Trotz steigender Aufklärung erfahren Frauen vermehrt Gewalt

Autorin Heike Wulf macht mit dem Buch „13 Frauen“ auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam

Trotz der zunehmenden Thematisierung in der Gesellschaft nimmt die Gewalt gegenüber Frauen weiter zu.

Dortmunder Autorin und Aktivistin – Heike Wulf setzt sich seit Jahren für die Rechte der Frauen ein. Mit ihrem Buch „13 Frauen“ widmet sie sich jenen Frauen, die Gewalt erlebt haben. Bereits im Sommer hielt sie eine Lesung aus dem Buch, die als Weckruf dienen soll. Nun ist sie für das Buch des Jahres bei Radioplanet Berlin nominiert.

Die Brücke zwischen Literatur und sozialem Engagement

Heike Wulf zeigt, dass man sich durch das Schreiben von Geschichten sozial engagieren kann. Ihr Engagement begann in Dortmund in den 90er Jahren, als das Projekt „Mein Körper gehört mir“ keine Gelder mehr hatte. Dieses Projekt ist ein Theaterstück, das Kindern ihre körperlichen Grenzen aufzeigt, um sie vor sexualisierter Gewalt zu schützen.

Heike Wulf setzt sich seit mehreren Jahren für Frauen- und Kinderrechte ein. Foto: Frauenkron Fotografie

Einen Zustand, den Wulf nicht tatenlos hinnehmen wollte. „Und dann habe ich gedacht, das geht doch nicht“, sagt sie und rief eine Spendenaktion ins Leben, aus der die Autorinnengruppe „UndPunkt“ entstand. Mit Lesungen der Gruppe konnten etwa 2000 DM gesammelt werden.

„Ich hatte schon immer eine soziale Ader. Ich kann meine Klappe nicht halten“, erzählt Wulf. Im Laufe der Zeit bildeten sich die Bloody Marys, Dortmunder Krimi-Autorinnen, die für soziale Projekte vorgelesen haben, darunter auch Wulf.

Die Projekte richteten sich dabei immer an Frauen, erzählt Wulf, unter anderem an die Mitternachtsmission, das Frauenhaus oder auch an Prostituierte. Wulf hatte Kontakt zu verschiedenen Frauen, die von ihren persönlichen Geschichten berichteten.

Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor kein seltenes Phänomen

Laut dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hat jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt, unabhängig von ihrer Erscheinungsform. „Der gefährlichste Ort für eine Frau sind leider ihre eigenen vier Wände“, so Wulf. Tatsächlich erleben die meisten Frauen nicht, wie erwartet, nachts auf offener Straße Gewalt, sondern im eigenen Zuhause.

Das Buch greift 13 verschiedene Geschichten auf, in denen Frauen Gewalt erlebt haben.

Der Titel „13 Frauen“ und der gleichnamige Podcast beziehen sich auf einen Bericht aus dem Jahr 2021, der aufzeigt, dass in jeder Stunde des besagten Jahres 13 Frauen Opfer von Gewalt durch ihre Partner wurden, erklärt Wulf.

Mittlerweile sind die Zahlen gestiegen, obwohl mehr darüber gesprochen wird. Wulf vermutet, dass die allgemeine Aggressivität der Menschen zugenommen hat. Zugleich stellt dies eine Machtdemonstration dar, resultierend aus einem geringen Selbstwertgefühl oder der Angst, dass die Frau entgleiten könnte, so Wulf.

Ein zentraler Faktor sind laut Wulf außerdem beständige Erziehungsmuster: „Häufig werden Frauen von Anfang an kleiner gehalten, als sie sind. (…) Und es wird das Bild vermittelt, dass Jungs stärker, schlauer und leistungsfähiger sind.“

Trotz jahrelanger Erfahrungen ein herausfordernder Prozess

Vorreiter des Buches war der gleichnamige Podcast, der bereits im Jahr 2023 ins Leben gerufen wurde. Dort spricht Wulf mit Frauen, die sich im Rahmen ihrer Arbeit für Frauen und Kinder einsetzen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Das Buch hingegen, das im Frühjahr 2024 erscheint, präsentiert 13 Geschichten von 13 Frauen, die Gewalt in jeglicher Form erlebt haben.

Die Geschichten sind entweder fiktiv oder repräsentieren unter anderem Namen Erzählungen, die Wulf über die letzten Jahre von Frauen im Rahmen ihrer Arbeit aufgeschnappt hat. Auch ihre eigene Geschichte porträtiert sie. Als Person, die sich seit Jahren für Frauen einsetzt, findet sie es besonders wichtig, auch mit ihrer eigenen Geschichte in die Öffentlichkeit zu treten. Sie weiß nämlich, wie es ist, „die Grundlage des sicheren Bodens“ zu verlieren, berichtet Wulf.

Trotz all der Erfahrungen und Geschichten, die Wulf über die Jahre gesammelt hat, war der Schreibprozess teilweise dennoch herausfordernd. Das tiefe Eintauchen in die Szenen, die dann aufs Papier gebracht wurden, ging Wulf häufig nahe. Nicht, weil sie die richtigen Worte fand, sondern aufgrund der Tragweite der Geschichten.

Wulf setzt sich weiterhin für Frauen ein und informiert

Der Kampf gegen Gewalt an Frauen geht auch nach dem Buch weiter. Ein gravierendes Thema hinsichtlich der Gewalt gegen Frauen sind Femizide. Dieser Begriff, der vor einigen Jahren noch auf fragende Gesichter gestoßen ist, ist mittlerweile weitgehend bekannt.

Interessent:innen können sich einen von Heike Wulf gehaltenen Vortrag über Femizide anhören. Foto: Screenshot Train of Hope Dortmund e.V

Femizid bezeichnet die vorsätzliche Tötung einer Frau durch einen Mann. Diese Form der geschlechtsbezogenen Gewalt wird im Kontext patriarchaler Geschlechterdifferenzen ausgeübt.

Einen Vortrag zu Femiziden wird Wulf am 4. Dezember halten. Die Veranstaltung findet bei Train of Hope um 17 Uhr statt. Dabei werden verschiedene Aspekte zum Thema beleuchtet, unter anderem soziale, kulturelle und strukturelle Ursachen.

Zudem wird Wulf auch die Rolle der Medien und Berichterstattung thematisieren. Für Interessierte des Buches findet am 26. November bei der Nachbarschaftsinitiative Ka!sern um 19 Uhr eine weitere Lesung statt.


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