Bundesweite Umfrage mit Betrieben aus der Region der IHK zu Dortmund

Energiewende-Barometer zeigt deutliche Risiken für Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

Als Reaktion auf die hohen Energiepreise haben 28 Prozent der Unternehmen wichtige Investitionen in Kernprozesse zurückgestellt. Foto: Depositphotos.com

Hohe Preise und fehlende Planbarkeit der Energieversorgung sind für die Unternehmen am Standort mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis. Das zeigt das bundesweite IHK-Energiewende-Barometer, an dem sich in diesem Jahr insgesamt 135 Unternehmen (bundesweit 3.300) aus dem Bezirk der IHK zu Dortmund beteiligten. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Jeder dritte Betrieb aus der Region bewertet die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit negativ und sieht darin ein großes Risiko.

Droht Deutschland eine schleichende Deindustrialisierung?

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber findet deutliche Worte: „Das Vertrauen der Wirtschaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt. Der Politik ist es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen. Das gilt insbesondere für die Industrie.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber Foto: IHK zu Dortmund

Die Energiekosten sind in den vergangenen zwölf Monate bei mehr als der Hälfte der befragten Betriebe (56 Prozent) gestiegen, unabhängig von der Branche. Als Reaktion auf die hohen Energiepreise haben 28 Prozent der Unternehmen angegeben, dass sie wichtige Investitionen in Kernprozesse zurückgestellt haben.

Gut vier von zehn Unternehmen machen deutlich, dass ihr Standort wegen der höheren Ausgaben für Strom- und Gaspreise im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat. Aktuell erwägen laut Energiewendebarometer sogar 16 Prozent der regionalen Unternehmen, ihre Produktion einzuschränken oder ins Ausland abzuwandern. „Diese bröckelnde Standorttreue ist ein deutliches Alarmsignal, es droht eine schleichende Deindustrialisierung“, so Schreiber.

Hürden für die Transformation zur Klimaneutralität

Trotz aller Herausforderungen durch hohe Energiepreise haben sich mehr als 55 Prozent der regionalen Unternehmen das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Doch bei der Transformation warten auf die Betriebe Hindernisse wie die langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren, fehlende Infrastruktur sowie ein Übermaß an Bürokratie, geben die Unternehmen in der Umfrage an.

Immer noch wird ein Übermaß an Bürokratie für Genehmigungsprozesse moniert.
Immer noch wird ein Übermaß an Bürokratie für Genehmigungsprozesse moniert. Grafik: IHK zu Dortmund

Der von der Bundesregierung angekündigte Bürokratie-Abbau und Beschleunigung von Genehmigungsprozessen schlägt sich in der betrieblichen Praxis noch nicht spürbar nieder. Acht von zehn Unternehmen sprechen sich bei der Transformation für Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit als Leitprinzipien von Energieeffizienzmaßnahmen aus.

Die Verbesserung bei Eigenversorgung und Direktlieferverträgen wird ebenfalls für 80 Prozent immer wichtiger. Drei Viertel der Befragten sehen Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen als ein zunehmendes Problem für die Energiewende und sprechen sich gleichzeitig für eine weitere Absenkung der Stromsteuer aus.

Die IHK zu Dortmund informiert ihre Mitgliedsunternehmen über Beratungs- und Förderangebote im Bereich Energieeffizienz und bietet die Zusatzqualifikation „Energie-Scouts“ für Auszubildende an. Weitere Infos finden Interessierte online oder bei Torsten Mack per E-Mail an t.mack@dortmund.ihk.de oder telefonischunter der Rufnummer 0231 5417-274. Die gesamten Ergebnisse des Energiewende-Barometers 2024 können hier eingesehen werden.


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Reaktionen

  1. Peter Silberg

    Hohe Energiepreise sind selbstverständlich schlecht für das Geschäft. Die hohen Energiepreise nur der Energiewende zuzuschreiben greift allerdings erheblich zu kurz. Ursache für die hohen Gas- und auch Strompreise ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verbunden mit der ehemals engen Bindung an die russischen Gaslieferungen.

    Die IHK muss sich auf fragen lassen, welchen energiepolitischen Ziele sie verfolgt. Ist das Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit im Fokus? Oder spielt Klimaschutz weiterhin – wie in den letzten Jahrzehnten – kaum eine Rolle?

    Warum haben sich denn nur ca. 55 % der regionalen Unternehmen das Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden?
    Haben denn die restlichen ca. 45 % den Ernst der Klimakrise noch nicht wahr genommen?
    Die Stadt Dortmund hat das Ziel ausgegeben, bis 2035 Klimaneutralität zu erreichen. Dieses Ziel muss nun auch in den Führungsetagen der Unternehmen ankommen!

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