IHK, HWK und dieGewerkschaft NGG machen auf die Chancen aufmerksam

Noch viele freie Ausbildungsstellen in Handwerk, Industrie und Gastronomie in Dortmund

Sowohl die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) als auch die Dortmunder Handwerkskammer verweisen auf die vielseitigen Möglichkeiten, die eine duale Ausbildung den Bewerber:innen bieten kann.
Sowohl die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) als auch die Dortmunder Handwerkskammer (HWK) verweisen auf die vielseitigen Möglichkeiten, die eine duale Ausbildung den Bewerber:innen bieten kann. Foto: Tobias Seifert für die NGG

Im August geht es los: Das neue Ausbildungsjahr startet. Doch viele Betriebe in Dortmund sind nach wie vor auf der Suche nach Azubis. Das teilen die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Handwerkskammer (HWK) Dortmund und die Industrie- und Handelskammer zu Dortmund zum Ausbildungsstart am 1. August mit. Sie rufen die jungen Menschen in der Stadt und der Region dazu auf, die vielseitigen Chancen zu nutzen und sie zeigen auf, dass die duale Ausbildung zu Unrecht „unter Wert gehandelt“ werde. Denn neben der sicheren beruflichen Basis, die eine abgeschlossene Ausbildung biete, könne man sich anschließend auch akademisch weiterbilden, wodurch die Karriere vielseitig und abwechslungsreich gestaltet werden könne. Der aktuelle Arbeitsmarktbericht (siehe angehängten Artikel) verzeichnet in Dortmund insgesamt noch 1.537 offene Ausbildungsstellen.

28 freie Stellen in der Lebensmittelproduktion und 57 Ausbildungsstellen in der Gastronomie

„Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen in Dortmund noch 28 Ausbildungsplätze. Und in der Dortmunder Gastronomie und Hotellerie warten 57 Ausbildungsstellen auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern – und das mit internationalen Kontakten“, sagt Torsten Gebehart von der NGG Dortmund.

Ausbildung in einer Bäckerei: Die Gewerkschaft NGG fordert Betriebe dazu auf, auch in Krisenzeiten weiter auf Azubis zu setzen. Foto: NGG
Ausbildung in einer Bäckerei. Archivfoto: NGG

Das seien allerdings nur die freien Ausbildungsplätze, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. „Die meisten Betriebe starten längst eigene Initiativen, um Azubis zu suchen. Und das vor allem digital – über Online-Portale und Social-Media-Kanäle“, so Gebehart.

Der Geschäftsführer der NGG Dortmund rät jungen Menschen, beim Einstieg ins Berufsleben „die Vorteile, die eine Ausbildung bietet, zu erkennen“. Gebehart wehrt sich dagegen, dass die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“ werde. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, so Torsten Gebehart.

Dabei würden gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung in Dortmund und der Region enorme Chancen bieten. Wer dort eine Ausbildung mache, dem winke in der Regel eine sichere berufliche Basis und oft auch eine prima Karriere.

Eigeninitiative und direktes Vorstellen und Ansprechen kann durchaus zum Erfolg führen

Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiere, seien lange vorbei. „Außerdem kann auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden“, sagt NGG-Geschäftsführer Gebehart.

Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund.
Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund. Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Eine duale Ausbildung sei „keine berufliche Einbahnstraße“. Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne beispielsweise ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft anschließen. In der Gastro-Branche würden sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement anbieten.

Der Geschäftsführer der NGG Dortmund rät Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind oder bei denen sich der Wunsch nach einem Studienplatz zerschlagen hat, sich bei der Agentur für Arbeit beraten zu lassen. „Aber auch die Chancen, durch eine Direkt-Akquise einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind enorm gut.

Es bringt etwas, bei einem Betrieb anzuklopfen und zu sagen: ‚Hier bin ich. Was kann ich bei euch machen?‘ Ich kenne viele Betriebe, die locker aus dem Stegreif einen zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen könnten“, so Gebehart.

Der Azubi von heute ist die dringend benötigte Fachkraft von morgen

Ein weiterer Fachkräftemangel verschärfe die Arbeitsbelastung in den Betrieben: „Es ist einfach schlecht für die Produktivität, aber auch fürs Betriebsklima, nicht rechtzeitig für den eigenen Nachwuchs zu sorgen“, so Gebehart.

Technik hinterm Essen. Azubis in der Lebensmittelindustrie sind längst am 3D-Drucker aktiv. Die Gewerkschaft NGG weist auf freie Ausbildungsplätze in der Branche hin. Archivfoto: NGG

Die NGG Dortmund kritisiert eine „bedauerliche Trägheit bei der Nachwuchsförderung“ in der Stadt. Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie.

„Die Wirtschaft braucht einen neuen „Azubi-Mut“. Der muss dann allerdings auch politisch unterstützt werden: Wird ein Azubi nach der Ausbildung übernommen, dann darf es dabei künftig keine Befristung mehr geben“, fordert Torsten Gebehart.

Die NGG Dortmund setzt sich außerdem für „mehr Azubi-Komfort“ ein: „In den Branchen, in denen es noch kein Azubi-Ticket gibt, machen wir uns dafür stark. Ebenso für freie Tage zur Vorbereitung von Zwischen- und Abschlussprüfungen“, macht Gebehart deutlich.

Weniger auf die Schulnoten achten und Talente gezielt fördern

Vor allem müssten sich aber auch die Betriebe einen „Pro-Azubi-Push“ geben: „Je nach Branche ist da schon einiges zu optimieren. Das Klima – in den Küchen zum Beispiel – muss besser werden. Bei einem rauen Ton machen viele Jugendliche die Schotten einfach schnell dicht. Und die Generation Z erwartet einen – soweit es geht – digitalisierten Ausbildungsplatz“, so Gebehart.

Wer in der Küche klarkommt, kann sofort anfangen: 102 unbesetzte Jobs warten auf einen Küchen-Profi.
Die Arbeit beispielsweise in der Küche sollte für die jungen Menschen attraktiver gestaltet werden. Archivfoto: NGG

Außerdem sollten Betriebe manchmal deutlich weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis schielen: „Sie sollten versuchen, die Talente der jungen Leute zu entdecken. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr Gespräche zum persönlichen Kennenlernen führen. Aber auch, dass sie mehr Praktika anbieten. Oft ist es nämlich der zweite Blick, der dann zur ersten Wahl wird“, erklärt Torsten Gebehart.

Auch bei Problemen in der Berufsschule müssten sich viele Betriebe mehr engagieren und Azubis unter die Arme greifen. Außerdem biete die Arbeitsagentur durch die „Assistierte Ausbildung“ eine Art „Azubi-Nachhilfe“.

Mehr als 900 Ausbildungsplätze im Handwerk sind noch unbesetzt

Zum Ausbildungsstart am 1. August sind im Kammerbezirk der Handwerkskammer (HWK) Dortmund noch über 900 Lehrstellen unbesetzt. Ein Ausbildungsplatz im Handwerk bietet eine ausgezeichnete Chance für Jugendliche, die auf der Suche nach einem zukunftssicheren und vielseitigen Berufseinstieg sind.

Ausbildung Kfz-Handwerk - Foto: NejroN/ 123rf/ HWKDO
Ausbildung im Kfz-Handwerk. Archivfoto: HWK Dortmund

Das Angebot im Handwerk ist vielfältig und bietet für jeden Interessierten eine passende Möglichkeit: Von traditionellen Berufen wie Tischler:innen oder Bäcker:innen bis hin zu modernen Handwerksberufen im Bereich Elektronik und Mechatronik oder klimarelevanten Berufen wie Anlagenmechanikerinnen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Dachdecker, Elektroniker, KFZ-Mechatronikerinnen sowie Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer.

Die HWK Dortmund unterstützt Jugendliche dabei, den richtigen Ausbildungsplatz zu finden und vermittelt auch kurzfristig noch freie Stellen.

Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Dortmund unterstützt die Bewerber:innen

„Das Handwerk bietet jungen Menschen hervorragende Perspektiven und zahlreiche Karrierechancen“, betont Björn Woywod, Abteilungsleiter der Ausbildungsberatung in der Handwerkskammer Dortmund. „Unsere Betriebe suchen dringend Nachwuchs und bieten eine praxisnahe Ausbildung in modernen, zukunftsorientierten Arbeitsumfeldern.“

Björn Woywod ist Leiter der HWK-Ausbildungsberatung.
Björn Woywod, Leiter der HWK-Ausbildungsberatung. Foto: Handwerkskammer Dortmund

Interessierte Jugendliche sind aufgerufen, sich zu informieren und die Chance zu ergreifen, eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. „Eine Ausbildung im Handwerk legt den Grundstein für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Es gibt viele Wege, sich weiterzubilden und zu spezialisieren“, so Woywod weiter. „Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, sich zu bewerben und die ersten Schritte in eine sichere und erfüllende berufliche Zukunft zu machen.“

Ausführliche Beratung und Hilfestellung bei der Lehrstellensuche und Bewerbung gibt es bei der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Dortmund. Weitere Informationen finden Interessierte online (Link am Ende des Artikels).

Auch Unternehmen können sich auf den Seiten der Handwerkskammer zur Fachkräftegewinnung und -sicherung informieren. Mit der Eintragung in die Lehrstellenbörse können Ausbildungsplätze oder Praktika angeboten werden. Das Projekt „Passgenaue Besetzung“ unterstützt Betriebe, passende Fachkräfte zu finden. Auch weitere Infos hierzu gibt es online (Link am Ende des Artikels).

Säge statt Skalpell: Medizinstudentin wird Zimmerin

Für die 22-jährige Helena Drexler stand nach der Schule zunächst fest: Ich möchte Chirurgin werden. Inzwischen hat sie das Skalpell gegen die Säge, den Kittel gegen die Kluft getauscht. In der Ausbildung zur Zimmerin findet sie ihr Glück.

Die 22-jährige Helena Drexler hat Skalpell gegen Säge und Hammer eingetauscht und macht eine Ausbildung zur Zimmerin. Foto: HWK Dortmund

Eigentlich hat sich die Leidenschaft für das Handwerk schon in ihrer Kindheit abgezeichnet. Jetzt schwingt sie den Hammer auf den Dächern Deutschlands. Nach der Schule entschied Helena sich zunächst für eine Laufbahn im OP statt auf der Baustelle: „Ich wollte schon immer mit meinen Händen arbeiten. Das Medizinstudium hat mich damals fasziniert, die Chirurgie ist ja im weitesten Sinne auch Handwerk.“

Während ihres Studiums in Ungarn merkt Helena allerdings, dass ihr die körperliche Arbeit fehlt. Nach einem Jahr entscheidet sie sich, das Studium abzubrechen und sich für eine Ausbildung im Handwerk zu bewerben. Die Teilnahme am Girls‘ Day und verschiedene Praktika brachten Helena Drexler schließlich in eine Zimmerei.

Helena Drexler: „Jeder soll das machen, woran er oder sie Spaß hat.“

Besonders gefällt ihr hier die Holzbearbeitung, der Umgang mit verschiedenen Werkzeugen und die Vielfältigkeit des Berufs. Kein Tag ist wie der andere, jeder Kunde habe andere Wünsche und Vorstellungen.

Girls‘ Day: Schweißen und Schneiden statt Schulbank drücken. Archivfoto: HWK Dortmund

Auch wenn es nicht immer leicht ist, den richtigen Weg zu finden, rät Helena Drexler anderen jungen Menschen, „einfach zu machen“. Gerade als junge Frau sei es oft schwierig, sich in einem männerdominierten Gewerk zu beweisen.

Angebote, wie etwa der Girls‘ Day sollen dabei helfen, mehr Mädchen und jungen Frauen Mut zu machen, eine Karriere im Handwerk anzugehen. Auch Praktika helfen bei der Suche nach der richtigen Ausbildung. „Jeder soll das machen, woran er oder sie Spaß hat. Und wenn es das Handwerk ist: perfekt!“

Sehr gute Chancen für einen erfolgreichen Auftakt ins Berufsleben in der IHK-Region

In der Industrie, im Handel und im Dienstleistungsbereich ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent auf 3.482 gesunken (2023: 3.603). Im vergangenen Jahr waren allerdings auch Nachholeffekte aus der Zeit der Corona-Pandemie spürbar.

Maike Fritzsching ist IHK-Geschäftsführerin im Bereich Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung. Foto: IHK zu Dortmund

Die aktuellen Zahlen liegen um 3,9 Prozent über denen des Jahres 2019 (3.352). Dennoch fehlt es vielen Ausbildungsbetrieben an Bewerberinnen und Bewerbern. Maike Fritzsching, IHK-Geschäftsführerin Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung, verdeutlicht deshalb:

„Fachkräfte sind erfolgsentscheidend für unseren Standort. In allen Bereichen der Wirtschaft werden gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht, nur leider nicht immer gefunden.“

Oft würden die Berufswünsche der jungen Menschen nicht mit dem Fachkräftebedarf der Wirtschaft übereinstimmen, weil viele Berufe gar nicht bekannt seien oder nicht das beste Image hätten.

Die IHK-Lehrstellenbörse zeigt noch mehr als 360 freie Ausbildungsplätze an

Für junge Menschen sind die Chancen auf eine Ausbildungsstelle generell sehr gut und Bewerbungen sind auch jetzt noch problemlos möglich. Allein die IHK zu Dortmund führt in ihrer Lehrstellenbörse noch 363 freie Ausbildungsplätze für 2024. Diese ideale Ausgangsposition sollte genutzt werden.

Philipp Seiffert (16) hat sich nach seinem Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Industriemechaniker begonnen.
Ausbildung zum Industriemechaniker an der TU Dortmund. Archivfoto: TU Dortmund

„Unabhängig davon, ob sie den ersten Schulabschluss oder das Abitur mitbringen, ist die Ausbildung der Start in ein eigenständiges Berufsleben mit vielfältigen Weiterbildungs- und Verdienstmöglichkeiten“, beschreibt Fritzsching die Karriereaussichten.

Um mehr Schülerinnen und Schüler für diesen Weg zu gewinnen, verstehen die IHKs die berufliche Orientierung als gemeinschaftliche Aufgabe und unterstützen ihre Mitgliedsunternehmen umfassend dabei, neue Auszubildende zu finden und die gesellschaftliche Anerkennung von praktischem Wissen und Fähigkeiten zu stärken.

Beratungsangebote der IHKs und das Lebensgefühl Ausbildung

Die IHK zu Dortmund stärkt die Berufsorientierung u. a. mit ihrer Beteiligung an der bundesweiten Azubi-Kampagne „Jetzt #könnenlernen“. Junge Menschen werden eingeladen, das Lebensgefühl und die Chancen der Ausbildung zu entdecken.

Screenshot der bundesweiten Azubi-Kampagne Jetzt #könnenlernen“. Foto: Web-Screenshot

„Die Kampagne vermittelt die Botschaft: Ausbildung macht mehr aus uns“, so Fritzsching. Die Azubis betreiben im Rahmen der Kampagne einen TikTok-Kanal „@die.azubis“, auf dem sie praktische Bewerbungstipps und direkte Einblicke in ihren Ausbildungsalltag geben.

Jugendliche und ihre Eltern können sich bei Fragen zu Ausbildungsberufen an die IHK zu Dortmund wenden. „Wir bieten persönliche Beratung an und unterstützen bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz“, betont Fritzsching. Erfahren Sie hier mehr zur Azubi-Kampagne „Jetzt #könnenlernen“.

Hier geht es zur Ausbildungsberatung der Handwerkskammer Dortmund.
Hier gibt es die Ausbildungsinfos für Unternehmen der Handwerkskammer Dortmund.

 


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