Neuer Lehrstuhlinhaber für Migrations- und Bildungssoziologie

Antrittsvorlesung gehalten: Die TU Dortmund heißt Prof. Aladin El-Mafaalani willkommen

Prof. Aladin El-Mafaalani, seit April 2024 Inhaber des Lehrstuhls für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund, hielt seine Antrittsvorlesung.
Prof. Aladin El-Mafaalani, seit April 2024 Inhaber des Lehrstuhls für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund, hielt seine Antrittsvorlesung. Foto: Martina Hengesbach/TU Dortmund

Seit dem 1. April ist Prof. Aladin El-Mafaalani Professor für Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund. Nun hat der Soziologe seine Antrittsvorlesung gehalten und gab dabei einen Ausblick auf die Fragestellungen und Themen, die er fortan an der Fakultät Sozialwissenschaften erforschen möchte.

„Superdiverse Kindheiten in der alternden Gesellschaft“

Groß war der Andrang im Hörsaal 2 der Emil-Figge-Straße 50: Zahlreiche Studierende, Mitarbeiter:innen und Gäste wollten bei der Antrittsvorlesung von Prof. Aladin El-Mafaalani mit dabei sein. Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Dekanin der Fakultät Sozialwissenschaften, Prof. Nicole Burzan, präsentierte El-Mafaalani dem Publikum seine aktuellen und zukünftigen Forschungsvorhaben unter dem Titel „Superdiverse Kindheiten in der alternden Gesellschaft“, der seine hauptsächlichen Forschungsgebiete Bildung, Integration und Rassismus aufgriff.

Prof. Aladin El-Mafaalani mit Prof. Nicole Burzan, die Dekanin der Fakultät Sozialwissenschaften.
Prof. Aladin El-Mafaalani mit Prof. Nicole Burzan, die Dekanin der Fakultät Sozialwissenschaften. Foto: Martina Hengesbach/TU Dortmund

Alle drei Aspekte sind in Deutschland vor allem bei den jüngsten Altersgruppen von großer Relevanz: „Ungleichheiten sind sehr früh angelegt, die Kindheit ist daher aus ungleichheitssoziologischer Perspektive interessant“, erklärte er.

Auch die Migration spiele insbesondere bei den Jüngeren eine große Rolle. Diese befindet sich in Deutschland im Wandel, was durch den Begriff „Superdiversität“ beschrieben wird: Diverse Gesellschaften werden komplexer, wenn immer mehr Personen aus immer mehr Herkunftsländern einwandern, wobei auch jede Gruppe in sich immer diverser wird.

„Die heutigen Rentner:innen mit Migrationshintergrund sind im Vergleich mit jüngeren Altersgruppen relativ homogen: Die Personen stammen aus weniger Ländern und sind nahezu alle nicht in Deutschland geboren“, sagte El-Mafaalani. Heutige Kinder mit Migrationshintergrund können frisch zugewandert und ohne Deutschkenntnisse sein oder aber in Deutschland geborene, sich als Deutsche fühlende Enkelkinder der ersten Einwanderergeneration. Zudem gibt es mehr Einwanderung aus ethnisch diversen Ländern wie Syrien, deren Bevölkerung verschiedenen Religionen angehört und viele Sprachen spricht.

Wie können Lehrer:innen sehr diverse Klassen unterrichten?

„Die Alltagswelt von Kindern unterscheidet sich also auch innerhalb von Migrantenfamilien sehr. Die Forschung erfasst jedoch kaum, was migrantische Kinder im Alltag erleben“, sagte El-Mafaalani. In der Bildungsforschung sei es daher nötig, die Kinder detailliert zu betrachten und nicht nur in „mit“ oder „ohne Migrationshintergrund“ einzuteilen. Entsprechende Fallstudien an Grundschulen hat El-Mafaalani bereits durchgeführt. Ein Vorhaben soll sich nun der Frage widmen, wie man dies im großen Maßstab untersuchen kann, und wie man Lehrer:innen befähigen kann, sehr diverse Klassen zu unterrichten.

Prof. Aladin El-Mafaalani
Prof. Aladin El-Mafaalani moderiert u.a. auch den Talk im DKH in der Nordstadt.

Auch außerhalb des Themas Migration ändern sich die Rahmenbedingungen von Kindheit, erklärte El-Mafaalani: Familienformen seien diverser als früher, egal ob es um Patchwork-, Regenbogenfamilien oder andere Konstellationen gehe. Auch die Digitalisierung sei bereits im Kindesalter relevant.

Zudem würden bestimmte Funktionen von Familie wie Erziehung, Sozialisation oder Fürsorge zunehmend in (staatliche) Institutionen verlagert, da die Kinder immer mehr Zeit in der Betreuung verbringen. Hier möchte El-Mafaalani unter anderem untersuchen, ob und wie Kinder in Institutionen Partizipation und Selbstwirksamkeit, aber auch emotionale Wärme erleben können.

Demografische Spannungsfelder werden ein weiterer Forschungsschwerpunkt des Soziologen sein. So steht der Renteneinstieg der großen „Babyboomer“-Generation bevor, Kinder hingegen seien eine demografische Minderheit und Eltern von Minderjährigen eine demokratische Minderheit. Daraus könnten Interessenskonflikte resultieren.

Zur Person:

  • Prof. Aladin El-Mafaalani forscht seit vielen Jahren zu den Themen Bildung, Integration und Rassismus und wohnt seit über 20 Jahren in Dortmund.
  • Zunächst Lehrer am Berufskolleg in Ahlen, lehrte er nach seiner Promotion in Soziologie an der Ruhr-Universität Bochum Politikwissenschaften an der Fachhochschule Münster.
  • Zuletzt war er Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück.
  • Bekannt wurde er vor allem durch sein Buch „Das Integrationsparadox“ aus dem Jahr 2018.
  • Im Dezember 2022 war El-Mafaalani bereits zu Gast an der TU Dortmund und hielt den Festvortrag bei der Akademischen Jahresfeier. Für sein herausragendes Engagement und seine Arbeit hat ihm der Bundespräsident 2023 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

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