Zugewanderte Schüler:innen mit unterschiedlicher Vorbildung lernen am neuen VHS-Standort an der Münsterstraße seit April zusammen. Sie alle warten auf einen Schulplatz in Dortmund. Am Freitag, 14. Juni, wurde der Lernort offiziell eingeweiht.
Kinder und Jugendliche von 11 bis 17 Jahren warten auf einen Schulplatz
Sie sind zwischen elf und 17 Jahren alt, kommen aus unterschiedlichen Ländern und lernen seit Mitte April gemeinsam hier im neuen Gebäude der VHS in der Münsterstraße 105, direkt am Mehmet-Kubaşik-Platz. Manche sind erst wenige Wochen hier, andere länger. Wie der 16-jährige Abbas Ghullam, der vor sechs Monaten mit seinem Bruder aus Afghanistan gekommen ist.
„Ich lerne gern Sprachen, habe von den anderen hier schon ein bisschen Türkisch und Ukrainisch gelernt“, sagt er lachend in perfektem Deutsch. Abbas wartet dringend auf einen Schulplatz, denn er hat klare Pläne: eine IT-Ausbildung. Die zwölfjährige Malak hat schon einen Schulplatz, sie geht ab Sommer in Dortmund aufs Gymnasium.
Viel Platz zum Lernen und Spielen
Dahinter steht das gemeinsame Projekt „Kurze Beine, kurze Wartezeiten“ von Volkshochschule (VHS) und Dienstleistungszentrum Bildung im Fachbereich Schule. Dabei lernen jeweils 15 Schüler*innen von Montag bis Freitag gemeinsam von 8 bis 12:30 Uhr.
Das Haus an der Münsterstraße 105 soll umgebaut werden, hier soll die Nordstadtbibliothek entstehen. Die VHS konnte die Räume kurzfristig für den neuen Lernort nutzen. Es ist genug Platz für die aktuell laufenden sechs Kurse, für Sport und zum Spielen und Toben.
„Wir freuen uns sehr, dass die Kinder an so einem schönen Ort gut in der Stadtgesellschaft ankommen können“, sagt Stadtdirektor Jürg Stüdemann.
27 Dozent:innen unterrichten spielerisch
Auch der Direktor der VHS, Stephan Straub, ist zufrieden: „Wir bekommen viel positive Rückmeldung, alle Beteiligten sind sehr zufrieden mit dem Projekt und dem Standort – er liegt sehr zentral.“
27 Dozent:innen – fast alle Lehramtsstudent:innen – unterrichten hier. Dabei geht es nicht nur um Deutschunterricht, es geht um soziales Miteinander und erste Schulregeln. Alle haben einen anderen Bildungsstand, sprechen unterschiedliche Sprachen.
Manche sind in ihrem Herkunftsland zur Schule gegangen, manche nicht. Je zwei Dozenten*innen begleiten das niedrigschwellige Angebot. „Es muss alles spielerisch sein, weil die Niveaus so unterschiedlich sind. Schön daran ist, dass sich hier alle helfen und voneinander lernen“, sagt Dozentin Duygu Tacay.
Gemeinsam lernen und auf den Schulalltag vorbereiten
Es wird zusammen gesungen und gespielt. So lernen die Kinder und Jugendlichen die Sprache und das gemeinschaftliche Miteinander. Manche lernen erste „Schulvokabeln“ wie Klassenraum, Heft und Stift. Andere sind sehr viel weiter und bekommen Aufgaben, die ihrem Lernstand entsprechen. Bei Ausflügen wird das Wohnquartier erkundet. So lernen die Kinder erste deutsche Wörter und verknüpfen sie mit der Umwelt.
Aktuell werden in Dortmund insgesamt 19 Kurse mit 83 Dozent*nnen an acht verschiedenen Standorten angeboten, darunter das Dietrich-Keuning-Haus, die Frenzelschule Hörde, die Jugendfreizeitstätte Lütgendortmund und der Heinz-Werner-Meyer-Treff. Weitere sind geplant.
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Am Mehmet-Kubaşık-Platz soll die neue Stadtteilbibliothek für die Nordstadt entstehen
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Es kommt Leben in die Bude! (PM Nordstadt-Grüne)
Eine gefühlte Ewigkeit stand die ehemalige Filiale der Commerzbank am Mehmet-Kubasik-Platz leer. Doch jetzt regt sich Leben in dem Gebäude. Die Fenster sind neu dekoriert.
Erst vor kurzem erwarb die Stadt Dortmund das Gebäude. Schon bald soll hier eine Stadtteilbibliothek entstehen, nicht nur mit Büchern, sondern auch mit Lern- und Gruppenräumen und einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur, die vor allem von Schülerinnen und Schülern der Nordstadt genutzt wird.
Bis dahin gibt es ein spezielles Angebot für Kinder, die noch keinen Schulplatz für das kommende Schuljahr haben. Meist handelt es sich um Kinder kürzlich zugezogener geflüchteter Familien. Spätestens nach zwei Wochen erhalten die Kinder an fünf Tagen in der Woche wohnortnah ein niederschwelliges Bildungsangebot als schulvorbereitende Förderung solange, bis eine Schule sie aufnehmen kann.
Das durch die Grünen im Rat initiierte und von der VHS koordinierte Überbrückungsangebot würde normalerweise an einer Schule stattfinden. Doch die Grundschulen der Nordstadt können derzeit nicht für alle Kinder einen wohnortnahen Schulplatz bereit stellen. Viele Kinder werden deshalb zu Grundschulen in anderen Stadtbezirken gefahren.
Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum: „Das Angebot für Kinder ohne Schulplatz ist eine sehr nützliche Zwischenlösung, bis wir das Defizit an Grundschulplätzen in der Nordstadt abgebaut haben. Mit dem Kauf des Gebäudes ist zudem ein wichtiger Schritt in Richtung Stadtteilbibliothek gemacht. Wir freuen uns sehr, dass eine zentrale Forderung der Grünen aus dem letzten Kommunalwahlkampf allmählich Realität wird und die Nordstadt über 25 Jahre nach der Schließung des alten Standorts an der Münsterstraße wieder eine Bildungseinrichtung bekommt, wie sie für die anderen Stadtbezirke selbstverständlich ist.“