
Von Sandra Danneil
Das Internationale Frauen Film Fest Dortmund+Köln ist Deutschlands größtes Forum für Frauen in der Filmbranche – wie gewohnt mit einer großen Bandbreite an Filmen von Frauen aller Genres und Stilrichtungen. Am Festivalstandort Köln stellt das IFFF vom 16. bis 21. April 2024 ein facettenreiches Filmprogramm vor, dessen Highlights auch in Dortmund zu sehen sein werden.
IFFF – Seit 1983 eine Brandmauer feministischer Filmkultur
Seit mehr als 40 Jahren trägt das Internationale Frauen Film Festival Dortmund+Köln dazu bei, dass Filme von Regisseur*innen mehr gesehen und geschätzt werden. Das jährliche Film-Event steht im Zeichen von Sichtbarkeit und Empowerment von Frauen in allen Gewerken der Kinoindustrie: neben Regisseur:innen werden auch in diesem Jahr wieder Produzent:innen und Komponist:innen, Schauspieler:innen und viele mehr willkommen geheißen, um mit ihrem Publikum das Kino zu feiern und aktuelle Themen zu diskutieren.

In Dortmund werden Beiträge aus allen Festival-Sektionen gezeigt. Auf dem Programm stehen brandneue Filme von internationalen Regisseur:innen unter anderem aus den Sektionen „begehrt! – filmlust queer“, „Panorama“ und dem „Fokus: Rage & Horror“.
Auch junge Kino-Fans sind wie immer herzlich willkommen. Das Programm für Kinder und Jugendliche läuft immer vormittags und richtet sich an Besucher:innen von der Kita bis zur Oberstufe. Auch jüngste Cinephile können in einem handverlesenen Filmprogramm erleben, wie man zum Perspektivwechsel angeregt wird, wozu man Geschlechterklischees hinterfragt und warum Filme auch Mut machen können.
COPA 71 (2023): Zeitreise in eine unrühmliche Vergangenheit
Obwohl das Festival in diesem Jahr vor allem in Köln stattfindet, zeigt das IFFF seine erlesensten Beiträge auch in Dortmund. In der Schauburg geht es direkt mit einer Deutschlandpremiere los. Am 18. April um 18 Uhr präsentiert das Traditionskino in der Brückstraße den Dokumentarfilm COPA 71 (2023) des britischen Regie-Duos Rachel Ramsay und James Erskine.

Der Film beschäftigt sich mit einem Dortmunder Lieblingsthema – dem Fußball. Genauer gesagt, geht es um die beschämende Geschichte eines der erfolgreichsten Frauenfußball-Großereignisse der Neuzeit. COPA 71 meint die 1971 in Mexiko veranstaltete Frauenfußball-Weltmeisterschaft, deren sagenhafte Errungenschaften noch viele Jahrzehnte lang vom Argwohn des Fifa-Patriarchats verhöhnt wurden.
Der Film erinnert an die unrühmliche Geschichte des Kampfes von Profisportlerinnen, die sich nicht nur seit den frühen 1970er Jahren für finanzielle Gleichberechtigung im männerdominierten Fußball einsetzten. Zur Premiere am kommenden Donnerstag Abend können sich Interessierte auf spannende Gäste wie die ehemalige Nationalspielerin und gebürtige Bochumerin Petra Landers freuen.
TIGER STRIPES (2023): Jugendliche Rebellion und das ‚Monstrous-Feminine‚

Ein Genre, welches im letzten Jahr noch mit als „zu männlich besetzt“ abgewunken wurde, ist im Festivaljahr 24 thematischer Fokus des IFFF: Im Programm „Rage & Horror“ versprechen die Filmbeiträge eine Spurensuche nach Erzählungen von weiblicher Wut und feministischem Horror quer durch die Filmgeschichte.

In der Dortmunder Schauburg zu sehen ist die internationale Koproduktion TIGER STRIPES (2023).
Der Bodyhorror-Film der malaysischen Filmemacherin Amanda Nell Eu handelt von der zwölfjährigen Zaffan und ihrer ‚monstruatösen‘ Rebellion gegen soziale Ausgrenzung und elterliche Verbote. Der Spielfilm wurde schon bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 gezeigt und gewann dort den Hauptpreis der Kritikerwoche.
ELLBOGEN (2024): Vom Suchen und Finden zwischen zwei Welten

Mit dem Film ELLBOGEN (2024) eröffnet das IFFF sein sechstägiges Programm in Köln. Die Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Fatma Aydemir ist nach zwei preisgekrönten Dokumentarfilmen der erste abendfüllende Spielfilm der Berliner Regisseurin Asli Özarslan.
Auch Dortmunder Cineasten bekommen die Gelegenheit, den Film ELLBOGEN am 20. April schon weit vor dem offiziellen Kinostart zu sehen. In ihrem Debüt erzählt Özarslan die Geschichte von der jungen Hazal und ihrer transformativen Reise zwischen Berlin und Istanbul.
Alle Infos zu den IFFF-Highlights in der Dortmunder Schauburg:
- Do, 18.04.,18:00 COPA 71 (GB 2023, Dokumentarfilm 91’ OmU, R: Rachel Ramsay, James Erskine) // „Frauenfußball Special Screening“ / Deutschlandpremiere
Fr, 19.04.,18:00 TIGER STRIPES (MY/TW/SG/FR/DE/NL/ID/QA 2023, Spielfilm 95’, OmU, R: Amanda Nell Eu) // „Fokus: Rage & Horror“ - Sa, 20.04.,18:00 ELLBOGEN (DE / TR / FR 2024, Spielfilm 86’ OmeU, dt. UT, R: Aslı Özarslan) // „Debüt-Spielfilmwettbewerb“
- Weitere Termine, Preise zu Tickest und das volle Programm findet man auf der Homepage des IFFF Dortmund+Köln.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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Aslı Özarslan gewinnt mit ELLBOGEN den Internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerb 2024
Am Sonntagabend erhielt Aslı Özarslan in Köln beim IFFF Dortmund+Köln den mit 10.000 Euro dotierten Preis für die beste Regie eines Debüt-Spielfilms. Sie war eine von acht internationalen Teilnehmer*innen des internationalen Wettbewerbs. Über die Vergabe entschieden in der Jury die deutsche Schauspielerin und Aktivistin Thelma Buabeng, die Regisseurin Cristina Andreu Cueavas, Präsidentin des spanischen Verbandes von Filmemacher*innen CIMA, und die US-amerikanische Regisseurin Jennifer Reeder.
Ihre Entscheidung begründeten sie wie folgt:
»Wir zeichnen einen Film aus, der die Teenagerzeit junger Frauen feiert und zugleich ein erschütterndes Porträt systemischer Intoleranz zeichnet. Die Botschaft ist zeitgemäß und überfällig zugleich. Sie spiegelt die Situation der Frauen von heute wider und fordert uns auf, dafür zu sorgen, dass es den Frauen von morgen besser geht. Das Erwachsenwerden ist nicht für alle jungen Frauen gleich und scheint manchmal ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, vor allem, wenn man ständig Außenseiterin ist und nur versucht, den Tag zu überstehen. So wie die Protagonistin dieses Films, die gleichzeitig unendlich verletzlich und unendlich widerstandsfähig ist. Für sie ist Frauenfreundschaft eine Überlebensstrategie, und am Ende des Films wissen wir nicht, wie sie den nächsten Tag überstehen wird. Dieser Film hat eine Energie von großer Dringlichkeit und erstaunlicher Authentizität – von den Performances vor der Kamera bis zur Zusammenarbeit hinter der Kamera. Eine solche Schwesternschaft ist nie selbstverständlich. Hier ist sie in jedem Bild dieses Films zu sehen, der uns allen als Weckruf zur Veränderung in Erinnerung bleiben wird. Es muss eine Veränderung geben. Frauen tragen die Last dieser Welt. Wir sind klug. Wir sind schön. Wir sind wütend. Wir haben Stimmen. Wir haben Ellbogen.«
ELLBOGEN ist die Verfilmung des Romans von Fatma Aydemir und feierte im Februar bei der Berlinale Premiere. Er erzählt die Geschichte der 17jährigen Berlinerin Hazal, deren Leben von Ausgrenzungserfahrungen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft geprägt ist. Sie will eine Ausbildung, sie will glücklich sein. Nach einem gescheiterten Geburtstags-Clubabend geschieht ein folgeschweres Unglück und Hazal flieht von Berlin nach Istanbul.
ELLBOGEN war der Eröffnungsfilm des IFFF Dortmund+Köln und wurde in insgesamt vier ausverkauften Vorstellungen vom Publikum begeistert aufgenommen. Es ist der erste große Filmpreis für ELLBOGEN, den Aslı Özarslan am Abend bei der feierlichen Preisverleihung im Filmforum NRW persönlich entgegen nahm. Damit gewann erstmalig eine deutsche Produktion den Debüt-Spielfilmwettbewerb in Köln. Der Frankfurter Verleih jip film&verleih, auch Koproduzen von ELLBOGEN, wird den Film im Herbst in die Kinos bringen.
Die 41. Ausgabe des IFFF Dortmund+Köln war eine der erfolgreichsten in der Geschichte von Deutschlands ältestem internationalen Frauenfilmfestival – einem der größten weltweit. Zahlreiche Vorstellungen in den Festivalkinos Filmhaus Köln, Filmforum NRW, Odeon, Filmpalast und der Schauburg Dortmund waren voll und oft ausverkauft. Das Festival verzeichnete eine Rekordzahl von mehr als 500 Akkreditierten aus der Filmbranche, den Medien und von Hochschulen.
Die künstlerische Leiterin des Festival Dr. Maxa Zoller zeigte sich mehr als zufrieden und motiviert für die kommenden Festivals: »Eine Festivalausgabe, die Rekorde gebrochen und viele neue Wege eröffnet hat – sowohl filmisch, als auch, was das Netzwerk von weiblichen Filmschaffenden angeht. Ob die Politik auch den Weg zu einer gleichberechtigten Filmindustrie einschlagen wird, ob sie die Quotenförderung im Filmfördergesetz verankern und so Frauen ganz besonders unterstützen wird – das ist nun die Gretchenfrage.«
Die weiteren Preisträger*innen des IFFF Dortmund+Köln 2024
ECFA Short Film Award für KUGELFISCH von Julia Ocker
Seit 2020 vergibt das Festival den ECFA-Preis an den besten Kurzfilm für Kinder. Nominiert sind europäische Filme aus dem Kinder- und Jugendprogramm des Festivals mit einer Länge von bis zu 30 Minuten. Die Jury war 2024 mit Mitgliedern der European Children’s Film Association besetzt: Julia Fleißig (Lucas Festival Frankfurt), Tessa van Grafhorst (De Kinderbioscoop, Amsterdam) und Hilde Steenssens (Filem’On Festival, Belgien) zeichneten den vierminütigen deutschen Animationsfilm KUGELFISCH aus. Er geht der Frage nach, wie man als kleiner, friedliebender Kugelfisch große, bedrohliche Fische in die Flucht treiben kann…
Jurybegründung:
»Warum pumpen wir uns oft auf und tun so, als wären wir jemand anderes? Der Schein kann trügerisch sein. In diesem Film verbinden wir uns mit einem kleinen verspielten Fisch, der sich aufbläht, wenn er sich von einem größeren Fisch bedroht fühlt. Die Filmemacherin hat einen neuen Film geschaffen, in ihrem einzigartigen humoristischen, grafischen und kompakten Stil. Es ist ihr wieder gelungen, eine subtile und vielschichtige Geschichte in einem hellen Film zu erzählen. Die Regisseurin traut sich, buchstäblich aus dem Rahmen zu fallen, um deutlich zu machen, dass der kleine Fisch an seine Grenzen stößt. Julia Ocker hat es wieder geschafft, sie hat ein Juwel in ihrem Universum geschaffen.«
SHOOT Preis 2024 für Laura Engelhardt
IFFF Dortmund+Köln Nachwuchspreis für Künstler*innen der Kunsthochschule für Medien Köln: Der Nachwuchspreis Shoot ist eine von der Kunsthochschule für Medien Köln gestiftete Auszeichnung für die herausragende künstlerische Leistung einer Absolventin. 2024 ging der mit 1.000 € dotierte Preis an Laura Engelhardt für ihre Arbeit MASCHA. Die Jury war mit Conny Beißler (Bildgestalterin), Elke Kania (Filmwissenschaftlerin) und Nicole Rebmann (Kuratorin) besetzt.
Jurybegründung:
»Laura Engelhardt hat mit MASCHA einen intensiven Film über eine selbstbestimmte junge Frau gemacht, der nachwirkt und zum Nachdenken über gesellschaftliche Missstände anregt, ohne die Menschlichkeit aus dem Auge zu verlieren. Ihre neueste Arbeit ist ein Paradebeispiel für filmisches Erzählen: Story und Form werden mit einem tollen Gespür für Timing und Rhythmus gekonnt verbunden. Mascha trägt nur das Nötigste im Gepäck. Alle Einstellungen sind wohl überlegt und perfekt konzipiert. Dialoge sind auf ein Minimum reduziert, die ökonomische Erzählung vertraut auf die filmische Bildsprache. Die Verdichtung und Komprimierung verleihen dem Film eine Zeitlosigkeit. Es ist ein minimalistisches Drama, das Laura Engelhardt hier ausbreitet. Sie lotet einen Zustand der Krise aus, der die Protagonistin in ihren Möglichkeiten stark einschränkt. Diese ist trotz aller Härte kein Opfer. Ihre Entscheidungen basieren auf Klugheit, Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit. Sie wird stark, würdevoll und unprätentiös dargestellt. Wie Mascha auf die ökonomische Not und ihre prekäre Situation reagiert, ihre Beherrschtheit und Pragmatik bestimmt den Fortgang des Films. Geschickt bedient sich die Fiktion dokumentarischer Mittel. Die einfühlsame und realistische Darstellung eines virulenten gesellschaftlichen Themas trägt zur Authentizität und Eindringlichkeit des Films bei.«
Nationaler Wettbewerb für Bildgestalter*innen
Die Preisträger*innen waren bereits vor dem Festival ermittelt und bekannt gegeben worden. Die beiden Preise in den Kategorien Spielfilm und Dokumentarfilm gingen an die Bildgestalter*innen Caroline Spreitzenbart für den hybriden Dokumentarfilm LIFE IS NOT A COMPETITION, BUT I’M WINNING und an Greta Isabella Conte für den Spielfilm DIE FEIGE SCHÖNHEIT. Die Jury war mit den Bildgestalter*innen Yoliswa von Dallwitz, Antonia Kilian und Agnesh Pakozdi besetzt. Sie vergaben außerdem eine lobende Erwähnung an Jana Bauch für den Dokumentarfilm WAS BRENNT.
Der Wettbewerb ist weltweit einzigartig und wird seit 2001 vergeben. In diesem Jahr wurden die Preisgelder von jeweils 2.500 € zum ersten Mal von dem Dortmunder Kameraverleih CineOne und sPOTTligh Dortmund gesponsert.
choices Publikumspreis
Der mit 1.000 € dotierte choices Publikumspreis ging an die britische Produktion COPA 71 von Rachel Ramsay und James Erskine. Sie gehen in ihrem Dokumentarfilm der Geschichte einer der am besten besuchten Frauensportveranstaltungen aller Zeiten nach – die Copa 1971 in Mexiko-City, die völlig in Vergessenheit geraten ist. Was ein Startschuss in den weltweiten Frauenfußball hätte sein können, fand keinerlei weitere Unterstützung. Der Film feierte beim IFFF Dortmund+Köln seine Deutschlandpremiere und lag nach Auszählung der letzten Stimmen im Publikumsvoting vorne. An der Abstimmung nahmen alle aktuellen Festivalfilme teil, die nicht älter als zwei Jahre sind und eine Filmlänge ab 60 Minuten haben.
Alle Preise wurden am Abend bei der feierlichen Preisverleihung im Filmforum NRW vergeben.
2025 wird das Festival mit seinem Hauptprogramm Anfang April wieder in Dortmund stattfinden.
Statements zum 34. Deutschen Kamerapreis (PM IFFF)
Statements und Appelle der Preisträgerinnen des Nationalen Wettbewerbs für Nachwuchs-Bildgestalter*innen 2024 des IFFF Dortmund+Köln anläßlich der Verleihung des 34. Deutschen Kamerapreises
Morgen Abend findet die Verleihung des 34. Deutschen Kamerapreises in Köln statt. Aus 449 Einreichungen wurden 18 Nominierungen ausgewählt, darunter ist keine einzige Frau! Bei der Abschlußveranstaltung des 41. Internationalen Frauen Film Fest Dortmund+Köln am 21. April in Köln hatten die Preisträgerinnen des Nationalen Wettbewerbs für Nachwuchs-Bildgestalter*innen (einem in der Form weltweit einzigartigen Wettbewerb) den Abend diesbezüglich für Statements und Appelle genutzt, die wir als Festival absolut unterschreiben. Wir senden Sie Ihnen nachstehend zur Information und Einordnung der Preisverleihung am Freitag.
»Geschichten in Bildern zu erzählen haben wir uns zum Beruf gemacht. Kameraleute machen das, was wir wahrnehmen, sichtbar und beeinflussen die Erzählung stark in ihrer Wirkung. Deshalb ist es so wichtig, auch hinter die Kamera zu blicken und zu sehen, wer diese Bilder macht.
Zum diesjährigen deutschen Kamerapreis wurden ausschließlich Kameramänner nominiert. Ein Argument dafür war, das eben dies die besten Einreichungen waren. Doch wird nicht diese Beurteilung durch unsere Sehgewohnheiten stark beeinflusst? Empfindet man nicht das, was man kennt, als qualitativ hochwertig und gut? Ist es nicht hauptsächlich die Arbeit von Männern, die man auf der Leinwand sieht?
Wir fragen uns, ob dies eine Botschaft für uns sein soll, nicht gut genug zu sein. Dabei sind wir doch die, die mehr zu erzählen haben, als den Male Gaze. Auch hier stecken wir noch immer in der binären Diskussion fest, wo es um männlich und weiblich geht. Wir finden, es ist Zeit, für einen gemeinsamen diversen Blick durch die Kameras. Und eine deutsche Filmbranche, die diese Vielfalt an Perspektiven fördert und schätzt.«
Caroline Spreitzenbart (Preis für die beste Bildgestaltung in dem Dokumentarfilm Life is Not a Competition, But I’m Winning)
»Sich hier einen Raum mit so vielen wundervollen, starken Künstlerinnen zu teilen und sich zu connecten, ist für uns sehr empowernd und inspirierend. In unserer Gesellschaft ist es leider oft nicht leicht, sich selbst zu behaupten. Wir müssen lernen, für uns selbst einzustehen, um ernst und wahrgenommen zu werden. Es ist ein langer und für viele von uns ein harter Prozess, sich diese Skills anzueignen bzw. das Mindset zu erkennen.
Den oft kräftezehrenden Spagat zu schaffen, allen Rollen gerecht zu werden und dabei noch einen langen Atem zu haben: Als Frau, Künstlerin, Chefin, Head of Department, Mutter, usw. Rollen, für die wir Verantwortung übernehmen und uns dennoch rechtfertigen und etablieren müssen. Umso wichtiger ist es, sich in einer männlich dominierten Filmbranche gegenseitig zu unterstützen und zu stärken, anstatt sich permanent zu duellieren. Die alten Machtstrukturen aufzubrechen, um eine neue Wertschätzung entstehen zu lassen.
Daher wünschen wir uns einheitlich mehr Anerkennung, Wertschätzung und Respekt für die Arbeit, die gerade viele weibliche Künstlerinnen leisten und sind heute dankbar dafür, hier zu sein. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Aber Veranstaltungen wie diese hier schaffen einen Rahmen für mehr Transparenz für ALLE diejenigen, die oft nicht gesehen oder übersehen werden. Künstlerinnen die so viel tolles Leisten! What if the future of film is not only female? What if the future of film is diverse?!«
Greta Isabella Conte (Preis für die beste Bildgestaltung in dem Spielfilm Die feige Schönheit)
Hey, Hi, Hello! Filmprogramm für Kinder und Jugendliche beim IFFF in Dortmund und Köln, 1. – 6. April 2025 (PM)
Nachwuchsförderung und Filmbildung werden beim Internationalen Frauen Film Fest Dortmund+Köln ganz groß geschrieben. Deshalb arbeitet das biennal zwischen Dortmund und Köln wechselnde Festival intensiv dafür, das Programm für Kinder und Jugendliche jedes Jahr in beiden Städten zu präsentieren. Das gewährleistet eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen. Vor allem wird das junge Publikum stetig darin ermutigt, Filme zu deuten, zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und zu genießen.
Das diesjährige Programm setzt stark auf Dokumentarfilme und auf kurze Formate, denn letztere machen filmische Formen in ihrer faszinierenden Bandbreite besonders gut erlebbar. Wir zeigen Filme mit jungen Protagonist*innen, die sich nicht in Rollen zwängen lassen. Sie suchen in einer komplexen Welt Orientierung und wachsen an ihren Herausforderungen. Wie Emilia, die ein Jahr nach ihrer Flucht aus der Ukraine zum ersten Mal an einem Abenteuercamp teilnimmt. Der Dokumentarfilm Grip von Laura De Baudringhien folgt dem Weg, auf dem Emilia ihren Ängsten begegnet und über sich hinauswächst. Der norwegische Spielfilm Warrior Heart von Marianne Ulrichsen erzählt von der zwölfjährigen Vilja, die an ihrem Sport, dem Ringen, trotz aller Schmerzen und Niederlagen festhält.
Die Filme stehen für Offenheit gegenüber anderen Lebensweisen ein, für Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung, für den Mut zum Anderssein und auch dafür Missstände nicht zu akzeptieren. Der deutsch-tansanische Dokumentarfilm Das leere Grab von Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay bearbeitet beeindruckend und sehr nachvollziehbar das Thema der Deutschen Kolonialherrschaft in Tansania. Der Raub der Gebeine ihrer Vorfahren, die während der Kolonialzeit für rassistische Forschung nach Deutschland gebracht wurden, ist für die Familien Bnano und Kayaa bis heute verbunden mit tiefem Schmerz. Der Film begleitet ihren unablässigen Kampf um die Rückführung der Gebeine.
Die Nachricht einer Freundin versetzt Pati einen Schock: Ein Hacker sendet Nacktfotos von ihr an Menschen aus ihrem Adressbuch und versucht bald darauf sie zu erpressen. Pati nimmt den Kampf auf und stellt fest, dass Tausende andere auf der ganzen Welt auf die gleiche Weise erpresst werden. Der spanische Dokumentarfilm My Sextortion Diary von Patricia Franquesa thematisiert Fragen von digitaler Gewalt, Macht und Ohnmacht, Scham und Selbstermächtigung.
Vom 1. bis zum 4. April bieten wir eine Auswahl von insgesamt 21 Filmen aus 13 Ländern. Animationsfilme, Spiel- und Dokumentarfilme und sogar zwei Stummfilme stehen auf dem Programm. Wir freuen uns auf Filmfans von der Kita bis zur Oberstufe. Alle Vorstellungen werden von einer erfahrenen Filmvermittlerin begleitet, teilweise werden auch Filmschaffende anwesend sein.
ECFA Short Film Award
Im Rahmen des Programms wird seit 2020 der ECFA Short Film Award ausgelobt. Der undotierte Preis wird von einer dreiköpfigen Jury, bestehend aus Mitgliedern der European Children’s Film Association, an einen europäischen Kurzfilm für Kinder vergeben. Nominiert sind Filme bis 30 Minuten Länge. Die Auszeichnung wird im Rahmen der Berlinale vergeben.
Die vollständigen Programme für Dortmund und Köln finden mit Infos und Trailern Sie auf unserer Website.
https://frauenfilmfest.com/festivalprogramm-fuer-kinder-und-jugendliche-2025/
Anmeldungen sind ab sofort möglich.
Ansprechpartnerin für die Beratung und Buchung ist die verantwortliche Kuratorin des Programms, Jule Murmann: kinderundjugend@frauenfilmfest.com
IFFF Dormtund + Köln: Die hochpolitischen Programme der Sektionen Panorama und begehrt! filmlust queer treten ein für Beharrlichkeit, Komplexität und Ambivalenz
Erschöpfung geht um: Kriegszustände, unlösbare politische Konfliktsituationen und lange bestehende Ungerechtigkeiten fordern unsere Aufmerksamkeit über Jahre hinweg. Wo Familiengeheimnisse lange verdrängt wurden oder Arbeitskämpfe gegen rigide Strukturen bestehen müssen, braucht es Durchhaltevermögen. Diesen andauernden Verhältnissen begegnen die Filme im Panorama mit neuer Kraft, sie sehen noch genauer hin und ermöglichen in geduldigen Langzeitbeobachtungen Perspektivwechsel. Sie wiederholen Erinnerungen, dekonstruieren sie – ziehen und zerren an dem Unaushaltbaren.
Das Panorama ist beim IFFF Dortmund+Köln die Plattform für Dokumentar- und Experimentalfilme. In neun Programmen und darin drei Deutschlandpremieren sehen wir Filme, die mit besonderer formaler Gestaltungskraft Zeitgeschehen und aktuelle Stimmungen reflektieren. Die diesjährigen Rekord-Einreichungen für die Sektion sind nicht zufällig, sondern Zeichen für die Tendenz, unserer krisengeschüttelten Welt durch das Dokumentarische zu begegnen. Kuratiert wird das Panorama von Vivien Buchhorn und Bernadette Kolonko.
Nach der gefeierten und preisgekrönten Uraufführung von Die Möllner Briefe bei der Berlinale laden wir anlässlich der Festivaleröffnung zur NRW-Festivalpremiere ein. İbrahim Arslan und seine Familie haben bei den rassistischen Brandanschlägen in Mölln 1992 drei Angehörige verloren. Unzählige Briefe der Solidarität erreichten die Betroffenen nie, sondern verschwanden im Archiv von Mölln und wurden nur durch Zufall gefunden. Martina Priessner begleitet die Protagonist*innen in ihrem Dialog mit Behörden und im Kontakt zu den Briefschreibenden. Die Möllner Briefe beschreibt, wie eine Kultur des Erinnerns aussehen könnte.
We Are Inside von Fahra Kassem fängt die Beharrlichkeit einer Tochter ein, die zwischen Gedichtzeilen die Nähe zum Vater findet. Draußen drängt die Revolution auf die Straßen Tripolis. Ein feinsinniges Porträt zweier Menschen, die sich über die Kunst der Worte annähern. Die Deutschlandpremiere von Sudan, Remember Us von Hind Meddeb zeigt Bilder der Revolution im Sudan und der Solidarität zwischen Frauen, die sich der unvorstellbaren Gewalt entgegenstellen. Ebenfalls in der Deutschlandpremiere präsentieren wir IDUU – Island Stories von Miriam Ernst. Der Vulkan Iddu bestimmt seit Jahrhunderten das Leben auf Stromboli: eine Gemeinschaft umgeben von den Wellen des Meeres. Wie sieht der Alltag am Fuße eines Vulkans aus, der das Leben jeden Moment unmöglich machen kann? Union von Brett Story und Stephen Maing dokumentiert in der Tradition des Direct Cinema den Arbeitskampf bei Amazon in New York. Während Jeff Bezos sich mit einem Flug auf den Mars beschäftigt, intensiviert sich der Stimmenkampf und mit ihm die Zerwürfnisse innerhalb der Gruppe. Die Befreiung des Biopics: Mit Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache gelingt es der Regisseurin Sabine Herpich, den künstlerischen Ausdruck der Musikerin in seiner ganzen Tiefe ins Bild zu setzen. Ein lebensbejahendes Porträt und ein Dialog zwischen Kunstarbeiterinnen.
In den Panorama Formfragen ergänzen innovative Techniken und kreative Methoden die klassische Kinoerfahrung. In diesem Jahr ist dies eine Langzeitbeobachtung über 30 Jahre. Vier Dokumentarfilme von Aysun Bademsoy aus den Jahren 1995-2024 entfalten ein vielschichtiges Porträt der ehemaligen Fußballspielerinnen des BSC-Agrispor in Berlin-Kreuzberg. Wir sehen Frauen, die Suchende bleiben und Lebenswege, die generationsübergreifend geprägt werden.
Alongside: begehrt! – filmlust queer plädiert für Komplexität und Ambivalenz
In der queeren Sektion beschäftigen sich die Filme aus u.a. Brasilien, Südkorea und Ghana mit den Themen Gender, Familie, Identität, Klasse, Ökologie und Widerstand. Immer wieder stellt sich die Frage wie ein nicht-binäres Denken unsere Welt verändern, verbessern kann. Unter dem Titel »Alongside« sind in in neun Programmen – und darin vier Deutschlandpremieren – aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu sehen. Sie lassen verschiedene Geschichten, Stimmen, Perspektiven nebeneinander stehen und lassen eine Vielstimmigkeit zu, die in der queeren community besonders gelebt wird. Ein Vortrag von Elahe Haschemi Yekani und eine Begegnung mit den kreativen Köpfen hinter der queeren Erfolgsserie Schwarze Früchte komplettieren die Auswahl.
Das programmatische »Nebeneinander« wird auch in der eigenen Festivalarbeit gelebt: die Autorin, Medienkulturwissenschaftlerin und Kuratorin Lisa Tracy Michalik und die Kuratorin, Künstlerin und Dozentin Karin Michalski sind seit diesem Jahr zusammen mit Natascha Frankenberg für die Sektion verantwortlich.
In dem Dokumentarfilm La Déposition (Deutschlandpremiere) gelingt es dem Vater jahrelang nicht, sich an die Seite seines queeren Sohns zu stellen. Claudia Marschal steht nicht nur als Filmemacherin, sondern auch als Cousine hinter der Kamera und beobachtet Vater und Sohn in ihrer Bewegung zueinander und gegen die machtvolle Institution der katholischen Kirche. Zeiten überlappen sich auch in der südkoreanischen Literaturverfilmung Concerning my Daughter, den wir als Deutschlandpremiere präsentieren. Die Regisseurin Mi-rang Lee verhandelt über das Motiv der Generationen Fragen nach Familienkonstruktionen, Klasse, Queerness und Fürsorgearbeit.
Der Spielfilm Cidade; Campo von Juliana Rojas besteht auf formaler Ebene aus zwei verschiedenen Geschichten, die nebeneinander erzählt werden. Mit dieser ungewöhnlichen Dramaturgie macht die Regisseurin die Umweltausbeutung, die erzwungene Stadt/Landflucht und die Wirkmächtigkeit der kolonialen Vergangenheit Brasiliens deutlich.
Mala Reinhardt begleitet ihre beste Freundin Akousa, die sich zwischen Ghana und Deutschland bewegt, aber auch zwischen polyamoren Beziehungen, ihrem Kinderwunsch und der Frage, wie queere Formen von Familie aussehen können. Wir präsentieren Familiar Places in der Deutschlandpremiere ebenso wie den experimentellen Dokumentarfilm Meanwhile von Catherine Gund. Archivmaterial, Kunst und Tanz laden dazu ein, über die Auswirkungen von »race«, Rassismus und »White Supremacy« auf Leben und Beziehungen in den USA nachzudenken.
Im Kurzfilmprogramm »What took you so long?« sind es gerade die zufälligen Begegnungen, die Verbindungen von unwiderstehlicher Anziehungskraft schaffen. Die Protagonist*innen der Kurzfilme im Programm »Steps und Movements« sind stetig in Bewegung. Es zeigen sich ein solidarisches Miteinander und ein spezieller queerer Protest gegen gesellschaftliche Gewalt.
In ihrem Film-Vortrag »Queer Future Perfect« tritt Elahe Haschemi Yekani in einen ›Dialog‹ mit dem Film Between Revolutions von Vlad Petri. Der Film zeigt seltenes historisches Dokumentarfilmmaterial aus den späten 1970er bis frühen 1990er-Jahren aus Rumänien und Iran und ermöglicht mithilfe von fiktionalen Briefen eine poetische Reflexion über die Unsichtbarkeit weiblichen queeren Begehrens. Elahe Haschemi Yekani versteht dies »als eine Form der archivarischen Poesie, die nicht in linearen Vorstellungen von Befreiung, sondern in der queeren Zeitlichkeit des Dazwischen angelegt ist.«
Spot on, NRW! präsentiert »Freie Szene Film Dortmund e.V.«
Neben seiner internationalen Ausrichtung macht sich das IFFF Dortmund+Köln mit der Sektion Spot on, NRW! auch stark für die Stimmen aus der Region. In diesem Jahr richten wir den Fokus auf einen Meilenstein für die unabhängige Filmszene: die Gründung des Vereins Freie Szene Film Dortmund e.V. Dank Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung Dortmund und das Kulturbüro der Stadt Dortmund bringt der Verein mit Open-Air-Kinos auf öffentlichen Plätzen, Kinoprogrammen, Workshops und Netzwerktreffen die lokale Filmszene ins Bewusstsein und in den Blick von Filminteressierten und Filmschaffenden.
Wir präsentieren ein Kurzfilmprogramm mit sechs Beiträgen von Dortmunder Filmemacher*innen, die sich im Spannungsfeld zwischen der Suche nach Schutzräumen und dem Erobern neuer Orte bewegen. Darin wird vor allem der Wunsch nach Widerstand laut, der sich in den Filmen als leise, alltägliche Handlung offenbart – einem Blick, einer Bewegung, einem verweigerten Wort. Er wird aber auch inszeniert als offener Bruch mit dem Erwartbaren oder als künstlerische Rebellion.
Das Programm zeigt nicht nur, sondern öffnet für neue Stimmen, für mutige Bilder, für den nächsten Schritt. Spot On, NRW! ist Einladung und Statement zugleich – eine Einladung neue Perspektiven zu entdecken und ein Statement für die Kraft der unabhängigen Filmszene.
Förderer des Festivals
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW; Stadt Dortmund; Kulturbüro Dortmund; Stadt Köln Kulturamt; Film- und Medienstiftung NRW; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Sparkasse Dortmund; Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien beim Bund
Internationales FrauenFilmFest: Gleichstellungsbüro präsentiert den Film „Salve Maria“ (PM)
Vom 1. bis 6. April wird das Internationale FrauenFilmFest Dortmund+Köln (IFFF) gefeiert – Austragungsort ist in diesem Jahr Dortmund! Das Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund ist Kooperationspartner für den Film „Salve Maria“.
Das sechstägige Festivalprogramm bietet insgesamt 103 Filme, begleitet von intensiven Gesprächen, spannenden Workshops, Vorträgen, Stummfilmen mit Live-Musik, der Langen Filmnacht, Kino-to-go, der Festivalparty – und natürlicher einer feierlichen Preisverleihung.
In der Rubrik „Internationaler Spielfilm“ ist das Gleichstellungsbüro Kooperationspartner für den Spielfilm „Salve Maria“ am Sonntag, 6. April, in der Schauburg Dortmund. Zum Inhalt: Maria zweifelt an ihren Fähigkeiten als Mutter. Sie ringt mit den Anforderungen des Alltags und ihrer Arbeit als Schriftstellerin. Fixiert auf einen erschütternden Kindstötungsfall verliert sie zunehmend den Bezug zur Realität. Ein beklemmender Psychothriller über ein gesellschaftliches Tabu: dass nicht alle Frauen zur Mutterschaft berufen sind.
Nach dem Film steht die Regisseurin Mar Coll für ein Filmgespräch zur Verfügung.
Wann? 6. April, 13 Uhr Wo? Schauburg Dortmund, Brückstraße 66
Tickets? Direkt erhältlich unter Tickets IFFF
Weitere Infos und das gesamte Festivalprogramm: frauenfilmfest.com