Von Susanne Schulte
„Heute scheint der Staubsauger-Tag zu sein“, meint Silke Röhrl, während sie durch den Vorraum des Repair Cafés in der Paul-Dohrmann-Schule in Scharnhorst blickt und den wartenden Kund:innen, die ihre kaputten Geräte neben den Tischen stehen haben, Kaffee und Kuchen anbietet. Vor einer Viertelstunde war noch nichts los. Da hatte sie Befürchtungen, das niemand kommen würde. Jetzt, um kurz vor halb zwei, sieht das anders aus. Auch nebenan im Werkraum ist somit einiges los. Über Düsen und Filter gebeugt, suchen die ehrenamtlich tätigen Reparateure die Fehler im System. Nicht immer entdeckt einer ihn alleine. Oft zu zweit oder zu dritt tüfteln sie an der Lösung.
Seit 2015 reparieren Frauen und Männer Fahrräder und Haushaltsgeräte
Und finden sie dann meist auch. „Mit Schwarmintelligenz“, sagen sie. So ist es auch bei der Nähmaschine von Christel Höhn. Die Scharnhorsterin nutzt zum dritten Mal den kostenlosen Service des Repair Cafés. Ihren elektrischen Fensterwischer konnte damals niemand wieder in Gang setzen, bei der Nähmaschine hat es jetzt geklappt. „Und alle sind hier so zuvorkommend“, lobt sie die Kinder und Jugendlichen, die am Empfang sitzen oder den Kuchen bringen.
„Mir hat eine die schwere Nähmaschine abgenommen und bis hier hin getragen.“ Sie hängst an der alten Pfaff, die sie vor mehreren Jahrzehnten von einer Verwandten geerbt hat. Weil ja immer mal im Haushalt etwas kaputt gehen kann, guckt sie regelmäßig in der Zeitung nach den Terminen des Repair Cafés und schreibt sich jetzt bereits die nächsten auf, die Silke Röhrl ihr vorliest.
Seit 2015 reparieren Frauen und Männer, die das können, Haushalts- und Spielgeräte, Fahrräder und Kleidung in den Räumen der Paul-Dohrmann-Schule an der Flughafenstraße. Die Idee hatte damals der Schulleiter Michael Keßebohm, erzählt Lehrerin Silke Röhrl, die wie ihre Kolleginnen Kristina Haas und Andrea Kikillus von Anfang an dabei war.
Generationsübergreifendendes Projekt bietet praktische Erfahrung und Ressourcenschutz
Sie alle wollten, dass die Schüler:innen in Kontakt kamen mit der erwachsenen Bevölkerung in Scharnhorst, nicht nur mit den Ehrenamtlichen, sondern auch mit der Kundschaft. Auf einem Info-Blatt sind die Ziele mit einigen Stichworten festgehalten: generationsübergreifend, praktische Berufserfahrung für die Kinder und Jugendlichen, Ressourcenschutz durch Erhaltung und Öffnung der Schule zum Stadtteil. Damals suchte man übers Seniorenbüro und mit Handzetteln sowohl nach freiwilligen Handwerker:innen wie nach Kundschaft.
Alles lief bestens an und weiter über gut vier Jahre. „Corona war dann ein Einschnitt“, so Silke Röhrl. Und nach drei strubbeligen Jahren war der Start schwierig. Die Ehrenamtlichen kamen nicht alle wieder und auch die Nachfrage ging zurück. Jetzt funktioniert der Betrieb wieder ganz gut. Sehr gut würde er laufen, wenn noch jemand im Werkraum mit Elektronik-Kenntnissen helfen könnte und jemand mit Fähigkeiten an der Nähmaschine.
„Da könnten auch die Schüler:innen kommen. Die haben mal einen abgerissenen Knopf oder einen kaputten Anorak.“ So also der Aufruf des Projektteams Repair Café: Freiwillige, die nähen können oder sich in Elektronikfragen praktische auskennen, sind als Werkstatt-Verstärkung sehr willkommen. Die Schule ist über das Sekretariat dienstags und donnerstags von 8 bis 13 Uhr telefonisch zu erreichen: 0231/50 12 200. Die Email-Adresse ist paul-dohrmann-foerderschule@stadtdo.de
Ehrenamtliche Fachkraft in Sachen Näharbeiten wird gebraucht
Die Handwerker, die an diesem Montag neben den Staubsaugern und der Nähmaschine noch eine Brotschneidemaschine, eine Lichtleiste und eine Segelhaltung eines Surfbretts reparieren oder zumindest den Fehler finden, sind ein eingespieltes Team. Da sind Stefan Junge – „Stefan ist unser Allrounder“, Klaus Ahrenhöfer – „Ich bin für das Grobe zuständig, wie Fahrräder. An Elektro gehe ich nicht ran.“, Paul Bömer, Raimund Vollmer, Walter Kühn und Jan Dreschers, Lehrer für Werkunterricht. Nicht im Einsatz ist heute Detlev Thissen.
Eine Reparatur klappt nicht immer. Es gibt keinen Vorrat an Ersatzteilen. Kann man diese noch kaufen, ist ein weiterer Besuch im Repair Café möglich. Und der ist ja auch keine Strafe. Der kostenlose Kaffee schmeckt sehr gut wie auch der kostenlose, von den Schüler:innen und Lehrer:innen selbst gebackene Kuchen. Zudem ist immer ein unterhaltsames Gespräch mit den Jugendlichen und Erwachsenen drin.
Auch wer ohne ein kaputtes Gerät das Repair Café kennenlernen möchte, ist als Gast gerne gesehen. Hier die nächsten Termine, die immer an einem Montag sind: 18. März, 22. April, 27. Mai und 17. Juni. Geöffnet ist das Repair Café der Paul-Dohrmann-Schule an der Flughafenstraße stets zwei Stunden lang von 13 bis 15 Uhr.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
