Über die Zuwanderung nach Europa wird viel diskutiert – vor allem Rechte wollen die „Festung Europa“, andere setzen auf Solidarität mit den Geflüchteten und machen auf die weltweiten Krisen und die Fluchtgründe aufmerksam. Mit dem Aufruf zu Menschlichkeit, Toleranz und Gemeinschaft beteiligt sich die AWO Dortmund am Projekt „100 Boote – 100 Millionen Menschen“, einem deutschland-weiten Engagement-Kunstprojekt mit über 100 Kreativhäfen. Einen Einblick gibt es bei der Mahnwache am kommenden Freitag (22. März 2024) von 17 bis 18 Uhr im Biercafé West am Westpark.
Ein politisches Zeichen für Solidarität mit Geflüchteten am Weltflüchtlingstag
„Wir setzen Segel für Solidarität mit über 100 Millionen Menschen weltweit, die sich auf der Flucht befinden. Unser Plan ist es, bis zum 20. Juni 2024 einhundert XXL-Origami-Papierboote zu falten und zu gestalten. Am Weltflüchtlingstag wollen wir damit dann in Berlin ein politisches Zeichen für Solidarität mit Geflüchteten setzen“, erklären die Organisator*innen der AWO in Sachsen-Anhalt, die das Projekt gestartet haben.
In Dortmund wurden gleich zwei Boote gestaltet: Die Migrationsdienste sind mit ihren Roma-Bildungsmediator:innen vom Projekt „Vast vasteste – Hand in Hand in NRW“ mit an Bord. Die Mediator:innen haben ihre „Bootschaften“ sehr farbenfroh und leidenschaftlich auf den fünf Meter langen Papierbooten aufgetragen – so intensiv und vielschichtig, dass es mehr als eine Woche dauerte, bis diese in der Malerwerkstatt getrocknet war.
Sie wollen mit der Gestaltung des Bootes die Sichtbarkeit der Roma-Communities erhöhen. „Die Geschichte von Roma war und ist geprägt von Flucht und Vertreibung“, steht im Boot. In verschiedenen Sprachen haben sie Begriffe wie Liebe, Friede, Einigkeit und Brüderlichkeit verewigt.
Teilnehmende der Jugendwerkstatt thematisieren Flucht und Vertreibung
Themen im Kontext Flucht und Vertreibung behandelte auch die zweite Gruppe. Es waren Teilnehmende der Jugendwerkstatt der dobeq in Lindenhorst. Im Projekt der Arbeitsmarktintegration zwischen Schule und Beruf werden tagesstrukturierende Angebote in verschiedenen Bereichen gemacht.
Die Arbeitsfelder sind Maler und Lackierer, Garten- und Landschaftsbau und Theater, erklärt Markus Heindorff, Anleiter für den Garten- und Landschaftsbau. Die Teilnehmenden sind maximal 25 Jahre alt.
„Wir versuchen, eine Struktur in ihren Alltag zu bekommen, sie an Pünktlichkeit und an Teamarbeit zu gewöhnen und wir unterstützen darin, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Darüber hinaus geht es darum, sich Gedanken zu machen, wie eine Arbeit gemacht wird“, ergänzt Detlef Mager, Anleiter für Malerei und Raumgestaltung. Zum Einsatz kommen dabei Werkzeuge und Materialien, die den fachlichen Ansprüchen aus Betrieben genügen.“ Das Ziel ist, sie in Praktika zu bringen, um sie auf eine mögliche Ausbildung vorzubereiten.
Präsentation von 100 Boote – 100 Millionen Menschen“ im Juni in Berlin
Bei „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ wurden sie anders als sonst gefordert: Es ging es um eine ebenso inhaltliche wie künstlerische Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema: Die Jugendlichen der Jugendwerkstatt haben zum Thema Europa, zu Wahlen und zu Menschenrechten gearbeitet.
„Sie haben Texte und Symbole rausgesucht, formuliert, was sie den Menschen auf der Welt wünschen würden und haben aus Origami kleine Boote gebastelt, mit denen sie das große Papierschiff gestaltet haben“, berichtet Theaterpädagogin Laura Gebauer. Sie haben das komplett selbst gebastelt, ihre Motive skizziert und das Boot aufgebaut und gestaltet. Sie hoffen, dass es in Berlin ankommt.“
Darauf hoffen auch die Bildungsmediator*innen, die das zweite Schiff gestaltet haben. Am 20. Juni sollen alle Papierschiffe in Berlin-Mitte zu sehen sein: Das Aufstellen von über 100, fünf Meter langen Papierbooten ist nicht nur eine Lebenserfahrung, sondern auch ein kleiner Kraftakt.
„Es bietet sich aber auch die Möglichkeit viele verschiedene Projektpartner*innen persönlich kennenzulernen. Wir rechnen an diesem Tag mit ca. 600 aktiven Teilnehmenden aus ganz Deutschland und mehreren tausend Besucher*innen über den Tag“, betont die AWO Sachsen-Anhalt, die Organisator:innen der bundesweiten Aktion.
Mahnwache im Namen der Solidarität und des Zusammenhalts am 22. März
Die Internationalen Wochen gegen Rassismus finden seit dem 11. März statt und dauern bis zum 24. März an. Das Motto in diesem Jahr lautet „Menschenrechte für alle“ – eine Forderung, der sich die AWO Dortmund unbedingt anschließt. Zur Mahnwache stellt die AWO Dortmund das deutschlandweite Kunstprojekt vor. „Solidarisch für Menschen in Not und tolerant im Umgang mit Vielfalt – auf Basis dieser Grundsätze setzt sich die AWO gegen rechtsradikale und menschenfeindliche Einstellungen ein“, heißt es im Aufruf.
Doch das ist nur ein Baustein der Mahnwache: In einer gemeinsamen Aktion von Haupt- und Ehrenamt haben Menschen der AWO in Dortmund aufgeschrieben, wie sie sich als Antirassist, als Antirassistin mit kleinen und größeren Taten im eigenen Alltag gegen Rassismus positionieren und geben damit Anregungen zum eigenen antirassistischen Handeln.
Einige Beispiele dieser Aktion werden ebenfalls vorgestellt. Zudem können alle Gäste Argumentationshilfen mitnehmen, um gegen rechtspopulistische Behauptungen gewappnet zu sein. „Wir alle wissen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit mehr ist, wir alle müssen jeden Tag um sie kämpfen. Umso mehr freuen wir uns über jede Teilnahme“, werben sie für rege Resonanz.
Reader Comments
Mahnwache „Menschenrechte für alle“ – AWO gegen Rassismus (PM)
„Menschenrechte für alle“ – so lautete das Motto der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus, eine Forderung, der sich die AWO Dortmund mit einer Mahnwache am Freitag, den 22. März anschloss.
Trotz des regnerischen Wetters und der beginnenden Osterferien war es den Teilnehmenden ein großes Anliegen ein weiteres Zeichen zu setzen. Vielleicht wurde deshalb das „Wir machen weiter!“ zum vielgehörten Motto des Treffens, an dem mehr als 70 Freundinnen und Freunde der AWO Dortmund teilnahmen. Die Vorsitzende des Unterbezirks Dortmund, Anja Butschkau, wies eindrücklich darauf hin, wie wichtig es sei, den aktuellen antidemokratischen und menschenfeindlichen Tendenzen weiterhin konsequent entgegenzutreten.
Mit dieser Veranstaltung auf der Terrasse des Eugen-Krautscheid-Hauses, Lange Straße 42, wurde die Reihe der Mahnwachen in verschiedenen Quartieren fortgesetzt, zu der der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus nach der Großdemonstration im Januar aufgerufen hat. Die AWO stellte ein deutschlandweites Kunstprojekt vor, das unter dem Titel „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ auf die Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam macht.
Insgesamt 100 Papierboote mit einer Länge von bis zu 5 Metern waren dazu bundesweit an AWO-Einrichtungen verteilt worden, um vor Ort von Freiwilligen bemalt und dann am 20. Juni zum Weltflüchtlingstag in Berlin präsentiert zu werden. Jedes Boot steht stellvertretend für 1 Million Menschen, die sich aktuell weltweit auf der Flucht befinden (gesamt 100 Millionen, Tendenz steigend.)
In Dortmund wurden zwei Boote künstlerisch gestaltet, die Schirmherrschaft übernahmen Heike Henze-Brockmann (Geschäftsführerin der dobeq) und Ricarda Erdmann (Leiterin der Migrationsdienste). Beide berichteten eindrucksvoll von der Hingabe, die in den bereits fertig gestalteten Booten steckt – und dass es vor allem geflüchtete Menschen waren, die daran gearbeitet haben.
Eine weitere Aktion wurde vom AWO-Projekt Zukunft mit Herz gestalten vorgestellt: Für alle Gäste gab es gedruckte Argumentationshilfen zur Mitnahme, um gegen rechtspopulistische Behauptungen gewappnet zu sein.