Dr. Nina Günther sprach vor 160 Interessierten im Klinikum Dortmund

Gedächtnisprobleme als Thema beim MediTalk: „Ist es noch Vergesslichkeit oder schon Demenz?“

Demenz ist eine immer wichtiger werdende Herausforderung - gerade in einer alternden Gesellschaft.
Demenz ist eine Erkrankung mit vielen Facetten.. Bild: depositphotos.com/ Andrea Danti

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Dr. Nina Günther, Leitende Oberärztin der Geriatrischen Klinik, erläuterte im Rahmen des MediTalks im Klinikum Dortmund die vielen Facetten der Erkrankung. Im Laufe des Vortrags „Ist es noch Vergesslichkeit oder schon Demenz?“ machte Dr. Nina Günther deutlich, dass erste Anzeichen nicht immer Gedächtnisprobleme oder Orientierungsschwierigkeiten sein müssen. Mehr als 160 Interessierte folgten ihrem Vortrag.

Demenz kann sich in einem schleichenden Prozess über Jahre hinziehen

„Manchmal zeigen sich zunächst Wesensveränderungen“, erklärte sie. „Betroffene haben ohne erkennbaren Grund starke Stimmungsschwankungen oder ziehen sich zurück, weil sie die Veränderungen, die sie wahrnehmen, verunsichern.“

Demenz ist eine immer wichtiger werdende Herausforderung - gerade in einer alternden Gesellschaft.
Oft sind nicht nur Gedächtnisprobleme erste Anzeichen einer Demenz. Bild: depositphotos.com/ Andrea Danti

Mit über 60 Prozent ist Alzheimer die häufigste Form der Demenz, in deren Verlauf langsam und fortschreitend Nervenzellen zerstört werden. Zudem gibt es die vaskuläre Demenz, die durch Gefäßerkrankungen oder Durchblutungsstörungen des Gehirns entsteht. 

Dr. Günther betonte, dass Demenzen in der Regel ein langsamer Prozess sind, der sich über Jahre hinziehen kann. Eine plötzlich einsetzende geistige Veränderung deutet hingegen auf andere Ursachen wie Schlaganfälle, Entzündungen oder Delirien hin.

Dr. Günther empfiehlt mit der Diagnose Demenz offen umzugehen

Die Medizinerin rät offen mit der Erkrankung umzugehen und betonte die Wichtigkeit von Begleittherapien: „Symptome wie Depressionen oder Schlafstörungen sollten früh erkannt und behandelt werden, um die Lebensqualität der Betroffenen und ihres Umfelds zu verbessern. 

Demenz ist eine immer wichtiger werdende Herausforderung - gerade in einer alternden Gesellschaft.
Teilhabe, Nähe, Trost, ist was Demenzerkrankte am meisten brauchen. Foto: depositphotos.com

Sie sprach auch über medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieansätze: „Medikamente können die Symptome um etwa sechs Monate verzögern, aber nicht heilen. Nicht zu unterschätzen sind therapeutische Ansätze, beispielsweise mit Musik- oder Ergotherapie.“

„Wichtig sind auch feste Tagesstrukturen, körperliche Aktivität und soziale Kontakte. Gedächtnistraining, beispielsweise mit Apps wie NeuroNation, seien ebenfalls effektiv, um das Gehirn zu fordern.“

Abschließend appellierte Dr. Günther für mehr Mitgefühl mit Demenzerkrankten. „Ihre Wahrnehmung ist verändert, und sie empfinden sich als gesund und selbstständig. Daher fühlen sie sich oft ungerecht behandelt, wenn sie bevormundet werden. Teilhabe, Nähe, Trost – das ist es, was diese verletzlichen Menschen am meisten brauchen.“

Mehr Informationen:

  • Der nächste MediTalk am Klinikum Dortmund findet am 13. November 2024 zum Thema „Gynäkologische Onkologie und Lebensqualität – ein Wiederspruch?“ statt. Der Eintritt ist frei.

Unterstütze uns auf Steady

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert