Vor dem Saisonauftakt entbrennt die Diskussion um den Sponsoren-Deal zwischen dem BVB und dem Rüstungskonzern Rheinmetall erneut. „Südtribüne Dortmund“ veröffentlicht eine erste Stellungnahme, die bereits über 80 Fanclubs unterzeichnet haben. Im Kreuzviertel sorgt das Soli-Netzwerk Dortmund für Diskussionsstoff und plant eine Demo zum Stadion am 1. September, dem Anti-Kriegstag.
„Ein Fußballverein soll Menschen zusammen bringen und nicht spalten“
„Wir sind nicht die Speerspitze der BVB-Fans – aber wir engagieren uns immer da, wo Menschen stärker sein können, wenn sie sich zusammen schließen und gemeinsam aktiv werden“, erklärt Philip vom Solidaritätsnetzwerk Dortmund.
Die Themen nicht nur den politischen Stellvertreter:innen überlassen, sondern selber anpacken, Widerstand organisieren und sich gemeinsam auf Lösungen verständigen – darum geht es der kleinen Ortsgruppe im Kreuzviertel. Das kann Stress mit dem Vermieter sein, Hilfe für einen Obdachlosen im Westpark oder – wie aktuell – der Versuch einen Protestmarsch gegen den BVB-Deal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall zu organisieren.
„Im Viertel sind viele Fan-Kneipen, nicht alle Fans sind organisiert, wir haben mit vielen gesprochen, denen die Bekanntgabe des neuen Sponsors das Championsleague Finale versaut hat“, berichtet Philip. Er scheut sich nicht, die gesellschaftliche Debatte zu führen, inwiefern Frieden auch Waffen braucht, aber das sei nicht Aufgabe eines Fußballvereins: „Ein Fußballverein soll Menschen zusammen bringen und nicht spalten.“
Südtribüne Dortmund: „Wir lassen uns nicht vor euren Karren spannen“
Doch nicht nur die kleine Gruppe des Soli-Netzwerkes formiert sich – am 20. August veröffentlichte das Bündnis „Südtribüne Dortmund“ eine Stellungnahme mit dem Titel „Wir lassen uns nicht vor euren Karren spannen – Borussia ohne Rheinmetall!“ Sie wurde bereits von 88 Gruppen und Fanclubs unterzeichnet.
Die Meinungen der Fanszene zur grundsätzlichen Notwendigkeit von Rüstungskonzernen seien angesichts der weltpolitischen Lage durchaus unterschiedlich, heißt es in dem Statement.
Kritisiert wird daher vor allem der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Sponsorings und dass der Eindruck erweckt worden sei, die Entscheidung sei abgestimmt: „Zu keinem Zeitpunkt hat es eine Beteiligung von Fanvertretern gegeben“ – so die Erklärung.
Einig ist man sich aber auch in der Ablehnung, „die Strahlkraft von Borussia Dortmund dafür einzusetzen, das öffentliche Ansehen eines Rüstungskonzerns zu verbessern und dabei die eigenen Werte über Bord zu werfen.“
Saisoneröffnung in der Gründungskirche: Sie soll ein „Ort des Friedens“ werden
Echte Kriege statt echter Liebe? Die Diskussion um die eigenen und die vom BVB formulierten Werte dürfte viele Fans auch beim Saisoneröffnungsgottesdienst in der BVB Gründungskirche am 22. August beschäftigen. Offiziell wird sie aber kein Thema sein.
Karsten Haug, pastoraler Leiter der Gründungskirche, wünscht sich, dass sie „ein Ort des Friedens“ wird. In Sachen Rheinmetall verweist er auf die Stellungnahme des Erzbistums Paderborn vom 29. Mai bei Instagram.
Dort hieß es nach Bekanntgabe der Partnerschaft zwischen Rüstungskonzern und BVB: „Als BVB-Gründerkirche nehmen wir wahr, dass diese Veröffentlichung viele und konträre Emotionen weckt. Unser Weg ist Begegnung, Dialog und Frieden, daher bieten wir auch hier an, in die kritisch-konstruktive und verbindende Kommunikation zu gehen.“
„Die zunehmende Normalisierung des Militärischen macht mir Sorgen“
Für das Soli-Netzwerk ist der Weg zum Frieden nur ohne Waffen möglich. Mancher findet das angesichts der aktuellen Weltlage naiv, aber „ist es nicht vielmehr naiv zu glauben, Waffen – wenn sie denn einmal da sind – würden nur zum Erhalt von Frieden eingesetzt?“, findet Lotta*.
Die zunehmende Normalisierung des Militärischen im Alltag, in der Sprache, in Talkshows macht ihr Sorgen. „Hier geht es ja auch nicht nur um Frieden, sondern dahinter stecken handfeste wirtschaftliche Interessen“, ergänzt Philip.
Sie sind gespannt auf die Ansichten und das Feedback der BVB-Fans, denen sie am kommenden Samstag, 24. August zum Auftaktspiel des BVB gegen Eintracht Frankfurt an der Möllerbrücke begegnen werden.
Um 16 Uhr haben sie dann wieder ihren Tisch aufgebaut und suchen Mitstreiter:innen für die geplante Anti-Kriegsdemo, die am 1. September stattfinden soll und in Richtung Stadion geht. Auch einige Fanclubs haben bereits Protestaktionen gegen Rheinmetall im Stadion angekündigt. Wer beim BVB die Hoffnung hegte, das Thema sei durch, hat sich getäuscht.
Weitere Informationen:
- Das nächste Treffen ist am 24. August um 16 Uhr an der Möllerbrücke – dann steht das Saisoneröffnungsspiel des BVB gegen Frankfurt an (Anpfiff 18:30 Uhr) – und die Diskussion um den Rheinmetall-Deal nimmt Fahrt auf.
- Nächster Termin ist die Demo zum Antikriegstag vom Sonnenplatz zum Stadion am 1. September um 14 Uhr
- Kontakt zum Bündnis gibt es hier: dortmund@soli-net.de
- Hier geht es zur Stellungnahme der Südtribüne: „Wir lassen uns nicht vor euren Karren spannen – Borussia ohne Rheinmetall!“
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„Gegen Krieg und Faschismus auf die Straße!“ – Demonstration zum Antikriegstag am 1. September um 14 Uhr ab Sonnenplatz (Solidaritätsnetzwerk Dortmund)
Am 1. September 1939 überfiel Hitlerdeutschland Polen. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs wird an diesem Tag der Antikriegstag begangen.
85 Jahre später ist es mehr denn je Zeit gegen Krieg und Faschismus auf laut zu werden. Der Faschismus ist auf dem Vormarsch. Rechte Gesinnung und rechte Parteien werden in Europa und Deutschland immer stärker. Die AfD bemüht sich friedlich zu wirken, doch sie ist faschistisch orientiert und Faschismus bedeutet Menschenverachtung und Krieg!
Wer ernsthaft gegen Krieg und Faschismus kämpfen will, kann sich allerdings nicht auf die Regierungsparteien verlassen. Auch sie hetzen heute gegen Geflüchtete, fordern und fördern Aufrüstung und beschließen Gesetze zur Einschränkung unserer Versammlungsfreiheit – alles im Sinne eines kapitalistischen Systems, dessen Grundlagen Wettkampf, gegeneinander Ausspielen und Ausbeutung mit dem Ziel der Maximierung von Profiten sind.
Der Kapitalismus bringt seit jeher Krieg und Faschismus hervor!
Gehen wir am 1. September also auch gegen ihn auf die Straße!
Am Sonntag dem 1. September organisiert das Solidaritätsnetzwerk Dortmund eine antimilitaristische und antifaschistische Demonstration zum Antikriegstag statt. Der Treffpunkt der Demo ist um 14 Uhr am Sonnenplatz. Da sich der BVB durch den Rheinmetall-Deal an der Militarisierung unserer Gesellschaft aktiv beteiligt, werden auch Teile der Redebeiträge sowie die Demo-Route in Bezug zu dem Deal stehen. Es wird eine Zwischenkundgebung an der Geschäftstelle des BVB (Rheinlanddamm) geben, bei der die auf unseren laufenden Aktionen geschriebenen Postkarten an die Geschäftsführung übergeben werden. Die Abschlusskundgebung findet am Stadion (Strobelallee) statt.
Am Vortag, dem 31.08. bereiten wir uns gemeinsam auf die Demo vor. Es wird Redebeiträge zum BVB-Rheinmetall-Deal geben sowie kreative Mitmachaktionen (Banner und Schilder malen) und Live-Musik von „Menikma“. Außerdem läuft auch noch die Postkarten-Aktion: hier können vor-adressierte Postkarten an den Vorstand geschrieben werden, die dann gesammelt im Zuge der Demo abegeben werden.