Eine Zahl, die steigt und steigt und steigt. Bisher niemals so schnell, wie im vergangenen Jahr. 62.620 dokumentierte und beim Netzwerk United in der Schweiz registrierte Todesfälle gab es seit 1993 an den Außengrenzen der Europäischen Union. Die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein, aber um wenigstens die identifizierten Todesopfer zu würdigen, haben Evangelische Kirche, Diakonie, der Verein Grenzenlose Wärme e.V., Train of Hope und weitere engagierte Dortmunder Flüchtlingshilfeorganisationen auch in diesem Jahr die Aktion „Beim Namen nennen“ durchgeführt. 24 Stunden lang haben Mitglieder der Organisatoren, Bürgerinnen und Bürger sowie Menschen der Dortmunder Stadtgesellschaft in der Reinoldikirche Namen verlesen, die Herkunft, Ort und Umstände des Todes. Unter den Menschen, die im Juni jeweils rund 30 Minuten lasen, befanden sich u.a. Julia Wissert, Intendantin Schauspiel Dortmund, Tobias Ehinger, Direktor Theater Dortmund, Ulrich Langhorst, Vorsitzender des Sozialausschusses der Stadt Dortmund, der Polizeipräsident Gergor Lange sowie zahlreiche Lokalpolitiker, darunter Bürgermeisterin Ute Mais, sowie Stadtteilbürgermeister*innen, Stadtdirektor Jörg Stüdemann, Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, und die Diakonie-Geschäftsführer Uta Schütte-Haermeyer. Rund um die Uhr unterbrach stets ein Musikstück die Lesung, darunter Gruppen der Dortmunder Philharmoniker, Kirchenmusiker*innen, Einzelkünstler und Musikschüler*innen. Im Mittelmeer gekentert oder an einem Grenzfluss in Osteuropa ertrunken, mittellos und unterversorgt verstorben, in einem LKW erstickt oder Suizid in Abschiebehaft. Männer, Frauen, ganze Familien, Babys: Die einzelnen Schicksale sind so erdrückend, wie ihre schiere Zahl. Noch nie war diese so hoch wie in 2023, Menschen flohen aus Syrien, Iran, Afghanistan, Eritrea, Kurdistan – nicht alle kamen an. Die EU verschärft das Asylwesen weiter, auch dagegen wendet sich in der Reinoldikirche in diesen Tagen der Protest. Am vergangenen Wochenende sagte der Soziologe Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani im Auftaktgottestdienst: „Schauen sie sich im Internet die Fotos an. Der Grenzwall, den Donald Trump zu Mexiko zu Ende bauen wollte, steht schon längst fertig in Osteuropa.“ Mit der Aktionswoche zum Internationalen Weltflüchtlingstag kämpfen Reinoldikirche und die beteiligten Organisationen um einen besseren Schutz der Menschen, die sich weiterhin auf den Weg machen.
Das Bild zeigt Diakonie-Mitarbeiterin Jasmin Rebbe, eine von über 50 Menschen, die innerhalb von 24 Stunden in der Reinoldikirche Namen aus der Liste von über 60.000 Todesfällen an den EU-Außengrenzen gelesen hat.
Ende Juni lud das Seniorenbüro Mengede in Kooperation mit der Stadtteilbibliothek alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung in die Bibliotheksräume ein.
Was als Vortrag angeworben wurde, sollte nach den Eingangsworten des Referenten Stefan Waldburg ein dynamischer Austausch mit allen Interessierten werden. Der Sozialarbeiter im ambulanten Hospitz- und Palliativdienst der Diakonie gab den Teilnehmer*innen zunächst einen kleinen Einblick in seine Arbeit und unterstrich die Bedeutung des Ehrenamts deutlich: „Ehrenamtler*innen sind wichtig, auch im Stadtbezirk Mengede. Der Bedarf besteht überall und wenn Beratungen im Ernstfall gefragt sind, benötigt man die Menschen vor Ort.“ Interessierte Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, können sich jederzeit an ihn oder die zuständigen Fachstellen wenden. Das Seniorenbüro Mengede ist ebenfalls ein erster Ansprechpartner, sowohl für die Vermittlung der Kontaktdaten als auch für Betroffene mit Informationsbedarf. Im weiteren Verlauf versorgte Herr Waldburg die Teilnehmer*innen mit vielen wichtigen Informationen und Materialen zum Thema Patientenverfügung und nahm auch detaillierten Bezug auf die Bedeutung einer Vorsorgevollmacht. Im fachmännischen geführten Austausch wurde das teils sehr emotionsgeladene Themengebiet mit konkreten Fallbeispielen für alle zugänglicher und gleichzeitig individuelle Fragen beantwortet. Schritt für Schritt begleitete Waldburg durch die sensiblen Punkte einer Patientenverfügung und zeigte mögliche Grenzen anhand von Erfahrungsberichten auf. Auch das wichtige Thema Vorsorgevollmacht kam hier erneut auf. Wie komme ich an nützliche Vorlagen? Was steckt hinter den einzelnen Klauseln der Patientenverfügung? Wann greift der Ehegattennotvertrag? Was ist der mutmaßliche Wille? – Dies waren nur einige Fragen, die behandelt wurden. Stefan Waldburg machte die Klauseln einer Patientenverfügung greifbarer und unterstrich die Bedeutung von fortwährenden Gesprächen mit Angehörigen, Bevollmächtigten und medizinischem Fachpersonal. Schnell wurde deutlich: Jeder und jede sollte seinen und ihren Willen zunächst sich selbst gegenüber klar definieren, um ihn dann gegenüber seinen Angehörigen, gegebenenfalls Bevollmächtigten und dem medizinischem Fachpersonal deutlich zu machen. „Denn die Aufgabe eines Bevollmächtigten ist es, den bekannten Willen des Vollmachtgebenden umzusetzen. Dafür müssen vorab Gespräche geführt werden und zwar fortwährend, denn Umstände und Meinungen können sich ändern.“, so Waldburg. Der Sozialarbeiter gab den Teilnehmer*innen noch einen exemplarischen Fragenkatalog zu den persönlichen Wertvorstellungen an die Hand, der für Betroffene selbst als auch für die Angehörigen und Entscheidungsbevollmächtigten wichtige Impulse zur Meinungsbildung geben können. Ermöglicht wurde der Vortrag durch das Engagement Herrn Waldburgs sowie durch die Kooperation zwischen dem Seniorenbüro Mengede und der Stadtteilbibliothek Mengede. Über weitere geplante Vorträge informiert das Seniorenbüro Mengede unter 0231/ 50-28090.