Das Event steht unter dem Motto „RS1 - verzögert, verplant, verstopft?”

Fahrrad-Sternfahrt in Dortmund: Spaß am Radfahren und ein Zeichen an die Politik

Die Fahrradsternfahrt ist eine etwa 20 Kilometer lange Radtour durch Dortmund.
Die Fahrradsternfahrt ist eine Radtour durch Dortmund, die auf den Rückstau beim Bau des RS1 aufmerksam machen soll. Christopher Ising

Unter dem Motto „RS1 – verzögert, verplant, verstopft?” wollen schätzungsweise mehr als 1.000 Radfahrer:innen aus ganz NRW ein Zeichen setzen: Die Fahrrad-Sternfahrt findet am Samstag, 10. August 2024, in Dortmund statt. Ziel des Events ist es, Freude am gemeinsamen Radfahren zu haben und gleichzeitig ein Zeichen an die Politik zu setzen. Denn die Fahrrad-Sternfahrt soll auf den Stillstand beim Bau des Radschnellwegs Ruhr – kurz RS1 – aufmerksam machen.

Die Organisator:innen erhoffen sich eine Reaktion der Politik

Die etwa 20 Kilometer lange Tour beginnt um 13 Uhr an der Petrikirche und führt über den Wallring und die B1 bis zum Tremoniapark. Dort bildet das DJ Picknick als seperate Veranstaltung den Abschluss der Radtour. Es werden über 1.000 Radfahrer:innen aus ganz NRW erwartet. Diese reisen jedoch nicht mit dem Auto oder Zug an, sondern mit dem Rad. Über den sogenannten Sternteil der Fahrradtour radeln ehrenamtliche „Zubringer“ mit Gruppen aus Radfahrer:innen nach Dortmund. Die erste Gruppe startet am Tag des Events gegen 1:45 Uhr nachts in Aachen.

Das erste Teilstück des Radschnellwegs Ruhr zwischen entlang der Sonnenstraße wurde Ende 2021 fertiggestellt.
Das erste Teilstück des Radschnellwegs Ruhr entlang der Sonnenstraße wurde Ende 2021 fertiggestellt. Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

Die Fahrrad-Sternfahrt wird von VeloCityRuhr und Aufbruch Fahrrad Dortmund organisiert. Felix Fesca von der Initiative Aufbruch Fahrrad Dortmund ist ehrenamtlich an dem Event beteiligt. Ihn motivieren vor allem der gemeinsame Spaß am Radfahren und die politische Botschaft der Aktion. „Da ist ein Interesse und das kann die Politik nicht ignorieren“, so Fesca.

Er erhofft sich eine Reaktion der Politik auf die große Sternfahrt. Die Stadt Dortmund teilt dazu auf Anfrage mit: „Die Stadt nimmt die Aktionen zur Kenntnis, begrüßt das große öffentliche Interesse am RS1 und treibt die Planungen für den RS1 weiter voran.“ Felix Fesca erwartet jedoch nicht, dass die Stadt direkt handeln wird: „Der Kerneffekt, den wir uns wünschen, ist, dass die Fahrradsternfahrt im Gedächtnis bleibt,“ beteuert Fesca zuversichtlich.

Der Rückstau beim Radschnellweg Ruhr: Fertigstellung frühestens 2030

Die Sternfahrt wird jedes Jahr in einer anderen Stadt im Ruhrgebiet ausgerichtet. Dieses Jahr findet sie in Dortmund unter dem Motto „RS1 – verzögert, verplant, verstopft?” statt. Die Forderung nach einem schnelleren Bau des Radschnellwegs RS1 steht dabei im Vordergrund. Der 101 Kilometer lange Radweg durch das Ruhrgebiet ist seit mehr als zehn Jahren geplant. In Dortmund wurden von den vorgesehenen 24 Kilometern im Stadtgebiet bisher nur 800 Meter umgesetzt.

Axel Rickel und Felix Fesca auf dem bereits fertiggestellten Teilstück des RS1 (von links nach rechts).
Axel Rickel und Felix Fesca auf dem fertiggestellten Teilstück des RS1 (von links nach rechts). Mara Odparlik für Nordstadtblogger.de

Axel Rickel von der Initiative Velokitchen Dortmund bewertet diesen „Rückstau“ als politischen Stillstand. Die zentrale Forderung der Fahrrad-Sternfahrt ist daher, dass der Bau schneller vorangehen soll: „Ehrgeiziges Ziel ist weiterhin, auf möglichst vielen Abschnitten des RS1 die Befahrbarkeit bis 2030 sicherzustellen“, teilt die Stadt Dortmund auf Nachfrage von Nordstadtblogger mit.

„Der Radschnellwegestandard einschließlich aller Brückenbauwerke wird erst nach 2030 vollständig erreicht werden können,“ so die Stadt. Die Vorplanung des nächsten Teilabschnitts des RS1 in Dortmund sei abgeschlossen. Jedoch fehle noch die Linienzustimmung des Landes NRW, sowie der Planungsbeschluss des Stadtrates. Daher könne mit einem Baubeginn frühestens im Jahr 2026 gerechnet werden.

Axel Rickel kritisiert, dass die Stadt Dortmund sich durch die starken Verzögerungen beim Bau des RS1 nicht an Versprechen halten würde, die sie den Radfahrenden zu Beginn der Planung gegeben habe. Er fordert daher schnellere und bessere Planungsprozesse. Das fertiggestellte 800 Meter lange Teilstück des RS1 habe jedoch bereits zu deutlichen Verbesserungen im Dortmunder Radverkehr geführt.

Weitere Forderung: einen Ausbau der Fahrradinfrastruktur in der Stadt

„Wir wollen Radfahren als völlig normale Bewegungsform klar machen“, betont Axel Rickel. Durch die wahrscheinlich sehr hohe Anzahl der Teilnehmenden bei der Fahrrad-Sternfahrt soll gezeigt werden, dass Radfahrer:innen keine Ausnahmeerscheinung sind. Das Event ist keine klassische Demonstration mit langen Reden. Es soll verdeutlicht werden, wie viele Radfahrer:innen aus NRW ein Interesse daran haben, in Großstädten entspannt und sicher radeln zu können. „Wir fahren in dem Moment Fahrrad, weil wir Spaß daran haben“, sagt Rickel mit Überzeugung.

Die Fahrradsternfahrt führt unter anderem über die B1.
Die Fahrradsternfahrt in Dortmund startet an der Petrikirche und führt unter anderem über die B1. ADFC Dortmund

Felix Fesca und Axel Rickel kritisieren nicht nur den Bau des RS1. Sie fordern, dass die Stadt Dortmund zeitnah mit der Planung eines zweiten Radschnellwegs in Nord-Süd-Richtung beginnt. So sollen mehr Menschen motiviert werden, das Fahrrad nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Berufsalltag zu nutzen. „Sobald du Infrastruktur baust, kommen die Leute, die das Nutzen von selber“, so Felix Fesca.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben den Radschnellwegen auch eine angepasste Ampelschaltungen und ein besserer Zustand der Radwege nötig. Auch eine bauliche Trennung von Straßen und Radwegen sei für eine höhere Sicherheit im Radverkehr notwendig. Die Radfahrer:innen in NRW sollen sich im Alltag genauso sicher fortbewegen können, wie bei der Fahrradsternfahrt. „Wir wollen eine Selbstverständlichkeit von Radverkehr und Autoverkehr haben“, betont Axel Rickel.

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