Die Lage in den Handwerksbetrieben in der Region spitzt sich zu und eine Abwärtsentwicklung der Stimmungslage zeichnet sich in den Unternehmen ab. Damit verschlechterte sich die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage und der Erwartungen für die Zukunft seit dem Frühjahr abermals. Dies wird durch eine Konjunkturumfrage belegt, deren Ergebnisse Vertreter der Handwerkskammer (HWK) Dortmund und der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe präsentierten. Zusätzlich stellten sie die Ergebnisse einer Sonderumfrage zur „Mobilität im Handwerk“ vor. Deren Eregbnisse stehen im Widerspruch zur eigentlichen politischen Zielsetzung.
Jährliche Konjunkturumfrage offenbart eine Verschlechterung der Stimmungslage
Kein erfreuliches, und doch für den Dortmunder Kammerpräsident Berthold Schröder ein repräsentatives Bild der Ergebnisse. Trotz der geringen Zeitspanne zur ersten Konjunkturumfrage im Frühjahr ist eine eine leichte Verschlechterung der Stimmungslage im Kammerbezirk erkennbar.
„Die Erwartungshaltungen haben sich deutlich verschlechtert gegenüber unserer Frühjahrskonjunkturumfrage, so dass die Zeichen insgesamt im Handwerk sicherlich nicht positiv sind“ betont Schröder. Eine Abwärtsbewegung, die mit ins neue Jahr hinein geht, wie der Kammerpräsident erklärt.
Die Erwartungshaltungen beziehen sich sowohl auf die aktuellen als auch auf die zukunftsorientierten Perspektiven der Betriebe. Rund 5.000 Unternehmen aus allen sieben Kammerbezirken Nordrhein-Westfalens wurden befragt. Letztlich nahmen davon 685 teil und gewährten so einen Blick in die interne Stimmungslage.
Diverse Indikatoren bestätigen Verschlechterung
Einzelnen Konjunkturindikatoren. bestätigen diese Einschätzung. Der Grundumsatz im gesamten Handwerk ist tendenziell rückläufig, ebenso der Auftragsbestand. Die durchschnittliche Auftragsreichweite liegt derzeit bei 8,1 Wochen. Im Herbst 2023 lag der Wert noch bei 8,3 Wochen. „Die Auftragsbestände schmelzen Stück für Stück ab“, kommentiert Schröder.
Auch für die kommenden sechs Monate erwarten die Betriebe eher eine Abnahme als eine Zunahme der genannten Faktoren. Eine Verringerung der Investitionen ist ebenfalls erkennbar.
Während 52 Prozent der Befragten von unveränderten Investitionen sprechen, liegt der Wert für eine Senkung bei 27 Prozent und für einen Anstieg bei 20 Prozent. Die Anzahl der Beschäftigten nimmt laut den Ergebnissen weiterhin ab, was auch in Zukunft zu erwarten ist.
In den meisten Betrieben stagnieren die Beschäftigtenzahl, bei 22 Prozent sinken sie sogar. Eine Ursache sieht Schröder darin, dass sich zunehmend mehr „Babyboomer“ in den Ruhestand verabschieden. Diese Lücke ist schwer zu schließen. Gestiegen ist sind hingegen nur die Kosten: 41 Prozent der Handwerksunternehmen beklagen dies – sowohl durch Löhne als auch Produkt- und Dienstleistungspreise.
Klimaschutzbedingungen ziehen preisliche Veränderungen mit sich
Christoph Knepper, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, berichtet von einem differenzierten Stimmungsbild bei den Handwerksbetrieben in der Region Hellweg-Lippe. Eine auffallend negative Stimmung nimmt der Kreishandwerksmeister aus dem Bauhauptgewerbe wahr. Zurückzuführen ist das unter anderem auf die geforderten Bauvorschriften und energieintensiven Produkte.
„Die Haustechnik für ein Reihenhaus hat vor 15 Jahren vielleicht noch 18.000 bis 20.000 Euro gekostet. Heute liegt man zwischen 50.000 und 60.000 Euro. Das sind natürlich Summen, die einen Neubau unerschwinglich teuer machen“, erklärt Knepper.
„Wie soll sich ein Otto-Normalverbraucher ein Reihenhaus leisten können?“ Laut Knepper ist die aktuelle Situation sehr durchwachsen, doch die zukünftige Aussicht im Baugewerbe aufgrund der Vorgaben „nicht rosig“.
Zinsen machen dabei nur einen geringeren Anteil aus. Letztlich lassen die Vorschriften der Klimaschutz-Bedingungen die Kosten des Neubaus steigen, so Knepper. „Deshalb werden wir nicht 400.000 Wohnungen in Deutschland neu bauen, sondern vielleicht nur 150.000. (…) Letztlich sind das Punkte, die einen Neubau, einen Hausbau und damit auch die Arbeitsplatzsicherung und -schaffung teuer machen. Unabhängig davon, ob man dahinter steht oder nicht.“
Nicht alle Betriebe primär von Bedenken geplagt
Zuversichtlicher sind die Betriebe personenbezogener Dienstleistungen, etwa Friseur:innen oder Kosmetiker:innen. Aufgrund der Corona-Pandemie kam es zu zahlreichen Betriebsschließungen in diesen Bereichen, was langwierige Spuren in der Geschäftslage hinterließ.
Dennoch lässt sich eine positive Entwicklung in diesem Bereich feststellen. So wird die Geschäftslage von den Betrieben besser eingeschätzt als in der diesjährigen Frühjahrsumfrage. „Offensichtlich haben die Verbraucher wieder ein Stück weit Zuversicht gefunden und nehmen die Dienstleistungen deutlich mehr in Anspruch“, so Schröder. Dennoch ist die Klage über die hohen Energiekosten sehr hoch, was sich auch auf die Ergebnisse auswirkt.
Sonderumfrage zeigt Diskrepanz zur politischen Zielsetzung auf
Neben der Konjunkturumfrage wurde eine Sonderumfrage zur „Mobilität im Handwerk“ in Umlauf gebracht. Abgefragt wurden dabei die Mobilitätsbedürfnisse der Handwerksbetriebe. Daniel Kleineicken, Referent der HWK-Geschäftsführung, bestätigt auch hier eine Diskrepanz zwischen der politischen Zielsetzung und der wirtschaftlichen Lage vieler Handwerksunternehmen.
Der Umstieg auf die zunehmende E-Mobilität scheint für Kleineicken, besonders für Betriebe, die auf größere Fahrzeuge angewiesen sind, kaum umsetzbar.
Die Mobilitätsanforderungen hängen deutlich vom Standort des Betriebs ab. Zwar sind zwei Drittel der Betriebe in städtischen Regionen ansässig. Doch werden in den ländlichen Regionen die Voraussetzungen für die erforderlichen Fahrzeugtypen nicht erfüllt, beispielsweise durch fehlende Ladestationen.
Hinzu kommen die hohen Anschaffungskosten, die in Anbetracht der aktuellen Lage ein Hindernis darstellen können. Derzeit greifen die Betriebe hauptsächlich auf Diesel- und Benzinfahrzeuge zurück. Dies steht im Widerspruch zur gewünschten klimafreundlichen Politik, doch nachhaltige Ansätze sind momentan schwer umsetzbar, so Kleineicken.
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Nordstadtblogger-Redaktion
Die direkte Verflechtung der hiesigen Wirtschaft mit den USA ist bereits hoch: Mit Exporten der NRW-Wirtschaft in Höhe von rund 16 Mrd. Euro und Importen in Höhe von rund 17 Mrd. Euro stehen die USA jeweils auf Platz 3 der wichtigsten Abnehmer- bzw. Lieferländer für Nordrhein-Westfalen. Etwa 250 Unternehmen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna haben geschäftliche Verbindungen in die USA. Auch umgekehrt ist die Verbindung intensiv: Mit 60 größeren US-Unternehmen, die in der IHK-Region niedergelassen sind, stehen diese im Ranking aller ausländischen Unternehmen auf Platz 3.
Der Wahlsieg Donald Trumps macht angesichts der Aussagen im US-Wahlkampf nun deutlich: Die angedachte, protektionistischer werdende Handelspolitik Trumps dürfte die bereits jetzt steigenden Befürchtungen vor globalen Lieferkettenstörungen (33 Prozent der Unternehmen nach einer aktuellen DIHK-Umfrage) und Handelsbarrieren (26 Prozent der Unternehmen) bewahrheiten. Denn mit einem ins Spiel gebrachten Basiszollsatz von möglicherweise zehn Prozent für sämtliche Importe – und höheren Zollsätzen für einzelne Produkte – wird die regionale Wirtschaft in Dortmund, Hamm und im Kreis Unna deutliche Auswirkungen spüren. Derartige Abschottungen machen US-Produkte, die mit internationalen Vormaterialien hergestellt wurden, teurer oder verringern die Margen der Lieferanten, und führen zu globalen Auswirkungen auf die Lieferketten – auch, wenn ein Unternehmen keinen direkten Warenverkehr mit den USA hat.
Zitat IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann:
„Der Wahlsieg Donald Trumps bringt Veränderungen für die regionale Wirtschaft mit sich: Wird er seine Aussagen aus dem Wahlkampf wahr machen und seinen Aussagen Taten folgen lassen, werden die geplanten Zölle für sämtliche Importe in die USA unsere exportorientierte Wirtschaft treffen und nicht absehbare Folgen auf die internationalen Lieferketten haben. Es bleibt abzuwarten, was wirklich zur Umsetzung gebracht wird.“