruppen im Foyer des „Dortmunder U“ präsentiert.

Also alles in Ordnung im Bereich der Jugendarbeit? Leider nicht sagt Jocelyne Jakob

Der in Dortmund ansässige Verein ,Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks e.V., koordiniert seit mehr als 15 Jahren Netzwerke und Förderprogramme für die Zusammenarbeit europäischer Jugendeinrichtungen. „Was die Jugendlichen auf die Beine stellen, ist grandios“, sagt Geschäftsführerin Jocelyne Jakob. „Aber die Organisationen, die das alles ermöglichen, sind am Limit. Steigende Kosten, knapper werdende Budgets und fehlende nachhaltige Strukturen machen uns enorm zu schaffen.“

Foto: IBB e.V.

 

Angesichts von Arbeitsüberlastung und fehlender Unterstützung verlassen immer mehr Fachkräfte das Arbeitsfeld, berichtet Jakob. „In diesem Jahr mussten zwei unserer Partnerorganisationen aus dem Netzwerk von Genration Europe – The Academy aussteigen und diese Art der Jugendarbeit einstellen.“

Auch der Rest des Programms, das lokale Projekte und europäische Vernetzung in mehr als 40 europäischen Kommunen ermöglicht, ist bisher nur bis Ende kommenden Jahres abgesichert.

„Jugendprogramme für eine starke Zivilgesellschaft stehen in Frage, während autoritäre Denkmuster europaweit auf dem Vormarsch sind“, so Jakob weiter. „Ich mache mir Sorgen, dass da was ins Rutschen gerät.“

Ein Drittel der Teilnehmer:innen sind selbst in internationalen Projekten aktiv

Was geschehen muss, um die Jugendarbeit in Europa zu abzusichern, darüber haben die Teilnehmenden des Symposiums in Arbeitsgruppen diskutiert. Angeleitet von Expert:innen ging es um die Arbeitsbedingungen der Fachkräfte, um die psychische Gesundheit von Jugendlichen und Konzepte für mehr Inklusion.

Foto: IBB e.V.

In weiteren Gruppen wurde deutlich, dass internationale Jugendprojekte ihre positiven Wirkungen vor allem dann entfalten, wenn sie in dauerhafte lokale Strukturen der Jugendarbeit eingebunden sind. Außerdem wurde sich darüber ausgetauscht, welche gemeinsamen Interessen aktive junge Menschen und diejenigen haben, die über die Finanzierung entscheiden.

Rund ein Drittel der Teilnehmer:innen aus den vierzehn Ländern waren Jugendliche, die im Rahmen des Netzwerks von Generation Europe – The Academy selbst in internationalen Projekten aktiv sind. Fachkräfte der Jugendarbeit stellten ein weiteres Drittel des Plenums, ergänzt um Vertreter:innen von zuständigen Ministerien, kommunalen Verantwortlichen, anderen Fördermittelgeber:innen und Wissenschaftler:innen.

Die Einbindung von so vielen Jugendlichen in die internationale Fachtagung sei Teil des Konzepts, sagt Jocelyne Jakob. „Viel zu häufig finden Beratungen über Jugendpolitik ohne diejenigen statt, die am direktesten von den Auswirkungen betroffen sind. Diese Barrieren wollen wir überwinden, um Jugendarbeit in Europa gemeinsam auf eine stabile Basis zu stellen.“

Mehr Informationen: 

  • Generation Europe – The Academy ist ein internationales Netzwerk von Jugendorganisationen und ein Förderprogramm für europäische Zusammenarbeit, das vom IBB e.V. koordiniert wird. Mehr als 40 Organisationen aus 14 europäischen Ländern sind beteiligt. Jugendorganisationen aus jeweils drei Ländern arbeiten zusammen, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Einkommen der Eltern und bisherigem Erfolg im formalen Bildungssystem. Die beteiligten Jugendlichen entwickeln lokale Projekte, um in ihren Städten und Gemeinden einen Unterschied zu machen. Auf internationalen Jugendbegegnungen unterstützen sie sich gegenseitig und tragen ihr Engagement auf die europäische Ebene. Mehr dazu unter: generationeurope.org
  • Das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB e.V.) ist eine institutionell und politisch unabhängige Non-Profit-Organisation mit Sitz in Dortmund. Das IBB fördert Demokratie und Partizipation durch Zusammenarbeit auf Augenhöhe über Ländergrenzen hinweg. Es vernetzt zivilgesellschaftliche Akteur:innen, schafft Lern- und Erinnerungsorte, entwickelt Seminare, Fortbildungen, Projekte und Förderprogramme für Nichtregierungsorganisationen, Jugendliche und Erwachsene. Das IBB arbeitet auf verschiedenen Ebenen mit erfahrungs- und erlebnisorientierten Methoden, häufig an Orten des geschichtlichen und politischen Geschehens. Mehr zum IBB gibt es hier: ibb-d.de

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