Seit der Gründung wurden nahezu alle Vorhaben dokumentiert

Bilder seit 1899: Die Emschergenossenschaft besitzt eines der größten Fotoarchive der Region

Um den Abwassertransport durch die Gewässer zu regulieren, wurden die Flüsse und Bäche begradigt, tief eingedeicht und mit Betonsohlschalen verkleidet. Das erhöhte die Abflussgeschwindigkeit, denn der Schmutz sollte so schnell wie möglich abgeführt werden. Unterirdische Kanäle konnten aufgrund des aktiven Bergbaus damals noch nicht gebaut werden.
Um den Abwassertransport durch die Gewässer zu regulieren, wurden die Flüsse und Bäche begradigt, tief eingedeicht und mit Betonsohlschalen verkleidet. Das erhöhte die Abflussgeschwindigkeit, denn der Schmutz sollte so schnell wie möglich abgeführt werden. Unterirdische Kanäle konnten aufgrund des aktiven Bergbaus damals noch nicht gebaut werden. Foto: EGLV

Der 19. August ist der Tag der Fotografie, auch bekannt als Welt-Foto-Tag oder World Photo Day. Die Emschergenossenschaft, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert, gewährt aus diesem Anlass einen Blick in ihr gewaltiges Fotoarchiv – es ist eines der größten in der Region: Weit mehr als 200.000 Bilder zählt es – darunter rund 40.000 Fotografien, die noch auf Glasplatten aufgenommen wurden.

 Unvergleichliche Sammlung einmaliger visueller Zeitdokumente

Seit der Gründung der Emschergenossenschaft im Jahr 1899 wurden alle Projekte fotografisch dokumentiert. 1926 wurde der Lippeverband gegründet. Heute bilden die beiden Häuser gemeinsam Deutschlands größten Wasserwirtschaftsverband. Vom Ausgangszustand bis zum Resultat wurden die wasserwirtschaftlichen Baumaßnahmen von Emschergenossenschaft und Lippeverband, die der Region ein prägendes Gesicht gaben, unter vielfältigen Aspekten fotografisch begleitet.

„Diese kontinuierliche Dokumentationsarbeit führte zu einer unvergleichlichen Sammlung einmaliger visueller Zeitdokumente. Sie zeigt dabei nicht nur die Wasserwirtschaft und die dazugehörige Technik, sondern verdeutlicht die kulturelle Bedeutung eines fotografischen Archivs als Bildgedächtnis einer sich stetig wandelnden Region“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Das älteste Bild der Emscher zeigt den damals noch kurvenreichen Fluss in Dortmund Ende des 19. Jahrhunderts. Gut zu erkennen sind die Überschwemmungen, die aufgrund der Bergsenkungen und des dadurch gestörten Abflusses zum Alltag gehörten.
Das älteste Bild der Emscher zeigt den damals noch kurvenreichen Fluss in Dortmund Ende des 19. Jahrhunderts. Gut zu erkennen sind die Überschwemmungen, die aufgrund der Bergsenkungen und des dadurch gestörten Abflusses zum Alltag gehörten. Foto: EGLV

Ebenso würdigt die Sammlung die besonderen Leistungen der in der Vergangenheit tätigen Fotografinnen und Fotografen, die – jeweils in ihrer Zeit – stets auf einem hohen gestalterischen und technischen Niveau gearbeitet haben. Besonders interessant erscheinen die sehr frühen Fotografien aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, als der Bergbau und die Industrialisierung des Ruhrgebiets die Region vor eine große Herausforderung stellten: Wohin mit dem Abwasser? Zunächst wurde alles in das Emscher-Flusssystem eingeleitet.

Die durch den Kohleabbau verursachten Bergsenkungen beeinträchtigten jedoch das Fließverhalten der Gewässer – es kam zu Überschwemmungen und in der Folge zur Verbreitung von Krankheiten. Einzigartig sind daher jene Aufnahmen, die Teile des Ruhrgebietes als eine Art Seenplatte präsentieren. Um diese wasserwirtschaftlichen Missstände zu beheben, wurde 1899 schließlich die Emschergenossenschaft als erster Wasserwirtschaftsverband Deutschlands gegründet.

Bei nahezu allen Bauvorhaben war eine Kamera mit dabei

Die Regulierung des Abwasserproblems durch die Emschergenossenschaft wurde detailliert dokumentiert, denn die Kamera war immer mit dabei: Die bestehenden Bäche und Flüsse der Region wurden begradigt und zu offenen Schmutzwasserläufen kanalisiert – eingepfercht in ein graues Betonkorsett.

Das Bild der begradigten und offenen Schmutzwasserläufe mitten im dicht bebauten Ruhrgebiet prägte das Bild der Region über Jahrzehnte.
Das Bild der begradigten und offenen Schmutzwasserläufe mitten im dicht bebauten Ruhrgebiet prägte das Bild der Region über Jahrzehnte. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

Ein Umstand, der erst seit Anfang der 1990er-Jahre behoben werden konnte: Die Emschergenossenschaft befreite im Rahmen des Generationenprojektes Emscher-Umbau das Fluss-System vom Abwasser und hauchte der einstigen „Köttelbecke“ neues blaugrünes Leben ein.

Und selbstverständlich waren auch hier immer wieder die eigenen Fotografinnen und Fotografen der Emschergenossenschaft mit dabei. Faszinierend erscheinen aus heutiger Sicht vor allem jene Aufnahmen, die im Nachgang einzigartige Einblicke hinter die Kulissen ermöglichen, wie sie heute nicht mehr möglich wären: z.B. vom Bau der modernen Großkläranlagen, von der Verlegung der großen unterirdischen Abwasserkanäle oder der Errichtung der gigantischen Pumpwerke.

Die Emschergenossenschaft das Bild der Region maßgeblich und nachhaltig geprägt

„Die fotografische Dokumentation unserer technischen Maßnahmen hält neben den reinen Bauprojekten insbesondere auch die Transformation unserer Region fest, die erst durch unsere wasserwirtschaftlichen Maßnahmen ermöglicht wird. Von Grau zu Blau: Mit unserer Arbeit verbessern wir die Lebens- und Aufenthaltsqualität an unseren Gewässern. Nachfolgende Generationen werden diesen Wandel anhand unserer Fotografien leichter nachvollziehen können“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

Leider gehören auch solche Aufnahmen, hier ein Foto vom 10. Januar 1938 am Oberlauf der Emscher in Holzwickede, zur Geschichte der Emschergenossenschaft dazu. Seine unrühmliche Rolle während des Nationalsozialismus hat der Verband in den vergangenen Jahren umfassend wissenschaftlich aufarbeiten lassen.
Leider gehören auch solche Aufnahmen, hier ein Foto vom 10. Januar 1938 am Oberlauf der Emscher in Holzwickede, zur Geschichte der Emschergenossenschaft dazu. Seine unrühmliche Rolle während des Nationalsozialismus hat der Verband in den vergangenen Jahren umfassend wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Foto: EGLV

In den 125 Jahren ihres Bestehens hat die Emschergenossenschaft das Bild der Region maßgeblich und nachhaltig geprägt: zunächst mit dem technischen Ausbau der Gewässer zuoffenen Schmutzwasserläufen und mit der schrittweisen Renaturierung der mittlerweile vollständig vom Abwasser befreiten Flüsse und Bäche.

Die Arbeit der Emschergenossenschaft ist mit dem Abschluss des Emscher-Umbaus jedoch noch lange nicht vorbei. Gewässerunterhaltung ist ebenso wie die stetige Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Abwassereinigung eine Daueraufgabe.

Eine Luftaufnahme der neuen Emscher-Mündung in Dinslaken aus dem Jahr 1959. Gut zu erkennen ist hier, dass die Emscher damals noch nur bei Hochwasser über das Absturzbauwerk in den Rhein stürzte. Bei Trockenwetter floss die Emscher über unterirdische Rohre direkt in den Rhein.
Eine Luftaufnahme der neuen Emscher-Mündung in Dinslaken aus dem Jahr 1959. Gut zu erkennen ist hier, dass die Emscher damals noch nur bei Hochwasser über das Absturzbauwerk in den Rhein stürzte. Bei Trockenwetter floss die Emscher über unterirdische Rohre direkt in den Rhein. Foto: EGLV

Darüber hinaus baut die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit ihren Mitgliedern ehemalige Betriebswege zu Rad- und Wanderwegen um, pflanzt Weinberge an den Ufern der Emscher und schafft Erlebensstandorte an einem der spannendsten Flüsse des Landes.

Dies sind nur einige wenige Beispiele für die Aktivitäten der Emschergenossenschaft, mit denen Mehrwerte für Menschen und Natur geschaffen werden. Gemeinsam haben sie eines: Die Kamera wird auch in Zukunft immer dabei sein!

Hintergrund: Der Welt-Foto-Tag

Am 19. August 1839 erwarben die Pariser Akademien der Wissenschaften und schönen Künste das Patent für die sogenannte Daguerreotypie, eines der ersten Fotografieverfahren – das Datum gilt daher als die Geburtsstunde der Fotografie.

Bereits 1954 war die Emschergenossenschaft äußerst kreativ, wenn es darum ging, die Dimensionen ihrer Abwasserkanäle zu verdeutlichen: Kurzerhand wurde ein VW Käfer ins Rohr geschoben...
Bereits 1954 war die Emschergenossenschaft äußerst kreativ, wenn es darum ging, die Dimensionen ihrer Abwasserkanäle zu verdeutlichen: Kurzerhand wurde ein VW Käfer ins Rohr geschoben… Foto: EGLV

Hintergrund: 125 Jahre Emschergenossenschaft

Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung.

Die Gründerväter der Emschergenossenschaft Foto: EGLV

Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut.

Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen.

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