Rettung durch die Hintertür: Eigentlich wollte die Stadt Dortmund die alte Kreuzgrundschule abreißen und einen Neubau errichten, der mehr Platz bieten und modernen räumlichen und pädagogischen Standards entsprechen sollte. Dafür gab es im vergangenen Jahr bereits grünes Licht im Stadtrat – sehr zum Leidwesen derer, die das historische Gebäude erhalten und unter Denkmalschutz stellen wollten. Jetzt gibt es eine Kehrtwende: Die Stadt legt neue Pläne vor, bei denen der Altbau erhalten bleiben soll.
Clusterschule mit offenen Lernbereichen und Räumen für den Offenen Ganztag
Die Ausgangslage: Die Kreuzgrundschule im Herzen des Dortmunder Kreuzviertels soll auf vier Züge erweitert werden, um den steigenden Schüler:innenzahlen gerecht zu werden. Im Bestandsgebäude aus dem Jahr 1915 gibt es jedoch nicht ausreichend Platz, um vier Züge gemäß den Anforderungen der Dortmunder Schulbaurichtlinie unterzubringen.
Daher hatte der Rat der Stadt die Immobilienwirtschaft im August 2021 damit beauftragt, das Bestandsgebäude durch einen Neubau als Clusterschule mit offenen Lernbereichen und Räumen für den Offenen Ganztag zu ersetzen.
Diese Planung pausierte jedoch, weil in der Zwischenzeit ein Verfahren zur denkmalrechtlichen Unterschutzstellung veranlasst wurde. Nun hat der Verwaltungsvorstand über die Weiterentwicklung des Standorts beraten. Im Mai geht eine entsprechende Vorlage zum Beschluss in den Rat.
Modulbau spart Zeit – Altbau kann bis zur Fertigstellung genutzt werden
Da der Altbau für die zukünftigen Anforderungen der Kreuzgrundschule nicht hergerichtet werden kann, plant die Immobilienwirtschaft ein neues Gebäude auf dem nördlichen Bereich des Schulgrundstücks. Um den Schulbetrieb zum Schuljahr 2027/2028 zu gewährleisten, wird der Neubau als Modulbau errichtet – einer besonders zeitsparenden Bauweise. Die Bauarbeiten vor Ort werden bereits im Jahr 2026 beginnen können. Parallel dazu läuft ein Bebauungsplanverfahren für den Standort.
Angedacht ist ein dreigeschossiges Gebäude, bei dem die Belange der Anwohner:innen der angrenzenden Wohnungen sowie der Baumschutz umfassend berücksichtigt werden. So bleiben zum Beispiel die großen Platanen entlang der Grundstücksgrenzen erhalten.
Alle Anforderungen an das Gebäude, die sich aus der Schulbauleitlinie und dem pädagogischen Konzept der Schule ergeben, bildet der geplante Neubau ab.
Eine Interimsunterbringung der Schüler:innen in Containern ist bei diesem Ablauf nicht erforderlich. Wie es mit dem Bestandsgebäude weitergeht, steht noch nicht fest. Der Denkmalbescheid für den Altbau liegt noch nicht vor, das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt hat jedoch ein entsprechendes Verfahren eingeleitet.
Neue denkmalgerechte Nutzung für den Altbau steht noch nicht fest
Die Kreuzgrundschule wird um einen Zug erweitert. Sie benötigt mehr Platz für ein modernes Raumkonzept. Der Altbau, der unter Denkmalschutz gestellt werden soll, ist dafür ungeeignet. Der Rat wird über Neubaupläne abstimmen.
Was dann mit dem Altbau passieren soll, dazu gibt es noch keine neue Aussage: „Sobald die Grundschule umgezogen ist, werden wir das bestehende Gebäude einer neuen Nutzung zuführen, die dann denkmalgerecht ist. Was für eine Nutzung es sein wird, das steht nicht fest“, so Baudezernent Arnulf Rybicki auf Nachfrage von Nordstadtblogger.
„Nicht ausgeschlossen ist, dass an dieser Stelle ein neuer Kindergarten kommt. Das wird aber noch zu erarbeiten sein”, so Rybicki. Die Kosten für den Neubau sind noch offen. Der Start in der neuen Schule ist zum Schuljahr 2027/28 geplant.
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Reader Comments
Bettina Neuhaus
Eine ganz großartige Idee. Den Schulhof massiv verkleinern, ihn potenziell von ein paar Hundert Kleinkindern zusätzlich nutzen lassen und durch den neuen Kindergarten das Verkehrs-Chaos durch noch mehr Elterntaxis perfektionieren.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser gut durchdachten Lösung!
Da die Johannes-Wulff-Schule direkt daneben auch zurzeit vergrößert wird (auf der Fläche des Schulhofs), könnten wir langsam über Flugtaxis nachdenken. Und jedem Kind bitte nur zwei Quadratmeter Spielfläche!
Gast
wenn ein Kindergarten noch in die Kreuzstr. kommt, am besten eine Autobahn bauen – für die Elterntaxis….
Ingo St.
Ich dachte im Kreuzviertel wohnen Kinder?
Die rd 15 Schulbusse in Groß und Mittel, die mehrmals am Tag Schulkinder zur Förderschule bringen und nach Hause zurückbringen bräuchten eine eigene „Boxengasse“; da ist ein Kindergarten, der von 7:00 bis 9:00 Uhr 100 Kinder aufnimmt und ab 14:00 bis 17:00 Kinder abholen läßt Peanuts gegenüber insgesamt rd 1.000 Schulkinder in der 8:00 Uhr Rush hour.
GRÜNE lehnen Neubau der Kreuz-Grundschule ab (PM)
In der Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt-West am 17. April wird über die Pläne der Verwaltung zur Kreuz-Grundschule beraten. Der jetzige, massive Bau aus der Gründerzeit an der Kreuzstraße wird unter Denkmalschutz gestellt und nach Verwaltungsplänen würde ein Neubau in Modulbauweise im hinteren Bereich des Schulhofes die dann vierzügige Grundschule aufnehmen. 28 Millionen Euro soll der neue Modulbau kosten – die schnellste, jedoch auch die teuerste Lösung. Kritisch sehen die GRÜNEN, dass dies die Fällung einiger Bäume, die Versiegelung des Schulhofes und damit auch Verkleinerung des freien Pausenplatzes bedeutet und zudem die bauliche Nähe an die Wohnbebauung mit sich bringt, denn eigentlich ließe sich dies alles vermeiden.
„Wenn es nach Plänen der BDA, dem Bund Deutscher Architekten, für den Umbau des bestehenden Gebäudes geht, ist eine vierzügige Schule im modernen Schulbau mit geclusterten Räumen und einer Aufstockung mit ausgebautem Dach sogar mit Planung von 70m2 großen Räumen möglich“, stellt Marianne Barlage, Sprecherin der GRÜNEN Bezirksvertretungsfraktion, die Stellungnahme des BDA vor. „Umgestaltung im Bestand bedeutet außerdem: Reduzierung der Kosten um ca. ein Drittel, eine viel bessere CO2-Bilanzierung, eine weitaus längere Nutzungsdauer im wertigen, massiven Gebäude im Gegensatz zum leichteren Modulbau und weniger Belastung für die Anwohnenden. Darüber hinaus verhindern wir einen wohlmöglichen jahrelange Leerstand der alten Kreuz-Grundschule“, so Barlage weiter. Denn in der jetzigen Planung liegen seitens der Verwaltung keine konkreten Nutzungsmöglichkeiten für das alte Gebäude vor.
Für die GRÜNEN im Bezirk sind die Pläne der Verwaltung ein „deja-vu“. „Es ist eingetreten, was die Bewertung des Gebäudes als denkmalschutzwürdig verhindern sollte: der Bau eines weiteren Gebäudes“, erinnert sich Marianne Barlage an die Anfänge der Planungen um die Kreuz-Grundschule.
„Für uns spricht mit der Bewertung des BDA alles für einen Umbau im Bestand“, ergänzt Katrin Lögering, Sprecherin der GRÜNEN Fraktion im Rat und Mitglied sowohl im Planungs- als auch im Schulausschuss.
„Im Planungsausschuss in der nächsten Woche werden wir uns der Haltung unserer GRÜNEN Vertreter*innen vor Ort anschließen und die Vorlage nicht empfehlen. Stattdessen werden wir auch auf dieser Ebene für eine Sanierung im Bestand – entsprechend der Empfehlungen des BDA – werben“, bekräftigt Lögering die Entscheidung der GRÜNEN vor Ort.