Der Krankenstand in Dortmund lag im zweiten Jahr in Folge auf Rekordniveau. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsbericht der AOK NordWest hervor. Danach weist die Gesamtbilanz der Krankmeldungen bei den rund 72.000 bei der AOK NordWest versicherten Arbeitnehmenden für das Jahr 2023 in Dortmund einen Krankenstand von 7,2 Prozent aus. Damit legten die Fehlzeiten noch einmal gegenüber dem bisherigen Höchststand aus 2022 mit 6,9 Prozent zu.
Krankenstand in 2023 weiter auf hohem Niveau
„Der Krankenstand liegt damit weiterhin auf Rekordniveau. Ursache für das hohe Krankheitsgeschehen waren vor allem die beiden Erkältungswellen im Frühjahr und Spät-Herbst mit vielen zusätzlichen Atemwegserkrankungen“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.
Nach einem leichten Rückgang der Krankschreibungen in den ersten beiden Coronajahren sind durch den Wegfall der Abstands- und Hygieneregeln insbesondere die Infektionskrankheiten in 2022 rasant angestiegen. Das setzte sich auch in 2023 fort. Im Jahresverlauf 2023 wurde der höchste Krankenstand im März und November mit 8,5 Prozent verzeichnet. Im Juli gab es den niedrigsten Krankenstand mit 5,9 Prozent.
Atemwegserkrankungen an der Spitze
Ursache war in erster Linie ein weiterer Anstieg bei den Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten und anderen Erkältungskrankheiten. Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen an allen AU-Fällen lag 2023 mit 26,1 Prozent mit weitem Abstand an erster Stelle. Zum Vergleich: In 2021 hingegen lag deren Anteil bei nur 17,7 Prozent.
„Husten, Schnupfen, Bronchitis und andere Erkältungskrankheiten verursachten damit deutlich mehr Arbeitsausfall als im Vergleichsjahr 2021“, so Kock.
Nach den Atemwegserkrankungen folgten die Muskel- und Skeletterkrankungen (15,3 Prozent), Verdauungserkrankungen (6,1 Prozent) und Verletzungen mit einem Anteil von 4,5 Prozent an allen AU-Fällen.
Krankenstand im Branchenvergleich
Die Erwerbstätigen in Dortmund fehlten im letzten Jahr durchschnittlich an 26,4 Tagen im Job. Im Branchenvergleich ist der höchste Krankenstand bei den AOK-Mitgliedern in Dortmund im Jahr 2023 mit 9,2 Prozent im Bereich ‚Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung‘ zu beobachten. Der niedrigste Wert war in im Bereich ‚Land- und Forstwirtschaft‘ mit 3,9 Prozent festzustellen.
Tipp: Betriebliches Gesundheitsmanagement einführen
Kock weist darauf hin, dass sich das Arbeitsleben in den letzten Jahren durch eine zunehmende Digitalisierung, dem demografischen Wandel, Fachkräftemangel, Arbeitsverdichtung und Homeoffice deutlich verändert habe.
„Die Arbeitswelt 4.0 hält Einzug in alle Branchen. Sie zeichnet sich durch eine zunehmende Digitalisierung und Globalisierung sowie durch einen Wandel der gesellschaftlichen Strukturen und Werte aus. Hier braucht es in den Unternehmen ein begleitendes betriebliches Gesundheitsmanagement. Das senkt Krankenstände und Fluktuation, steigert die Mitarbeiterzufriedenheit und führt so zu mehr Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit“, so Kock.
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Krankenstand in Dortmund im ersten Halbjahr 2024 erneut gestiegen: Atemwegserkrankungen sorgen für immer höhere Fehlzeiten (PM)
Der Krankenstand der rund 59.900 bei der AOK NordWest versicherten Erwerbstätigen Beschäftigten in Dortmund ist im ersten Halbjahr 2024 erneut gestiegen: 7,3 Prozent betrug der Wert und legte damit gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 mit 7,1 Prozent noch einmal zu. Das geht aus dem aktuellen AOK-Gesundheitsbericht hervor.
Die bei der AOK NordWest versicherten Arbeitnehmenden in Dortmund fehlten in den ersten sechs Monaten durchschnittlich an 13,3 Tagen im Job. Der Wert aus dem gleichen Vorjahreszeitraum mit 12,9 Tagen pro Kopf wurde damit noch einmal übertroffen. Am höchsten war der Krankenstand im Februar 2024 mit 8,2 Prozent. „Die Fehlzeiten legten bei den Beschäftigten in Dortmund im ersten Halbjahr 2024 noch einmal ordentlich zu. Grund dafür waren die vielen Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten und Erkältungskrankheiten“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.
Deutlich mehr Atemwegserkrankungen
Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen an allen AU-Fällen lag im ersten Halbjahr 2024 bei 26 Prozent und so mit weitem Abstand weiterhin an erster Stelle. Danach folgten Muskel- und Skeletterkrankungen (15,5 Prozent), Verdauungserkrankungen (6,2 Prozent) und psychische Erkrankungen mit einem Anteil von 4,6 Prozent an allen AU-Fällen. Die durchschnittliche Krankheitsdauer je Arbeitsunfähigkeit lag im ersten Halbjahr 2024 bei 9,5 Tagen.
Krankenstand im Branchenvergleich
Im Branchenvergleich ist der höchste Krankenstand bei den AOK-Mitgliedern in Dortmund im Jahr 2024 mit neun Prozent in der Branche Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung zu beobachten. Der niedrigste Wert war in der Branche Land- und Forstwirtschaft mit 3,9 Prozent festzustellen
Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung
Um die Lebensqualität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verbessern, unterstützt die AOK NordWest Unternehmen in Dortmund seit Jahren mit speziellen Angeboten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). „Wir bauen unsere Angebote immer weiter aus. Mit speziellem Know-how durch eigene qualifizierte Präventionsfachkräfte, persönlicher Beratung und bedarfsgerechten BGF-Angeboten unterstützen wir Unternehmen in der Region dabei, ihre Beschäftigten im Rahmen von Präventions- und Gesundheitsprogrammen zu schützen“, so Kock.
Mehr Informationen zu den AOK-Angeboten zur betrieblichen Gesundheitsförderung gibt es unter http://www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit/grundlagen/betriebliche-gesundheitsfoerderung/ im Internet.
Dachdeckerbetriebe sehen mehr Fehltage durch telefonische Krankschreibung (PM)
Um aktuelle Diskussionen um die telefonische Krankschreibung mit Fakten zu unterlegen, hat der Innungsverband des Dachdeckerhandwerks Westfalen mit Sitz in Dortmund Ende Oktober seine 1.100 Mitgliedsbetriebe zu ihren Erfahrungen mit dem Krankenstand im abgelaufenen Jahr befragt.
Danach stellen 70 Prozent der Dachdeckerbetriebe für 2024 einen erhöhten Krankenstand fest und bestätigen damit die von der DAK-Gesundheit und dem AOK-Bundesverband festgestellte außergewöhnlich hohe Zahl an Krankschreibungen. Bei der Suche nach den Ursachen sind 75 Prozent der befragten Unternehmer der Ansicht, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Arbeitsunfähigkeiten und der Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung besteht.
Ärztliche Kontrolle fehlt
„Niemand will seinen Beschäftigten absichtlichen Missbrauch der telefonischen Krankschreibung unterstellen, aber offensichtlich sinkt durch den leichten Weg des telefonischen Arztkontaktes die Hemmschwelle, sich krankschreiben zu lassen“, so Karl-Heinz Ester, Vorsitzender des Innungsverbandes. „Die Krankenkassen stellen mehr psychische Erkrankungen und mehr Atemwegserkrankungen fest. Das ist für unsere Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels alarmierend.
Auf der Suche nach den Ursachen vermissen wir als Arbeitgeber allerdings die notwendige ärztliche Kontrolle.“ Unter den Dachdeckerbetrieben herrscht deshalb berechtigte Skepsis. Drei Viertel der Innungsbetriebe (75 Prozent) sieht nach der Umfrage die telefonische Krankschreibung als Ursache für die deutliche Steigerung der Fehltage. Rund ein Drittel (32 Prozent) von ihnen schätzt dabei sogar eine Steigerung von bis zu 30 Prozent.
Erleichterung für Ärzte, Belastung für Betriebe
Angesichts dieser Entwicklung sprechen sich 85 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe für eine Abschaffung der telefonischen Krankschreibung aus. Nur 5 Prozent plädieren für die Beibehaltung. „Die Pandemie ist vorbei und es ist an der Zeit, die Aktualität der damals sicher sinnvollen Instrumente zu überprüfen“, plädiert Karl-Heinz Ester.
„Bei allem Verständnis für die Überlastung der Ärzte und zu volle Praxen kann es nicht sein, dass man die Entscheidung über eine Krankschreibung letztendlich dem Anrufer selbst überlässt. Das öffnet Tür und Tor für einen leichten Missbrauch und stellt letztendlich diejenigen in ein schlechtes Licht, die wirklich erkrankt sind. Wir brauchen hier eine tragbare politische Entscheidung und sprechen uns nachdrücklich für eine Überprüfung des Instruments durch die Bundesregierung aus. Die derzeitige Regelung erleichtert zwar die Arbeit der Ärzte, sie erschwert sie aber jeden Tag für uns im Handwerk.“