Am 8. September ist der internationale Alphabetisierungstag der UNESCO

Neben Lesen und Schreiben lernen Erwachsene im „VHS-Lerntreff“ auch Wichtiges für den Alltag

Die UNESCO begeht am 8. September den Welttag der Alphabetisierung, an dem Organisationen und Institutionen dazu aufgerufen werden, mit Projekten und Veranstaltungen das Problem des Analphabetismus zu bekämpfen.
Die UNESCO begeht am 8. September den Welttag der Alphabetisierung, an dem Organisationen und Institutionen dazu aufgerufen werden, mit Projekten und Veranstaltungen das Problem des Analphabetismus zu bekämpfen. Chimène Goudjinou | Nordstadtblogger

Schätzungen zufolge gibt es rund 754 Millionen Analphabet:innen auf der Welt. Dabei ist lesen und schreiben zu können eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für ein selbst bestimmtes Leben. Die UNESCO begeht daher am 8. September den Welttag der Alphabetisierung, an dem Organisationen und Institutionen dazu aufgerufen werden, mit Projekten und Veranstaltungen das Problem des Analphabetismus zu bekämpfen. In Dortmund bietet die Volkshochschule (VHS), sogenannte „Lerntreffs“ an, um die Alphabetisierung zu fördern. Diese sind jedoch nicht nur eine Anlaufstelle für deutschsprachige Erwachsene.

Die „Lerntreffen“ sollen Betroffene motivieren ihren Schulabschluss nachzuholen

Ein sehr warmer, sonniger Nachmittag Anfang September in der Dortmunder Nordstadt. Heute beginnt der erste sogenannte „vhs-Lerntreff im Quartier“. Geleitet wird dieser von Kawa Mela Ahmad, einem Dozenten der VHS. Vor ihm sitzen acht Teilnehmer:innen, die trotz der Hitze zu seinem Kurs gekommen sind.

Kawa Mela Ahmad leitet einen der „vhs-Lerntreffen“.
Kawa Mela Ahmad leitet eines der „VHS-Lerntreffen“ in Dortmund. Foto: Chimène Goudjinou

Gegen ein geringes Entgelt können Interessierte das Lesen und Schreiben lernen sowie an Kursen zur deutschen Grammatik teilnehmen. Neben den kostenpflichtigen Angeboten gibt es auch den kostenlosen „VHS-Lerntreff im Quartier“. Dieser findet in zwei Sozialräumen in der Nordstadt statt.

„Muttersprachler:innen können, wenn sie sich unsicher sind, zunächst zum Lerntreff kommen. Neben dem Lesen und Schreiben sollen diese Kurse sie dann motivieren, den Hauptschulabschluss nachzuholen“, sagt Ankica Brühl, zuständige Fachbereichsleiterin für Alphabetisierung, Grundbildung und Mathematik an der VHS Dortmund.

In Deutschland gibt es viele Menschen, die Deutsch sprechen, aber nicht richtig lesen und schreiben können. Laut der LEO-Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2018 sind rund 6,2 Millionen Deutsch Sprechende Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren davon betroffen.

Viele Dinge, die den meisten Menschen selbstverständlich erscheinen, bereiten Analphabet:innen im Alltag Schwierigkeiten: das Ausfüllen von Formularen beim Arzt, das Lesen der Speisekarte im Restaurant oder das Bezahlen von Rechnungen. Die Alphabetisierungskurse der Volkshochschule Dortmund sollen genau diesen Menschen helfen.

An den Alphabetisierungskursen nehmen auch Nicht-Deutschsprechende teil

Obwohl sich die Kurse an deutschsprachige Erwachsene richtet, stellt Mela Ahmad beim Kennenlernen der Teilnehmer:innen schnell fest, dass viele kaum Deutsch sprechen. Doch er sieht darin kein Hindernis: „Die Aufgaben der Schüler:innen sind so angelegt, dass die Sprache auch nicht in erster Linie auf hohem Niveau gefordert wird. Sie lernen ja gerade erst die Sprache“.

Für den Kurs „Alltagssprache mit Mathematik“ hat Ankica Brühl, zuständige Fachbereichsleiterin für Alphabetisierung, Grundbildung und Mathematik an der VHS Dortmund, Spielgeld bestellt.
Für den Kurs „Alltagssprache mit Mathematik“ hat Ankica Brühl, zuständige Fachbereichsleiterin für Alphabetisierung, Grundbildung und Mathematik an der VHS Dortmund, Spielgeld bestellt. Foto: Chimène Goudjinou

Auch Brühl sieht darin kein Problem: „Wichtig ist, dass Teilnehmende Anweisungen verstehen und der Lehrkraft folgen können“. Da es heute der erste Kurs ist, stellen sich die Teilnehmer:innen gegenseitig vor und erzählen mit Unterstützung von Mela Ahmad, warum sie am Kurs teilnehmen. Dieser versucht auch herauszufinden ob sich alle angemeldet haben. Das nimmt aufgrund der Sprachbarriere wiederum einiges an Zeit in Anspruch.

„Jede der Teilnehmenden hat ein individuelles Sprachniveau. Ich muss herausfinden, wo jede steht, damit wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen und alle etwas vom Kurs haben“, sagt Mela Ahmad über die Kurssituation. „Ich bin hier, um Deutsch zu lernen“, antwortet eine Teilnehmerin auf Mela Ahmads Frage, warum sie am Kurs teilnimmt.

Auch wenn die Kurse nicht primär darauf ausgerichtet sind, Deutsch zu lehren, sieht Brühl keinen Grund, Menschen wie diese Teilnehmerin nach Hause zu schicken: „Viele der Teilnehmer:innen beherrschen die Sprache tatsächlich nicht. Der Kurs ist ein offenes Angebot im Quartier und soll auch diejenigen ansprechen, die hier leben. Ich möchte niemanden ausschließen“. Es liegt an den Kursleiter:innen, in diesem Fall Mela Ahmad, den Kurs so zu gestalten, dass der Spracherwerb nebenbei erfolgt.

„Mit der Alphabetisierung wird auch ein Stück weit Grundbildung vermittelt“

Die Kurse werden in leichter Sprache abgehalten, und viele Nicht-Deutschsprechende nehmen daran teil. Daher stellt sich die Frage: Sind diese Kurse dann noch geeignet für Muttersprachler?

Mit kleinen Kärtchen lernen die Teilnehmer:innen den Akkusativ.
Mit kleinen Kärtchen lernen die Teilnehmer:innen den Akkusativ. Foto: Chimène Goudjinou

Brühl bejaht dies: „Muttersprachler:innen können in diesen Kursen ihren Wortschatz verbessern. Im Lerntreff lernen auch Muttersprachler:innen Silben zu verbinden und zu lesen, selbst wenn es mit einfachen Wörtern geschieht“.

Zusätzlich betont sie, dass alle Kurse einen Alltagsbezug haben: „Wir möchten möglichst viele Menschen erreichen und nicht nur Alphabetisierung vermitteln, sondern auch Themen wie Gesundheit, Teilhabe und Wohnen. Mit der Alphabetisierung wird auch ein Stück weit Grundbildung vermittelt“, erklärt Brühl.

Betroffene erhalten Informationen, die ihnen im Alltag weiterhelfen. In der Vergangenheit konnten Teilnehmer:innen im Kurs zum Thema Gesundheit nachträglich noch Informationen von einem Arzt erhalten.

Es wird auch ein Kurs angeboten, in dem die „Alltagssprache mit Mathematik“ thematisiert wird. Dabei stehen Rechenaufgaben im Vordergrund, die den Teilnehmenden im Alltag begegnen können. Diese sogenannten „Lerntreffs“ der VHS beginnen Anfang September und laufen bis zu den Weihnachtsferien.


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  1. VHS Dortmund und ALFA-Mobil schaffen Bewusstsein für Alphabetisierung (PM)

    Mehr als 45.000 Dortmunder*innen können nur eingeschränkt lesen und schreiben. Zum Welt-Alphabetisierungstag macht die VHS Dortmund mit dem ALFA-Mobil auf Hilfsangebote für Betroffene aufmerksam.

    Am 12. September informiert die Volkshochschule (VHS) Dortmund in der Innenstadt von 11 bis 14 Uhr überLese-, Schreib- und Rechenkurse für Erwachsene. Gemeinsam mit dem ALFA-Mobil des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung e.V. (BVAG) werden die Herausforderungen von Menschen thematisiert, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben. Interessierte und Betroffene erfahren mehr über die regelmäßig angebotenen Lese-, Schreib- und Rechenkurse für Erwachsene.

    Alphabetisierung: Eine gesellschaftliche Herausforderung

    In Dortmund meistern über 45.000 Erwachsene ihren Alltag nur schwer, da ihnen grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten fehlen. Die VHS Dortmund (Katharinenstraße / Ecke Kampstraße) setzt sich aktiv dafür ein, diesen Menschen zu helfen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Lebensqualität zu steigern.

    Das ALFA-Mobil: Unterstützung vor Ort

    Das ALFA-Mobil des BVAG ergänzt das Engagement der VHS Dortmund und bringt die Hilfsangebote direkt in die Stadt. Viele Menschen wagen so den ersten Schritt, um sich beruflich weiterzuentwickeln, neue Qualifikationen zu erwerben oder gesellschaftlich aktiver zu werden.

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