Die Bildungsstätte in der Dortmunder Nordstadt wird 120 Jahre alt

Keine Feierlaune: Schulleiter sorgt sich um die Zukunft des Helmholtz-Gymnasiums

Das Helmholtz-Gymnasium Dortmund feiert sein 120-jähriges Bestehen am 18. September mit einer kleinen Veranstaltung.
Das Helmholtz-Gymnasium Dortmund feiert sein 120-jähriges Bestehen am 18. September mit einer kleinen Veranstaltung. Foto: HGDO/Kuhn

Das Helmholtz-Gymnasium Dortmund an der Münsterstraße wird 120 Jahre alt. Zu diesem Anlass findet am 18. September 2024 eine kleine Veranstaltung zum Bestehen der Schule statt. Für den Schulleiter, Joachim Schmidt, sind die Feierlichkeiten jedoch mit einem bitteren Beigeschmack verbunden: Für ihn ist der Zustand des Gymnasiums bereits seit den letzten Jahren verbesserungsbedürftig und nicht mehr tolerierbar.

Joachim Schmidt bemängelt vor allem vier große Problemstellen

„Die Verwaltung, Zeitplanung, Einfriedung des Schulhofes und der Zustand der Schulküche sind desaströs“, betont Schmidt. Diese Problemstellen sind für ihn schon lange ein Dorn im Auge. Hierbei tue es sich aber einfach nichts: Die Probleme bezüglich der Modernisierung des Gebäudes würden einfach von den zuständigen Behörden ignoriert oder erst sehr spät beantwortet werden. Bautechnisch habe hier seit den letzten Jahren nichts stattgefunden.

Der Schulhof ist rund um die Uhr für alle zugänglich und stellt somit auch eine Gefahrenquelle dar.
Der Schulhof ist rund um die Uhr für alle zugänglich und stellt somit auch eine Gefahrenquelle dar. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

Erschwerend käme für Schmidt hinzu, dass der Neubau des kompletten Schulgeländes mit einem Acht-Jahres-Projekt einherkäme. Dabei ginge es nicht nur um das Gymnasium, sondern darüber hinaus um die zweigeteilte Realschule, den Kindergarten und die Sporthalle. „Wir müssen schon wissen, wo wir während den Baumaßnahmen die Schüler unterbringen sollen“, so Schmidt. Deshalb vertraut er auf eine Rückmeldung der zuständigen Behörden.

Für den Schulleiter ist zudem der Mangel bezüglich einer Einfriedung des Schulhofes des Helmholtz-Gymnasiums ein großes Manko: „Hier treiben sich bereits zur Mittagszeit fragwürdige Gestalten auf dem Schulhof herum. Wir können als Lehrkräfte nicht alles im Blick haben und ein schülerfreundliches Umfeld jederzeit garantieren“, beteuert Schmidt.

Laut ihm sei das Helmholtz-Gymnasium eine der wenigen Bildungseinrichtungen, die „nicht in den Genuss einer Einfriedung gekommen“ seien. Eine Einfriedung bezeichnet den Begriff einer sicheren Abgrenzung eines bestimmten Geländes von äußeren Einflüssen.

Letztlich brennt Schmidt der Zustand der Küche des Gymnasiums unter den Nägeln: Der zur Verfügung stehende Bereich sei laut ihm nur ein Drittel von dem, was das Gymnasium eigentlich benötigen würde. Demnach sei die Essensausgabe mit einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden, die Cafeteria sei schlichtweg zum Verweilen der Schüler:innen zu klein. Auch die Anlieferung der Nahrungsmittel sei mit Komplikationen verbunden: „Uns steht nur ein kleiner Durchgang für die Entgegennahme der Speisen zur Verfügung. Dieser Umstand ist einfach auf Dauer nicht tragbar und beansprucht zu viel Zeit“, ärgert sich Schmidt.

Der derzeitige Zustand wird den Ansprüchen einer Ganztagsschule nicht gerecht

Seit 2009 ist das Helmholtz-Gymnasium eine Ganztagsschule. Das heißt, dass Unterrichtsstunden bis in den Nachmittag stattfinden. Dafür werden viele Klassenräume benötigt. „Hier macht uns aber ein Mangel an Ressourcen einen Strich durch die Rechnung“, so Schmidt.

Ruhige Rücksorte zum entspannten Lernen am Helmholtz-Gymnasium stellen eine Seltenheit dar.
Ruhige Rücksorte zum entspannten Lernen am Helmholtz-Gymnasium stellen eine Seltenheit dar. Cedric Schäfer | Nordstadtblogger

Zwar seien ausreichend Lehrkräfte für die Anzahl an Schüler:innen vorhanden, dennoch scheitert es laut ihm schlichtweg an den räumlichen Kapazitäten.

„Schüler haben einfach keinen ruhigen Rückszugort, um entspannt lernen zu können“, bedauert Schmidt. Zudem seien Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg an dem Gebäude zwar grob behoben worden, dennoch seien diese nicht unübersehbar und nur eine Zwischenlösung.

Dies führe unweigerlich dazu, dass das Helmholtz-Gymnasium einen schlechten Ruf genießt. Für Schmidt ist es eine Tragödie, dass das eigentlich denkmalgeschützte Gebäude unter solchen Bedingungen zu funktionieren hat. Für ihn ist die Schule ein „historischer Ort, der einfach in Vergessenheit gerät“.

Der Einsatz und das Engagement aller Lehrkräfte werde nicht „wertgeschätzt“

„Wir tun wirklich unser Bestes. Uns liegt das Wohlbefinden unserer Schüler sehr am Herzen“, erklärt Schmidt. Laut ihm versucht die Lehranstalt die vorhandenen Ressourcen bestmöglich für die pädagogische Förderung zu nutzen. „Wir möchten Integration durch Bildungschancen ermöglichen“, so Schmidt.

Folglich sei laut ihm die Herkunft der Schüler:innen des Gymnasiums unerheblich: „Wir haben bereits seit vielen Jahren einen 95-prozentigen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund. Multikulturalität steht bei uns schon immer an erster Stelle.“

Das Helmholtz-Gymnasium soll als „ehrwürdiges Gebäude“ gefeiert werden

Für Schulleiter Joachim Schmidt ist das Helmholtz-Gymnasium „eine der ikonischen Ansichten der Nordstadt“. Deswegen möchte er am 18. September das 120-jährige Bestehen der Bildungsstätte mit einer kleinen Veranstaltung feiern. Er möchte den Festakt nutzen, um den Blick auf die Zukunft des Ganztagsgymnasiums und des Schulzentrums an der Münsterstraße zu richten.

Bei dem Festakt wird ein Rundgang auf dem Schulgebäude angeboten.
Bei dem Festakt wird ein Rundgang auf dem Schulgebäude angeboten. Foto: Helmholtz-Gymnasium Dortmund

Für eine Stunde wird ein Rundgang auf dem Schulgebäude angeboten.  Anschließend gibt es eine kleine Überraschung im Foyer des Gymnasiums: Schüler:innen geben zum Besten, was sie im Laufe ihres Bildungsweges gelernt haben.

Dabei stehen Kunstwerke, Kochkünste sowie Musik- und Sporteinlagen auf dem Programm. Zudem wird im Schulgarten des Helmholtz-Gymnasiums zum Kaffee-Trinken eingeladen. Die Feierlichkeiten finden von 10 bis 12 Uhr statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.


Christoph Schuck ist neuer stellvertretender Schulleiter

v.l. Joachim Schmidt (Schulleiter) heißt Christoph Schuck (stellvertrendender Schulleiter) im Team vom Helmholtz-Gymnasium Dortmund willkommen.
v.l. Joachim Schmidt (Schulleiter) heißt Christoph Schuck (stellvertrendender Schulleiter) im Team vom Helmholtz-Gymnasium Dortmund willkommen. Foto: Sauerwald/HGDO

Zum neuen Schuljahr 2024/25 heißt das Helmholtz-Gymnasium Dortmund Christoph Schuck herzlich willkommen. Der 45-jährige Lehrer wird als stellvertretender Schulleiter Nachfolger von Dr. Petra Weißenfels, die in den Ruhestand getreten ist.

Schuck ist am Helmholtz-Gymnasium als Erprobungsstufenkoordinator tätig und unterrichtet die Fächer Mathematik und Physik. Schulleiter Schmidt freut sich auf die Zusammenarbeit: „Wir haben viel vor: Das HGDO wird seinen Schwerpunkt auf Lernförderung im Ganztag weiter ausbauen.“


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Reaktionen

  1. Hans Bickenbach (Abitur 1971)

    Ein herzliches Glück auf!
    Ich habe das Abitur am Helmholtz-Gymnasium 1971 bestanden und demzufolge immer noch ein großes Interesse an unserer ehemaligen Penne. So nehme ich mit vielen weiteren Ehemaligen regelmäßig an den Ehemaligen-Treffen teil. Diese sind bereits seit (mehr als?) 35 Jahren am 1. Januar-Sonntag und seit diesem Jahr neu auch im Sommer an einem Samstag. Das war in diesem Jahr der 1.6.2024. Wir würden das gerne weiter publik machen und freuen uns immer über weitere Ehemalige zum Gedankenaustausch dort! Bleibt bitte alle noch lange gesund!
    Hans Bickenbach

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